Millionen Kinder sterben vor ihren fünften Geburtstag
25.02.2014
Rund eine Millionen Neugeborene überleben ihren ersten und einzigen Lebenstag nicht, so das ernüchternde Ergebnis eines aktuellen Reports der Nichtregierungsorganisation (NGO) Save the Children. Knapp drei Millionen Kinder sind im Jahr 2012 innerhalb von 28 Tagen nach ihrer Geburt gestorben und 6,6 Millionen vor ihrem fünften Geburtstag, berichtet die Hilfsorganisation. „Noch immer sterben 18.000 Kinder pro Tag“, so die aktuelle Mitteilung von Save the Children.
Zwar sei „die Anzahl der Kinder, die jährlich vor dem fünften Lebensjahr sterben, seit 1990 von 12,6 Millionen auf 6,6 Millionen“ im Jahr 2012 gesunken, doch könnten jährlich rund zwei Millionen weitere Neugeborenen gerettet werden, „wenn wir vermeidbare Todesursachen bei Neugeborenen beseitigen“, berichtete Save the Children bei Vorstellung des Reports „Ending Newborn Deaths“ in London. Der Bericht zeige, dass das Problem der Neugeborenensterblichkeit weiterhin größer ist, als gedacht. So seien im Jahr 2012 rund 1,2 Millionen Totgeburten, verursacht durch einen Herzstillstand während der Wehen, zu verzeichnen gewesen. Weitere eine Million Neugeborene überlebten ihren ersten Lebenstag nicht. 2,2 Millionen Todesfälle haben sich demnach allein während der Wehen und und der ersten 24 Stunden nach der Geburt ereignet. Knapp drei Millionen Kinder überleben nicht länger als vier Wochen und 6,6 Millionen Kinder sind im Jahr 2012 vor ihrem fünften Geburtstag verstorben. Dabei war die „Sterblichkeitsrate in Afrika viermal höher als in Europa“, berichtet die NGO.
Todesfälle durch Frühgeburten, Geburtskomplikationen und Infektionen
Die Hilfsorganisation nennt in ihrem Report auch die häufigsten Ursachen für kindliche Todesfälle. Hier seien vor allem „Frühgeburten, Komplikationen während der Geburt und Infektionen“ zu erwähnen, berichtet Save the Children. „Was getan werden muss, um diese Ursachen zu bekämpfen, wissen wir“, so die NGO weiter. Viele Todesfälle bei Neugeborenen ließen sich zum Beispiel durch eine „nachhaltige Gesundheitsversorgung in der risikoreichsten Zeit während der Wehen, der Entbindung und direkt nach der Geburt“ verhindern. Daher sollten gut ausgebildete und ausgestattete Geburtshelfer ohne Einschränkung jeder Frau bei und direkt nach der Geburt zur Seite stehen, forderte Save the Children.
Professionelle Geburtshilfe könnte die Zahl der Todesfälle deutlich reduzieren
Mit einer professionellen Geburtshilfe ließen sich nach Einschätzung der Experten 45 Prozent der Todesfälle während der Wehen und 43 Prozent der Neugeborenen-Todesfälle verhindern. Auch heute noch würden zu viele Babys sterben, weil die Mütter keine professionelle Hilfe während der Wehen und der Entbindung erhalten. Dies betreffe vor allem „Frauen, die im ländlichen Raum leben, die zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen oder ethnischen Minderheiten zählen und die über unzureichende Bildung verfügen“, berichtet Save the Children. In zahlreichen Ländern sei „es zweimal wahrscheinlicher, dass die ärmsten Familien ein Baby verlieren als die reichsten.“ Die Hilfsorganisation wertete die Situation als „schrecklich und unakzeptabel.“ Sollte das Problem der Todesfälle bei Neugeborenen nicht vordringlich angegangen werden, bestehe die Gefahr, dass der Fortschritt bei der Reduzierung der Kindersterblichkeit ins Stocken gerät. So sei in dem aktuellen Report gegenüber dem Vorjahr bereits keine deutliche Verbesserung mehr zu erkennen gewesen.
Gerechtere Verteilung der Gesundheitsdienstleistungen gefordert
Save the Children kommt zu dem Schluss, dass „wesentliche Reformen erforderlich (sind), damit die ärmsten Bevölkerungsteile und diejenigen in schwer zugänglichen Gebieten, Zugang zu professioneller Gesundheitsversorgung bei der Geburt erhalten.“ Dies betreffe auch die Kosten für die Gesundheitsversorgung der Mütter, Neugeborenen und Kinder. Die Gesundheitsversorgung müsse für sie frei zugänglich sein und es sollte genug Gesundheitsmitarbeiter geben, fordert die NGO. Durch eine „gerechtere Verteilung von grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen in 47 Ländern“ könne die Zahl der Todesfälle bei Babys um 950.000 reduziert werden, was gleichbedeutend mit einer „Reduzierung der Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen in diesen Ländern um 38 Prozent“ sei. Kathrin Wieland, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland, betonte, dass „der erste Tag im Leben eines Kindes der gefährlichste“ ist und „ 40 Millionen Frauen ihre Kinder ohne professionelle Begleitung auf dem Fußboden ihres Hauses oder sogar unter freiem Himmel zur Welt bringen.“ Oftmals ende dies in einer Tragödie. Durch ausgebildetes Gesundheitspersonal ließen sich viele dieser überflüssigen Todesfälle vermeiden und „da müssen wir ansetzen, denn jedes Kind hat ein Recht auf Leben“, erläuterte Wieland.
Save the Children berichtet weiter, dass eine „Erhöhung der Gesundheitsausgaben auf 3,70 Euro pro Person pro Jahr das Sterben von 147 Millionen Kindern, von fünf Millionen Frauen und 32 Millionen Totgeburten verhindern“ könnte. Dabei wären die „wirtschaftlichen und sozialen Vorteile bis zu neunmal so hoch wie die Investitionen bis 2035, erläutert die Hilfsorganisation in ihrer aktuellen Pressemitteilung. (fp)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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