Burn-out-Risiko durch Analyse von Speichelprobe abschätzbar
Immer mehr Menschen fühlen sich aufgrund der zunehmenden Arbeitsbelastung und wegen Stress im Job regelrecht ausgebrannt. Die Überforderung mündet häufig in einem Erschöpfungssyndrom. Forscher konnten nun zeigen, dass das Risiko für einen Burn-out anhand einer einfachen Speichelprobe festgestellt werden kann.
Dauer-Stress und lange Arbeitszeiten
Für einen Großteil der Bundesbürger hat die Arbeitsbelastung im Job deutlich zugenommen. Manche Arbeitnehmer stecken Stress und Überstunden mühelos weg. Andere jedoch kämpfen ständig gegen Erschöpfung und kommen nicht mal im Urlaub oder am Wochenende zur Ruhe und fühlen sich ständig ausgebrannt. Sie leiden an einem Burn-out. Eine verbindliche Definition für dieses Erschöpfungssyndrom gibt es bislang nicht. Dennoch gibt es oft bestimmte Anzeichen eines Burn-outs wie Niedergeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, chronische Müdigkeit oder eine starke innere Unruhe. Forscher haben nun gezeigt, dass Burn-out auch anhand einer einfachen Speichelprobe festgestellt werden kann.
Burn-out anhand einer einfachen Speichelprobe feststellen
Laut Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt „Depression“ Platz eins in der weltweiten „Krankheitslast“ ein.
Den Experten zufolge werden bis 2030 bereits drei psychische Krankheiten unter den Top 5 liegen: Depression, Alzheimer und andere Formen der Demenz beziehunsgweise Alkoholsucht.
Auch seelische Leiden wie Burn-out nehmen zu.
Forscher der Medizinischen Universität (MedUni) Wien und des Gesundheits- und Vorsorgezentrums der KFA (Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien) konnten nun zeigen, dass Burn-out anhand einer einfachen Speichelprobe festgestellt werden kann.
Als Marker dafür dient das Hormon Cortisol.
Cortisol wird vor allem morgens ausgeschüttet
Wie auf der Webseite der MedUni erklärt wird, ist Cortisol an sich ein Anti-Stresshormon, das abbauende Stoffwechselvorgänge aktiviert und so dem menschlichen Körper energiereiche Verbindungen zur Verfügung stellt.
Seine dämpfende Wirkung auf das Immunsystem wird auch dazu verwendet, überschießende Reaktionen zu unterdrücken und Entzündungen zu hemmen.
Das Hormon wird vor allem morgens während des Aufstehens ausgeschüttet und kurbelt sozusagen den Kreislauf an.
Bei gesunden Menschen sinkt der Cortisol-Spiegel dann im Lauf des Tages wieder ab – bis am Abend praktisch kein Cortisol mehr messbar ist.
Anders ist es bei Menschen, die unter Dauerstress leiden: Der Körper hält den Cortisolspiegel viel länger im messbaren Bereich, um mit dem anfallenden Stress fertig zu werden – wird der Stress dann „chronisch“, entstehen hohe Cortisolspiegel ohne normale Tagesrhythmik.
Hohe arbeitsbezogene Stressbelastung nachgewiesen
Die drei Studienleiter Helmuth Haslacher und Alexander Pilger von der Klinischen Abteilung für Medizinische und chemische Labordiagnostik (KILM) der MedUni Wien sowie Robert Winker von der Stressambulanz des Gesundheits- und Vorsorgezentrums der KFA konnten nun zeigen, dass man mit nur jeweils einer Speichelprobe, welche zu Mittag oder am Abend gewonnen werden kann, den erhöhten Cortisol-Spiegel nachweisen und damit das Risiko für Burnout messbar machen kann.
Dazu wurden arbeitsbezogenen Stress- und Cortisol-Spiegel von Burnout-PatientInnen mit jenen gesunder ArbeitnehmerInnen verglichen.
„Es zeigte sich, dass jene Personen, bei denen mit psychologischen Methoden eine hohe arbeitsbezogene Stressbelastung nachgewiesen werden konnte, sowohl zu Mittag als auch am Abend auffallend höhere Cortisolwerte aufwiesen“, erläutern die Experten.
„Des Weiteren beobachteten wir, dass sich der klinische Verlauf und die Cortisolwerte der Patientinnen und Patienten unter der Therapie in der von der KFA eigens dafür eingerichteten Stressambulanz besserten. Das bedeutet, dass wir diesen Marker für die Identifikation von Menschen mit erhöhtem Burnout-Risiko präventiv verwenden können.“
Dazu sollen noch weitere Studien folgen, die dieses Ergebnis evaluieren und dazu führen sollen, ein valides, biochemisches Testsystem für den klinischen Alltag zu entwickeln, um gefährdete Menschen eindeutig zu identifizieren.
Genauigkeit von annähernd 100 Prozent
Laut den Wissenschaftlern zeigten die Speichelproben zu Mittag und am Abend im Vergleich zur bisher üblichen, morgendlichen Probenabgabe – dreimal nach dem Aufwachen alle Viertelstunde – ein viel besseres und sichereres Ergebnis:
„Unsere derzeitigen Daten lassen vermuten, dass man Burnout-gefährdete Menschen durch eine einzelne Speichelprobe mit einer Genauigkeit von annähernd 100 Prozent identifizieren kann, bei der aus der Literatur bekannten mehrfachen Speichelabgabe am Morgen hatten wir mit aufwändigeren Methoden eine viel größere Schwankungsbreite.“
Bereits vier Stunden nach der Probenabgabe gibt es nun eine sichere Analyse, die auch im Vergleich zur Untersuchung von stressrelevanten Blutparametern besser abschnitt.
„Mit diesen Ergebnissen werden wir in Kooperation mit der Stressambulanz des Gesundheits- und Vorsorgezentrums der KFA unsere Präventionsbemühungen bei stressassoziierten Erkrankungen noch mehr intensivieren“ betonten die Forscher.
Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.