Einsamkeit schadet der Gesundheit in vielerlei Hinsicht, während der Kontakt zu Freunden und Familie das Immunsystem stärkt und das Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Typ-2-Diabetes deutlich senkt.
Eine neue Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Warwick hat die Auswirkungen von Einsamkeit, sozialen Beziehungen und sozialer Isolation auf die allgemeine Gesundheit untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Nature Human Behaviour” nachzulesen.
Blutproben von über 42.000 Teilnehmenden
Für die Studie analysierte das Team Daten zu Proteinen aus Blutproben von insgesamt 42.062 Personen, die an der UK Biobank-Studie teilnahmen. Die Blutproben wurden im Alter zwischen 40 und 69 Jahren entnommen.
Die Untersuchung der im Blut zirkulierenden Proteine ermöglicht es, die biologischen Mechanismen zu erforschen, durch die soziale Beziehungen die Gesundheit beeinflussen, erklären die Forschenden.
Es sei deutlich geworden, dass Personen, die isoliert lebten oder sich einsam fühlten, einen höheren Gehalt an bestimmten Proteinen aufwiesen. Soziale Isolation bilde dabei ein objektives Maß für den Kontakt zu anderen Menschen und die Teilnahme an sozialen Aktivitäten.
Einsamkeit ist hingegen ein subjektives Maß, das darauf beruht, ob sich eine Person einsam fühlt, so das Forschungsteam.
Mit Einsamkeit assoziierte Proteine
Insgesamt wurden 175 Proteine identifiziert, die mit sozialer Isolation in Verbindung stehen. Darüber hinaus fand das Team 26 Proteine, die mit Einsamkeit in Verbindung stehen.
Viele der identifizierten Proteine entstehen als Reaktion auf Entzündungen, Virusinfektionen und im Rahmen von Immunreaktionen. Diese Proteine sind mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Schlaganfäll und einen vorzeitigen Tod verbunden, berichtet das Team.
Mit Hilfe der Mendelschen Randomisierung wurde der Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und Einsamkeit und den gefundenen Proteinen analysiert. Schließlich identifizierten die Fachleute fünf verschiedene Proteine, die durch Einsamkeit erhöht werden.
„Unsere Arbeit hat eine Reihe von Proteinen hervorgehoben, die in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle zu spielen scheinen, wobei insbesondere die Werte einiger Proteine als direkte Folge von Einsamkeit ansteigen“, berichtet Studienautorin Dr. Chun Shen in einer aktuellen Pressemitteilung.
Studienautor Professor Jianfeng Feng fügt hinzu, dass die identifizierten Proteine Hinweise auf die biologischen Mechanismen geben, die dem schlechten Gesundheitszustand von Menschen zugrunde liegen, die sozial isoliert oder einsam sind.
Eines der Proteine, die bei Einsamkeit gebildet werden, heißt ADM, und frühere Forschungen haben bereits gezeigt, dass es eine Rolle bei der Reaktion auf Stress und bei der Regulierung von Stresshormonen und sozialen Hormonen wie Oxytocin spielt, das Stress abbaut und die Stimmung verbessert.
Die Fachleute haben einen starken Zusammenhang zwischen ADM und dem Volumen eines bestimmten Gehirnzentrums (der Insula) festgestellt, wobei ein höherer ADM-Spiegel mit einem geringeren Volumen dieser Hirnregion verbunden war.
Erhöhtes Risiko eines vorzeitigen Todes
Erhöhte ADM-Werte waren auch mit einem geringeren Volumen des linken Caudatus verbunden, einer Region, die an emotionalen, belohnenden und sozialen Prozessen beteiligt ist. Darüber hinaus stellte das Team fest, dass höhere ADM-Werte mit einem erhöhten Risiko für einen vorzeitigen Tod verbunden waren.
Lesen Sie auch:
- Ernährung: Ungesundes Essverhalten durch Einsamkeit
- Einsamkeit in der Kindheit beeinträchtigt spätere psychische Gesundheit
- Wie ältere Menschen ihre Einsamkeit überwinden können
Ein weiteres von dem Team identifiziertes Protein (ASGR1) ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, während andere identifizierte Proteine unter anderem die Entwicklung von Insulinresistenz und Atherosklerose beeinflussen.
„Diese Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig soziale Kontakte für unser Wohlbefinden sind. Immer mehr Menschen aller Altersgruppen geben an, sich einsam zu fühlen. Wir müssen Wege finden, um dieses wachsende Problem anzugehen und die Menschen in Kontakt zu halten, damit sie gesund bleiben“, fügt die Studienautorin Professor Barbara Sahakian hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Chun Shen, Ruohan Zhang, Jintai Yu, Barbara J. Sahakian, Wei Cheng, et al.: Plasma proteomic signatures of social isolation and loneliness associated with morbidity and mortality; in: Nature Human Behaviour (veröffentlicht 01.01.2025), Nature Human Behaviour
- University of Cambridge: Loneliness linked to higher risk of heart disease and stroke and susceptibility to infection (veröffentlicht 03.01.2025), University of Cambridge
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.