Ebola-Epidemie erreicht Nigeria und nimmt immer dramatischere Ausmaße an
05.08.2014
Seit Monaten grassiert in den westafrikanischen Staaten Guinea, Sierra Leone und Liberia eine verheerende Ebola-Epidemie. Am vergangenen Wochenende verzeichnete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun erneut einen dramatischen Anstieg der Infektionszahlen und Todesfälle. Auch medizinisches Personal ist vermehrt betroffen. So hatte sich zuletzt beispielsweise ein Arzt in Nigeria bei der Behandlung eines Reisenden aus Liberia mit dem tödlichen Virus infiziert. Zudem wächst die Sorge, dass die Epidemie auch auf Nigeria und andere afrikanische Staaten übergehen könnte.
Den Angaben der Weltgesundheitsorganisation zufolge wurden „zwischen dem 31. Juli und 1. August 2014 insgesamt 163 neue Ebola-Fälle sowie 61 Todesfälle aus Guinea, Liberia, Nigeria und Sierra Leone gemeldet.“ In Nigeria seien drei neue Fälle aufgetreten, darunter der bereits ausgeflogenen US-Arzt Kent Brantly und eine Krankenschwester, die in dem selben Krankenhaus gearbeitet hat. War die Seuche ursprünglich in Guinea ausgebrochen, so hat sich ihr Schwerpunkt mittlerweile nach Liberia verlagert, wo am vergangenen Wochenende 77 neue Infektionen und 28 Todesfälle gemeldet wurden. Auch in Sierra Leone ist die Epidemie weiterhin äußerst aktiv (72 neu Infektionen, 21 Todesfälle). In Guinea waren indes laut Angaben der WHO zuletzt relativ wenig Neuinfektionen und Todesfälle zu verzeichnen (13 Infektionen, 12 Todesfälle).
Fast 900 Ebola-Tote bis Anfang August
Insgesamt waren seit Beginn der Ebola-Epidemie bis Anfang August mehr als 1.600 Infektionen zu verzeichnen, 887 Patienten sind an den Folgen der Infektion verstorben, so die Mitteilung der WHO. In Guinea wurden 485 Fälle und 358 Todesfälle gemeldet, in Liberia 468 Fälle und 255 Todesfällen, in Sierra Leone 646 Fälle und 273 Todesfällen. Neu sind die Ebola-Infektionen in Nigeria, wo bislang ein Todesfall und drei Verdachtsfälle registriert wurden. Der sprunghafte Anstieg der Neuinfektionen am vergangenen Wochenende wird von den internationalen Hilfsorganisationen und der WHO als alarmierendes Warnsignal für eine weitere Zuspitzung der Epidemie bewertet. Insbesondere die gemeldeten Fälle aus Nigeria bereiten den Experten zunehmend Sorge, da ein Übergriff der Seuche auf das bevölkerungsreichste Land Westafrikas dramatische Folgen haben könnte.
Kritik an Gesundheitsbehörden
Die Gesundheitsbehörden in Nigeria sehen sich angesichts des Umgangs mit dem nachweislich infizierten, mittlerweile verstorbenen Reisenden aus Liberia erheblicher Kritik ausgesetzt. Der Mann zeigte schwere Ebola-Symptome und brach am Flughafen zusammen. Dennoch wurden die Mitpassagiere nicht unter Quarantäne gestellt, da die nigerianischen Gesundheitsbehörden das Risiko einer Infektion als minimal einschätzten. Derartige Nachlässigkeiten können in einem Land mit 150 Millionen Einwohnern und Flugverbindungen in die ganze Welt fatale Folgen haben. Wie wichtig die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen und Hygienevorschriften beim Umgang mit den Infizierten ist, wird an den Infektionen des medizinischen Personals auf tragische Weise deutlich. Obwohl die behandelnden Ärzte das Risiko kennen und entsprechende Vorkehrungen treffen, lassen sich die Infektionen nicht immer vermeiden. Mitreisende, die von der Erkrankung anderer Passagiere nichts ahnen, können sich indes kaum vor einer Ansteckung schützen. (fp)
Bild: Harry Hautumm / pixelio.de
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