Freundschaften sind gut für das Immunsystem
Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht andere Personen daher sprichwörtlich „wie die Luft zum Atmen“. Fehlen soziale Kontakte, kann die Einsamkeit stark belasten und sogar zu Depressionen führen. Doch das ist offenbar nicht alles, denn US-Forscher haben nun herausgefunden, dass soziale Isolierung auch das Immunsystem negativ beeinflusst. Dadurch könne erklärt werden, warum einsame Menschen oft früher versterben.
Sehnsucht nach kurzer Auszeit ist ganz normal
Fast jeder kennt das Bedürfnis, einfach mal für sich zu sein und niemanden sehen oder hören zu wollen. Denn wer z.B. einen anstrengenden Arbeitstag hatte oder sich nicht gut fühlt, „verkriecht“ sich gerne mal in den eigenen vier Wänden, um seine Ruhe zu haben. Das ist soweit ganz normal – doch zu lange sollte diese „Auszeit“ nicht dauern. Denn der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen und braucht soziale Kontakte, um sich auszutauschen und z.B. Zuneigung und Verständnis zu empfangen. Dauerhafte Einsamkeit kann dementsprechend zu einer starken Belastung werden, Stress auslösen und sehr unglücklich machen.
Einsamkeit kann zu Veränderungen in Körperzellen führen
Allein sein kann aber noch weitere negative Folgen haben. Denn Forscher der University of California in Los Angeles und der University of California in Davis haben nun herausgefunden, dass Einsamkeit bei Menschen ebenso wie bei Rhesusaffen offenbar das Immunsystem schwächt und dementsprechend das Risiko für körperliche Erkrankungen erhöht. Wie die Wissenschaftler um Steven Cole in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichten, hatten sie für ihre Studie die Genaktivität in den Abwehrzellen von 141 menschlichen Probanden und 27 Rhesusaffen untersucht, bei denen ein unterschiedlicher Grad an sozialer Isolation vorlag.
Es zeigte sich, dass Einsamkeit zu Veränderungen in Körperzellen führen kann, wodurch tatsächlich das Risiko für körperliche Erkrankungen erhöht werde. Demnach aktiviere das Leben ohne soziale Kontakte in den so genannten „weißen Blutkörperchen“ (Leukozyten) offenbar Gene, die zum einen Entzündungen fördern und zum anderen die körpereigene Viren-Abwehr schwächen, so die Wissenschaftler. Dabei zeigte sich sogar ein Langzeiteffekt, denn die Veränderungen blieben selbst dann nachweisbar, wenn längst wieder soziale Kontakte bestanden.
HI-Virus vermehrt sich bei einsamen Rhesusaffen schneller
Eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar, denn durch die Veränderungen im Stoffwechsel und Immunsystem steige das Risiko für chronische Entzündungen und damit auch z.B. für Bluthochdruck und andere lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Krankheiten. Durch die Untersuchung der Rhesusaffen erkannten die Forscher zudem, dass sich die Affenvariante des HI-Virus (Simianes Immundefizienz-Virus, kurz: SIV) bei sozial isolierten Tieren schneller ausbreitete als bei Tieren ohne erkennbare Veränderungen in den Körperzellen.
Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig das Zusammensein mit anderen Menschen ist, gerade bei älteren Menschen stelle Einsamkeit demnach ein ernst zu nehmendes Risiko für die Gesundheit dar. „Zusammen genommen unterstützen die Ergebnisse ein mechanistisches Modell, in welchem die dauerhafte Wahrnehmung der sozialen Isolation bei einsamen Personen zu einem Anstieg von unreifen, entzündungsaffinen und in ihrer Virenabwehr beeinträchtigten Leukozyten führt”, so die Forscher in ihrem Bericht. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.