Alkoholpause: Leber, Herz und Haut sagen Danke
In den USA und England hat sich der sogenannte Dry January („Trockener Januar“) als Trend durchgesetzt. Gemeint ist damit der einmonatige Verzicht auf Alkohol, um Körper und Geist zu Beginn des Jahres fit zu machen. Doch welche gesundheitlichen Effekte sind durch eine Alkoholpause zu erwarten? Zwei Fachleute geben Auskunft.
Alan Berki ist Berater für Drogen- und Alkoholentzug. Dr. Jamile Wakim-Fleming ist Leberspezialist. Beide Experten arbeiten an der renommierten Cleveland Clinic in Ohio (USA). In einem aktuellen Beitrag erklären die Fachleute, welche positiven Effekte eine Alkoholpause auf Körper und Geist haben kann.
Dry January: Woher stammt der Trend?
Die britische Organisation Alcohol Change UK führte im Jahr 2013 eine öffentliche Gesundheitskampagne mit dem Namen Dry January durch und sicherte sich den Begriff als Marke. Ob der Trend des alkoholfreien Januars auf diese Kampagne zurückzuführen ist oder ob die Organisation einen bereits bestehenden Trend nutzte und diesen benannte ist unklar.
Wer zählt zu den Vieltrinkern?
Ob Trend oder nicht – klar ist, dass die Gesundheit auf mehreren Ebenen von einer Alkoholpause profitiert, am meisten natürlich bei Personen, die viel und regelmäßig Alkohol konsumieren. Laut Berki zählt eine Person als Vieltrinker, die als Mann regelmäßig mehr als fünf alkoholische Drinks oder als Frau mehr als vier bei einer Gelegenheit trinkt.
Dies sei jedoch eine Faustregel und werde von weiteren Faktoren wie beispielsweise Größe und Gewicht beeinflusst.
Alkohol ist ein Rauschgift
Wie der Suchtberater klarstellt, ist Alkohol zwar legal, es handele sich aber um eine berauschende Droge, die den Körper schwer schädigen kann. „Alkohol ist ein Gift und wenn man ein Gift zu sich nimmt, schädigt es jede Zelle im Körper“, betont Berki.
Da Alkoholkonsum aber fest in der Gesellschaft verankert ist, zu vielen Gelegenheiten konsumiert wird und überall frei erhältlich ist, geraten die Sorgen um die potentiellen gesundheitlichen Folgen eines regelmäßigen Konsums oft in den Hintergrund.
„Sie werden enorme gesundheitliche Vorteile feststellen, wenn Sie über einen längeren Zeitraum mit dem Trinken aufhören“, unterstreicht Berki.
Mehr Energie und Klarheit im Denken
Auch wenn Menschen im Rausch oft viel Spaß erleben, fördert regelmäßiger Alkoholkonsum laut Berki langfristig eher depressive Stimmungen. Bereits nach kurzer Zeit ohne Alkohol steige das allgemeine Energielevel bei den meisten Personen an.
„Nach einem Monat ohne Alkohol bemerken die Menschen in der Regel deutliche Veränderungen in Bezug auf Energie und Klarheit im Denken“, erläutert der Suchtberater.
Alkoholverzicht verbessert die Herzgesundheit
Alkohol erhöht vorübergehend den Blutdruck und kann auch die Herzfrequenz erhöhen. Diese beiden Aspekte können zu einem gesteigerten Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall beitragen.
Glattere Haut
Alkohol wirkt dehydrierend und entzieht der Haut ihre Feuchtigkeit. Bei regelmäßigem Alkoholkonsum wirkt die Haut oft älter und das Gesicht neigt zu Schwellungen. Ein Alkoholverzicht über mindestens einen Monat kann zu einer glatteren Haut und einem weniger aufgedunsenen Gesicht beitragen.
Alkoholverzicht hilft beim Abnehmen
Gerade Menschen, die viel Alkohol trinken, könnte ein Verzicht auf Alkohol zu einer Gewichtsabnahme verhelfen. Drei Bier haben bereits ähnlich viel Kalorien wie eine ganze Mahlzeit. „Das bedeutet, dass Sie pro drei Drinks so viele Kalorien zu sich nehmen, als hätten Sie eine weitere Mahlzeit gegessen“, verdeutlicht Dr. Wakim-Fleming.
Gerade in Kombination mit einer kalorienreduzierten Ernährung könne ein Verzicht auf Alkohol daher sehr hilfreich beim Abnehmen sein. Der fehlende Alkohol dürfe dabei aber nicht durch andere Dinge ersetzt werden, wie beispielsweise Süßigkeiten oder Knabbereien.
Ohne Alkohol regeneriert die Leber
Dr. Wakim-Fleming hebt hervor, dass sich nach einem Monat Alkoholverzicht Leberentzündungen, die durch Alkoholkonsum hervorgerufen werden, deutlich verringern. „Es ist, als würde man der Wunde ein wenig Zeit geben, sich selbst zu heilen“, so der Leberspezialist.
Der Mediziner weist allerdings darauf hin, dass bei besonders starkem Alkoholkonsum auch Leberschäden entstehen können, die nicht mehr durch einen zeitweisen Verzicht rückgängig gemacht werden können. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine Vernarbung des Lebergewebes vorliegt.
Alkoholverzicht verschafft Klarheit
Nicht zuletzt macht ein Monat Verzicht deutlich, welche Beziehung eine Person zu Alkohol hat.
„Wenn Sie während eines trockenen Monats bemerken, dass Sie ein ständiges Verlangen nach Alkohol haben oder sich gedanklich mit dem Trinken beschäftigen, sind das deutliche Anzeichen dafür, dass ein Suchtproblem vorliegt“, resümiert Berki. Solche Dinge bemerken viele Betroffene erst, wenn sie sich bewusst für eine Pause entscheiden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Why a ‘Dry January’ Is Good for Your Health (veröffentlicht: 17.12.2022), health.clevelandclinic.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.