Männer und Frauen im Alter gleichermaßen einsam
04.03.2013
Männer und Frauen sind im Alter in gleicherweise einsam. Wissenschaftler stellten auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, der vom 6. bis 9. März 2013 in Heidelberg stattfindet, aktuelle Untersuchungsergebnisse und Fakten zur Einsamkeit von Männer und Frauen im fortgeschrittenen Alter vor. Dabei wollen die Experten auch über die Risikofaktoren von Einsamkeit diskutieren.
Männer und Frauen gleichermaßen einsam
Viele ältere Menschen in Deutschland sind einsam. Das passiert zumeist dann, wenn der Lebenspartner bereits verstorben oder die Familienanbindung nicht gegeben ist. Je nach Studie fühlen sich 5 bis 20 Prozent der Rentner in Deutschland „einsam und leiden an stark ausgeprägten Einsamkeitsgefühlen.“ Nach Angaben von Professor Dr. med. Karl-Heinz Ladwig von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar in München sind „Männer und Frauen im Alter ungefähr in gleicher Weise von Einsamkeit betroffen.“ Nach Meinung des Mediziners „sei das eigentlich erstaunlich, da Frauen mehr Risikofaktoren für Einsamkeit aufweisen als Männer“. Frauen sind durchschnittlich häufiger verwitwet, leiden häufiger an körperlichen Einschränkungen, die ein soziales Leben erschweren oder leiden auch häufiger an Depressionen oder Angststörungen. Ladwig glaubt, dass „Frauen offenbar über kompensierende Mechanismen verfügen, die diese Faktoren ausgleichen.“
Die Position des Professors wird durch eine aktuelle Studie mit über 1000 Teilnehmern über 65 Lebensjahre bestätigt. „Die Qualität des sozialen Netzes spielt eine entscheidende Rolle“, sagt Ladwig. Frauen pflegen meist enge Freundschaften und haben darüber hinaus einen regeren Kontakt zur Nachbarschaft. Männer stehen meist mit ehemaligen Arbeitskollegen im Kontakt. Diese seien aber vielfach keine engen Freunde, denen ein großes Vertrauen entgegen gebracht wird. Ein weiteres Resultat erstaunte die Experten ebenfalls. Laut Studie sei es unerheblich, ob Senioren alleine oder mit einem Partner zusammenleben. „Wenn die Senioren über ein intaktes Netz von Sozialkontakten verfügen, empfinden sie es nicht als Belastung, allein zu leben“, sagt er. Die gesamten Erkenntnisse werden auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vorgestellt.
Negative Auswirkungen auf die Gesundheit
„Ein ausgeprägtes Gefühl von Einsamkeit kann sich negativ auf die physische und die psychische Gesundheit der Betroffenen auswirken“, berichtet Dr. med. Imad Maatouk, einer der Heidelberger Tagungsleiter. Beispielweise leiden Betroffene häufig unter Bluthochdruck. Auch seien öfter Verordnungen von Psychopharmaka zu beobachten, wenn sich ältere Menschen sehr einsam fühlen. Das lasse auf ein höheres Risiko für Depressionen schließen. Zu diesem Resultat kommt eine Auswertung, die die Heidelberger Medizinerin Dr. med. Friederike Böhlen im Kontext der ESTHER-Kohortenstudie durchgeführt hat. „Zwar wusste man bereits, dass die Einnahme von Psychopharmaka im Alter häufig ist“, berichtet Böhlen, die ebenfalls ihre Ergebnisse auf dem Kongress vorstellen wird. Dass aber Einsamkeit über das Symptombild Depressionen hinaus auch zu einer erhöhten Psychopharmaka-Rate führt, ist neu. Etwa 19 Prozent der Menschen zwischen 57 und 84 Jahren nimmt psychisch aktive Medikamente ein, wie die Studie ermittelte.
Es sei also wichtig, das Thema Einsamkeit als ein ernstzunehmendes Thema zu betrachten. Haben ältere Menschen die Möglichkeit Hobbys und Freundschaften zu pflegen, wirke sich das auch positiv auf die Gesundheit aus. (sb)
Bild: Daniel Stricker / pixelio.de
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