18-jährige Krebspatientin stirbt nach „Wunderheiler“-Behandlung
Eine an Krebs erkrankte junge Italienerin, die nach Theorien des deutschen „Wunderheilers“ Hamer behandelt wurde, ist gestorben. Eigentlich hatten die Ärzte der 18-Jährigen zu einer Chemotherapie geraten, doch die Eltern setzten auf die Methoden des selbsternannten „Krebsheilers“, der seine Arztzulassung schon vor 30 Jahren verloren hat.
Viele Krebserkrankungen sind gut therapierbar
Die Diagnose Krebs ist für die Betroffenen immer ein schwerer Schicksalsschlag, zumal die Behandlungsmöglichkeiten lange Zeit nur sehr begrenzt waren. In den vergangenen Jahren hat die Tumortherapie allerdings enorme Fortschritte erzielt und viele Krebserkrankungen sind heute relativ gut therapierbar.
Auch die Behandlung von Leukämie sorgt heutzutage in vielen Fällen für eine höhere Lebenserwartung und bessere Lebensqualität. Umso dramatischer ist daher der Fall einer jungen Italienerin, der eine Therapie verweigert wurde.
Chemotherapie als beste Option
Medienberichten zufolge erhielt die Italienerin Eleonora Bottaro im vergangenen Jahr die Diagnose „Akute lymphatische Leukämie“ (Blutkrebs). Die Ärzte in Padua wollten die Eltern daraufhin zwar von der Chemotherapie als übliche und beste Option für ihre Tochter überzeugen, doch diese setzten auf den deutschen „Wunderheiler“ Ryke Geerd Hamer. Nun ist die junge Frau im Alter von 18 Jahren gestorben.
Eltern wurde Fürsorgerecht entzogen
Laut einem Bericht der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ brachten die Eltern die leukämiekranke Eleonora in eine Klinik im Schweizer Bellinzona, wo sie mit Kortison und Vitaminen behandelt wurde. Den Angaben zufolge schalteten die Mediziner in Padua ein Jugendgericht ein, das den Eltern das Fürsorgerecht für das Mädchen entzog.
Patientin hätte gerettet werden können
Allerdings war das Mädchen in der Zwischenzeit volljährig geworden und hatte beschlossen, die Behandlung in der Schweiz fortzusetzen. Am 29. August starb Eleonora mit nur 18 Jahren. Die Ärzte sind sich sicher: „Sie hätte sich retten können.“ Laut Giuseppe Basso, Chef der pädiatrischen Onkologie im Krankenhaus von Padua, sei die Krankheit in vier von fünf Fällen erfolgreich behandelbar.
Die damals minderjährige Patientin hätte allerdings eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten gebraucht. „Die Eltern haben abgelehnt – eine schlimme Entscheidung“, so Basso.
Schuld an Dutzenden Todesfällen
Sie folgte lieber der Methode des selbsternannten „Krebsheilers“ Ryke Geerd Hamer. Hamer war früher Arzt, 1986 wurde ihm jedoch seine Zulassung entzogen. Das Verwaltungsgericht Koblenz hatte Hamer 1989 wegen „einer Schwäche seiner geistigen Kräfte, Unzuverlässigkeit und einer psychopathologischen Persönlichkeitsstruktur“ sogar für unfähig erklärt, den Beruf eines Arztes auszuüben. Doch Hamer arbeitete weiter – illegal.
Wegen fortgesetzten illegalen Praktizierens und Betrugs saß er mehrfach in Haft. Er stand in Verdacht, (mit-)schuld an über 80 Todesfällen durch seine „Behandlung“ zu sein. Für internationales Aufsehen sorgte der Fall der kleinen Olivia. Den Eltern der damals Sechsjährigen wurde 1995 die Erziehungsberechtigung entzogen. Diese hatten die kleine Krebspatientin nach Hamers Theorie „behandelt“.
Skurrile Theorie eines verurteilten Deutschen
Laut seiner Theorie „Neue Germanische Medizin“ gibt es fünf „Biologische Naturgesetze“, die für alle Krankheiten gälten. Auslöser jeder Krankheit sei ein „biologischer Schock“. Krebs sei ein „biologisches Sonderprogramm“ und eine Reaktion auf diesen Schock. Der Krebs sei also Teil der Heilung und dürfe niemals durch Medikamente und Operationen „gestört“ werden.
In Eleonoras Fall soll soll dieses Schockerlebnis der frühzeitige Tod ihres Bruders 2013 gewesen sein. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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