Ist Schnupfen bald behandelbar?
Besonders im Herbst und Winter sind die meisten Erwachsenen mindestens einmal davon betroffen, Kinder im Durchschnitt sogar öfter: Schnupfen oder in der Fachsprache „akute Rhinitis“. Die Nase läuft, man fühlt sich schlapp und muss häufig niesen. Diese Symptome schränken uns in unserem Alltag ein und sind einfach lästig, wenn auch normalerweise ungefährlich.
Schnupfen wird durch Bakterien oder Viren ausgelöst – oftmals durch sogenannte Rhinoviren. Während gegen Bakterien, die allerdings eher selten Auslöser sind, Antibiotika eingesetzt werden können, fehlten bisher Medikamente gegen die Schnupfenviren.
Bei durch Viren ausgelösten Erkältungen musste man bislang einfach „abwarten und Tee trinken“. Bestenfalls konnten die Symptome mit Medikamenten oder Hausmitteln gelindert werden. Das könnte sich jedoch bald ändern, denn Forschende der Medizinischen Universität Wien haben einen Weg entdeckt, um bestimmten Schnupfenviren in Zukunft das Leben schwer zu machen.
Was fanden die Forschenden heraus?
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eines Start-Ups der Uni Wien haben sich konkret mit dem Rhinovirus beschäftigt, einem der häufigsten Schnupfenerreger. Die Ergebnisse wurden kürzlich in einer Meldung auf dem Onlineportal der Medizinischen Universität Wien veröffentlicht.
Viren brauchen für ihre Vermehrung Nährstoffe aus den Zellen ihres Wirtsorganismus. Studien an der Medizinischen Universität Wien ergaben, dass das Rhinovirus auf Zucker aus dem Zellstoffwechsel angewiesen ist, um sich im menschlichen Körper vermehren zu können.
„Aus diesen Konzepten heraus hat unser Team eine stark wirksame Substanz gegen Rhinoviren identifiziert, die 2-Deoxyglukose. Diese hemmt die Zuckerverwertung der Wirtszelle und hungert so das Virus innerhalb der Zelle aus“, erörtern Guido Gualdoni von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien sowie Johannes Stöckl vom Institut für Immunologie der MedUni Wien.
Kann diese Strategie auch auf das Corona-Virus angewendet werden?
Könnte der Mechanismus, der bei der Bekämpfung des Rhinovirus Erfolg zeigt, auch gegen Coronaviren wirken? Das Forschungsteam geht dieser Frage nach: „Nachdem alle Viren auf den Wirtszellmetabolismus angewiesen sind, arbeiten wir derzeit auch verstärkt an der Erprobung dieser Therapiestrategien gegen andere Viren, wie z.B. Coronaviren“, äußern sich die Forschenden hierzu in der Meldung der Uni Wien.
Ab wann gibt es ein Medikament gegen Schnupfen?
Noch in diesem Jahr soll mit der Entwicklung eines Medikaments gegen Schnupfen begonnen werden. Eine gute Verträglichkeit der Ausgangssubstanz wurde in Tests offenbar bereits bestätigt. Nun soll in klinischen Tests die Wirksamkeit erprobt werden. Ein genauer Zeitrahmen dafür wurde bisher allerdings nicht bekannt gegeben. Wann genau es ein Medikament gegen Schnupfen geben wird, bleibt also zunächst unklar.
Ist ein Medikament gegen Schnupfen notwendig?
Eine Erkältung ist normalerweise harmlos und heilt von selbst aus. Aus naturheilkundlicher Sicht kann ein Schnupfen ein Alarmsignal des Körpers sein, dass wir uns zu viel zugemutet haben und Erholung brauchen. Unser Immunsystem wurde geschwächt, zum Beispiel durch zu wenig Schlaf, vitaminarme Ernährung, zu wenig Bewegung und Zeit an der frischen Luft oder zu viel Stress, sodass wir anfällig für die Erreger waren.
Von diesem Blickwinkel kann die Krankheit auch als Erinnerung daran verstanden werden, uns selbst mehr Aufmerksamkeit zu widmen, sorgsamer mit uns und unseren Energieressourcen umzugehen und uns eine Auszeit zu gönnen, um uns zu erholen.
Die meisten von uns kennen das: Im Alltag stellen wir unsere Pflichten oft über die notwendige Entspannung. Der Job will bewältigt, der Haushalt erledigt werden und und und. Eine Erkältung ist lästig, kann uns aber auch eine Auszeit verschaffen. Seien wir mal ehrlich: Eine Schniefnase ist mitunter gar nicht so unwillkommen, wenn wir beim Auskurieren in Ruhe auf dem Sofa liegen und ein gutes Buch lesen oder ein paar Folgen unserer Lieblingsserie am Stück schauen können. Das ist völlig okay, denn Ruhe und Entspannung helfen am besten, um schnell wieder gesund zu werden und den Körper zurück ins Gleichgewicht zu bringen.
Insofern scheinen Medikamente gegen den Virusschnupfen nicht unbedingt erforderlich, auch wenn es sicherlich Situationen gibt, in denen wir enorm froh wären, eine Erkältung mit einem Medikament schnell bekämpfen zu können: Zum Beispiel ein wichtiges Vorstellungsgespräch oder das Kleinkind, das betreut werden muss. Auch für Menschen, die aufgrund des Alters oder durch Vorerkrankungen ein schwaches Immunsystem haben, könnte das Mittel hilfreich sein.
Wie so oft im Leben wird es in dieser Frage unterschiedliche Blickwinkel und Standpunkte geben. Toleranz und Respekt für die Entscheidungsfreiheit anderer sowie eine gute Portion gesunder Menschenverstand, ob und wann man zu einem Medikament greifen sollte, sind hier gefragt.
Was aus naturheilkundlicher Sicht zu klären wäre, ist die Frage, ob es das Immunsystem schwächt, wenn man den Körper bei jedem Infekt durch Medikamenteneinnahme unterstützt. Eventuell sollte das Immunsystem zumindest ab und zu einen Schnupfen selbst bewältigen, um leistungsfähig zu bleiben.
Alarmsignale des Körpers wie ständige Erkältungen sollte man ohnehin nicht ignorieren. Auf Dauer hilft dann nur, kürzer zu treten.
Vorbeugung: Stress reduzieren, Immunsystem stärken
Der wirksamste Schutz gegen einen Schnupfen besteht darin, erst gar keinen zu bekommen. Deswegen ist die Stärkung des Immunsystems die beste Vorbeugung gegen Rhinoviren und andere Erreger.
Da Stress das Immunsystem schwächt, ist dabei unter anderem die Stressreduktion eine gute und wichtige Maßnahme: Durch Entschleunigung, Sport, Achtsamkeit und die regelmäßige Ausübung von Entspannungsmethoden wie Yoga, Autogenes Training oder Meditation können Sie Ihr Immunsystem aktiv stärken.
Viele weitere praktische Tipps zur Stärkung des Immunsystems finden Sie in unserem Artikel „Immunsystem stärken – Die besten Tipps für eine starke Abwehr“.
Erkältungssymptome mit Hausmitteln lindern
Hat es Sie trotz bester Vorbeugung doch erwischt? Wie Sie die lästigen Schnupfensymptome mit altbewährten Hausmitteln mildern können, erfahren Sie in unserem Artikel „Hausmittel bei Erkältung: Kaum erforscht und doch wirksam“. (kh)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Wien: MedUni Wien Start-Up entwickelt Therapien gegen Viruserkrankungen; (veröffentlicht am 09.03.2020), MedUni Wien
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.