Herzexperten klären über Herzrhythmusstörungen auf
Wenn ein plötzlicher Herztod eintritt, wurden im Vorfeld oft lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen festgestellt. Die Therapie und die genaue Risikobewertung bei Herzrhythmusstörungen stellen Kardiologen häufig vor eine schwierige Aufgabe, denn ein plötzlicher Herztod lässt sich in den meisten Fällen nicht voraussagen. Herzexperten erklären, wie sich Patienten mit Herzrhythmusstörungen am effektivsten schützen können.
Ein Expertenteam der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) berät über die effektivsten Methoden, wie sich Menschen mit Herzrhythmusstörungen vor einem plötzlichen Herztod schützen können. Oft wurde bei solchen Patienten das Tragen einer Defibrillator-Weste („Defi-Weste“) empfohlen. Eine kürzlich erschienene Studie im „New England Journal of Medcine“ zeigte allerdings, dass diese Westen kaum einen Nutzen haben. Die DGK-Experten informieren über effektivere Methoden.
Defibrillator-Westen haben keinen großen Nutzen
Eine Studie untersuchte kürzlich, ob ein tragbarer Kardioverter-Defibrillator in Form einer Weste die Häufigkeit von plötzlichen Todesfällen während einer Hochrisiko-Periode reduzieren kann. Die Forschungsarbeit kam zu dem Ergebnis, dass eine solche Weste bei Patienten mit einem kurz zurück liegenden Myokardinfarkt nicht wesentlich zu einer verminderten Todesrate beiträgt. Dies kann zum Teil aber auch an der Motivation der Patienten liegen, räumt Professor Dr. Thomas Deneke in einer Pressemitteilung der DGK ein. Wie sich gezeigt habe, tragen viele die Weste gar nicht oder nur unzureichend. „Moderne Telemedizin-Nachsorgen nach einem intensiven Patiententraining könnte dies eventuell verbessern“, so Deneke.
Risikopatienten identifizieren
„Heute kann mithilfe moderner bildgebender Verfahren wie der MRT versucht werden, jene Patienten zu identifizieren, die ein hohes Risiko für den plötzlichen Herztod haben“, schreiben die Herzspezialisten. Auch die sogenannte programmierte Ventrikelstimulation, bei der die Herzkammern mittels eines Katheters elektrisch stimuliert werden, könne bei Patienten nach einem Herzinfarkt ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod aufdecken.
Der implantierbare Defibrillator
Bei Patienten, die ein plötzliches Herztod-Ereignis überlebt haben, ist nach Angaben der DGK ein implantierbarer Defibrillator (ICD) die erste Therapiewahl. Der ICD ist, ähnlich wie der Herzschrittmacher, ein Gerät, das den Herzrhythmus ständig überwacht. Im Falle behandlungsbedürftiger Rhythmusstörungen kann dieser verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung der Arrhythmie einleiten.
Ist eine Katheterablation die bessere Alternative?
Wie die DGK-Spezialisten berichten, gibt es mehrere Studien, die zeigen, dass die Katheterablation effektiver ist als jede medikamentöse Behandlung in Bezug auf die Unterdrückung wiederkehrender Herzrhythmusstörungen bei Patienten mit Rhythmusstörungen nach einem Herzinfarkt. Bei Katheter-Ablationen werden krankhafte Erregungsherde am Herzmuskelgewebe mit Hilfe eines Katheters verödet. Bei vielen Patienten kehrt das Herz in Folge dauerhaft zu einer natürlichen Taktung zurück.
Auch für Patienten ohne Herzinfarkt geeignet?
„Bei Patienten ohne Veränderungen an den Herzkranzgefäßen, also ohne vorangegangenem Herzinfarkt, scheint es so zu sein, dass die Erfolge der Ablation, wenn sie in erfahrenen Expertenzentren durchgeführt wird, ebenfalls sehr gut sind“, erläutert Deneke. Eine Katheterablation könnte einen ICD bei Kammertachykardien ersetzen, insbesondere bei den Patienten, bei denen die Pumpfunktion des linken Ventrikels nicht hochgradig eingeschränkt ist, so der Professor. Prinzipiell ist diese Methode zur Zeit als zusätzliche Therapie zum ICD gedacht, weil es bisher keine Studien gibt, die zeigen, dass eine Katheterablation zu einer verbesserten Prognose führt, so das Fazit des Herzspezialisten. (vb).
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.