Eisenoxid von Feinstaub dringt bis ins Gehirn
Es ist seit langem bekannt, dass Feinstaub eine gesundheitliche Gefahr darstellt und bei hoher Belastung unter anderem Krebs verursachen kann. Eine Forschergruppe hat nun herausgefunden, dass sich Feinstaubpartikel auch im Gehirn ablagern und möglicherweise an der Entstehung von Alzheimer beteiligt sind.
Millionen Tote durch Luftverschmutzung
Allein in Deutschland sterben jedes Jahr rund 35.000 Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung, berichtete ein internationales Forscherteam im Fachmagazin „Nature“. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von jährlich weltweit etwa sieben Millionen Toten aus. Der gesundheitsschädlichste Teil ist nach Einschätzung von Experten Feinstaub. Es ist bekannt, dass die eingeatmeten winzigen Staubpartikel die Lunge schädigen und das Risiko unter anderem für Krebs, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt deutlich steigern.
Feinstaub wirkt bis ins Gehirn
In den vergangen Jahren wiesen Studien zudem darauf hin, dass es möglicherweise durch schmutzige Luft zu Hirnschäden kommen könne. So berichteten Forscher vom „Beth Israel Deaconess Medical Center“ und der „Boston University School of Medicine“, dass das Gehirn in einer Untersuchung umso älter erschien, je stärker es der Feinstaubbelastung ausgesetzt war.
Auch im „Britisch Medical Journal“ waren vor einigen Jahren die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung veröffentlicht worden, die zeigte, dass Feinstaub bis ins Gehirn wirkt.
Großteil der Menschheit gefährdet
Weltweit leben mehr als 80 Prozent Menschen in Städten, deren Luftverschmutzung ein gefährliches Niveau erreicht hat, so die WHO. Eine dieser Städte ist Mexiko-Stadt. Aus dieser Metropole stammen Proben, die darauf hindeuten, dass Luftverschmutzung auch ein Risikofaktor für Alzheimer sein könnte.
Möglicher Risikofaktor für Alzheimer
Die „Ärzte Zeitung“ berichtet über eine Studie von Barbara Maher von der Universität Lancaster (Großbritannien) und ihren Kollegen, die einen Hinweis darauf liefert, dass das vermehrte Einatmen von Feinstäuben mit dem Auftreten von Alzheimer zusammenhängt. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.
Die Wissenschaftler hatten insgesamt 37 Hirnproben von Patienten mit neuro-degenerativen Erkrankungen aus Manchester und Mexiko-Stadt untersucht. Sie entdeckten in allen Proben Ansammlungen von Eisenoxid-Partikeln. „Eisenoxid wird mit dem Entstehen von freien Sauerstoffradikalen in Verbindung gebracht – und die Bildung von Sauerstoffradikalen steht in Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer“, so die Forscher.
Nur wenige Alzheimer-Fälle sind erblich bedingt
Den Angabe zufolge hätten die Eisenoxid-Partikel (bis zu 150 Nanometern) in den Hirnproben die gleiche Zusammensetzung und Oberflächenmerkmale gehabt wie Eisenoxid-Partikel in Feinstaub-Proben. Daher seien sie vermutlich externen Ursprungs und stammten nicht aus den Verstorbenen selbst. Die Forscher hoben hervor, dass weniger als fünf Prozent aller Alzheimer-Fälle erblich bedingt seien, Umwelteinflüsse spielten daher offenbar eine große Rolle bei der Entstehung und dem Voranschreiten von Alzheimer.
Interpretation der Studienautoren
Dr. Wolfgang G. Kreyling vom Institut für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum München und externer wissenschaftlicher Berater der Studie, meinte: „Die Ergebnisse der Studie sind ein wichtiger Schritt für das bessere Verständnis, welche Rolle Eisenoxid-Nanopartikel im Gehirn von Patienten mit neurodegenerativen Krankheiten spielen könnten. Zum anderen zeigen die Untersuchungen, dass es wahrscheinlich ist, dass die Ansammlung der Nanopartikel im Gehirn aus der verschmutzten Luft dort stammen.“
Bislang fehle allerdings ein Vergleich der untersuchten Alzheimer-Gehirne mit gleichaltrigen Verstorbenen einer Kontrollgruppe, die aus anderen Gründen verstorben sind. Daher sei der behauptete Zusammenhang zwischen den Eisenoxid-Nanopartikel in den Gehirnen der Patienten und der Ausbildung der Alzheimer-Krankheit bisher nicht als Beweis, sondern als bloße Interpretation der Autoren zu betrachten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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