Psychologen: Kulinarisch klingende Beschreibungen erhöhen Appetit auf Gemüse
Eigentlich ist jedem Menschen bekannt, dass die Ernährung eine wichtige Rolle dabei spielt, unseren Körper gesund zu halten. Leider scheinen aber vor allem ungesunde Speisen besonders gut zu schmecken. Wie kann man also gesundes Essen schmackhaft machen? Psychologen aus den USA haben eine ganz einfache Maßnahme entdeckt, mit der der Appetit auf Gesundes gesteigert werden kann.
Gesunde Ernährung liegt im Trend
Vor kurzem wurde eine Studie veröffentlicht, die zeigte, dass sich immer mehr Deutsche gesünder ernähren und öfter auf Fett, Zucker und Fleisch verzichten. Auf den Obst- und Gemüsekonsum hat der Trend aber offenbar kaum einen Einfluss. Der Verbrauch stagniert. Doch wie kann man Menschen dazu bekommen, mehr gesundes Gemüse zu essen? US-Psychologen haben herausgefunden, wie das geht.
Gesundheitliche Vorteile von pflanzlicher Kost
Mindestens fünf bis zehn Portionen Obst und Gemüse sollte man pro Tag essen, raten Ernährungsexperten.
Die pflanzlichen Lebensmittel erhalten die Gesundheit und schützen vor Krankheiten. So ist etwa seit längerem bekannt, dass das Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten wie Schlaganfall oder Herzinfarkt umso geringer ist, je höher der Gemüse- und Obstverzehr ist.
Für Krebs ist dieser Zusammenhang nicht eindeutig, wird aber angenommen. Zudem helfen bestimmte Pflanzenstoffe in Obst und Gemüse beim Abnehmen.
Gesundes Essen wird als weniger schmackhaft eingestuft
Doch viele Menschen haben solche pflanzliche Kost nur an wenigen Tagen der Woche auf dem Teller. Wie kann man das ändern? Psychologen von der Stanford University in Kalifornien haben nun in einer Untersuchung festgestellt, wie man den Verzehr von Gemüse ankurbeln kann.
„Paradoxerweise kann es kontraproduktiv sein, auf die gesundheitlichen Vorteile von Essen hinzuweisen, da die Menschen Speisen, die sie für besonders gesund halten, als weniger schmackhaft einstufen“ schreiben die Forscher um Bradley Turnwald im Fachmagazin „JAMA Internal Medicine“.
Außerdem hätten frühere Untersuchungen gezeigt, dass gesundes Essen als weniger sättigend und befriedigend wahrgenommen werde.
So stellten Wissenschaftler in einer Studie fest, dass Probanden, die einen Milchshake bekamen, der als kalorienarm ausgewiesen war, eine höhere Konzentration des Hungerhormons Ghrelin aufwiesen, als Studienteilnehmer, die das gleiche Getränk erhielten, aber annahmen, es handele sich um einen kalorienreichen Drink.
Einfach den Namen der Speisen ändern
In der aktuellen Studie haben die Forscher in einer Kantine ihrer Universität einen Test durchgeführt, der aufzeigte, wie man Menschen dazu bekommt, verstärkt zu Gemüse zu greifen.
Sie haben dafür ganz einfach die Namen der angebotene Speisen verändert und nach ihren Angaben „dekadente“ Bezeichnungen gewählt.
So wurden beispielsweise Zucchini statt als „Zucchini“ (Basisbezeichnung) auch als „langsam-geröstete karamellisierte Zucchini-Happen“ (Genussbotschaft) beziehungsweise als „kalorienarme Wahl Zucchini“ (negative Gesundheitsbotschaft) oder als „nährstoffreiche grüne Zucchini“ (positive Gesundheitsbotschaft) angeboten.
46 Tage lang standen mehrere verschiedene Gemüsesorten mit den genannten Kategorisierungen zur Auswahl. Die Präsentation und Zubereitung wurden in diesem Zeitraum nicht verändert.
Betonung der gesundheitlichen Vorteile von Nachteil
Die Wissenschaftler stellten fest, dass mehr Menschen zu den Speisen mit den kulinarischen Bezeichnungen griffen und pro Tag deutlich mehr Gemüse serviert wurde.
Im Vergleich zum Gemüse mit der Basisbezeichnung wurden die Sorten mit der Genussbotschaft um 25 Prozent öfter gewählt. Gegenüber dem Essen mit der positiven und der negativen Gesundheitsbotschaft lag der Unterschied bei 35 beziehungsweise 41 Prozent.
Die Menge an Gemüse, die sich die Kantinenbesucher auf die Teller luden, war im Vergleich zur neutralen und der restriktiven Benennung um 23 und 33 Prozent größer.
„Wir haben zwar die Intuition, den gesundheitlichen Nutzen von gesunden Lebensmitteln hervorzuheben, doch diese Studie zeigt, dass die Betonung der Gesundheit bei der Wahl gesunder Optionen entmutigen kann“, sagte Turnwald laut einer Mitteilung der Uni.
Gesundes Essen ist schmackhaft
Ihre einfache und kostengünstige Strategie zur Veränderung der Beschreibungen von gesunden Lebensmitteln könne einen erheblichen Einfluss auf den Konsum von nahrhaften Lebensmitteln haben.
„Gesunde Lebensmittel können genussvoll und lecker sein“, so der Studienautor. „Sie werden einfach nicht so beschrieben. Wenn die Leute nicht glauben, dass gesunde Lebensmittel gut schmecken, wie können wir erwarten, dass sie gesunde Entscheidungen treffen?“
Womöglich können aber auch noch andere Tipps und Tricks dazu beitragen, dass Menschen lieber zu gesunden Nahrungsmittel greifen.
So zeigen zum Beispiel Studien, dass den meisten Menschen selbstgemachtes Essen am besten schmeckt, und es hat natürlich den Vorteil, die – gesunden – Zutaten selbst zu wählen.
Außerdem wird oft dazu geraten, ein schönes Ambiente zu schaffen, um Appetit zu bekommen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.