Anteil der arbeitenden Mütter durch Elterngeld deutlich erhöht
23.05.2014
Seit Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 hat sich der Anteil arbeitender Mütter signifikant erhöht, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Rheinisch-Westfälische Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Gleichzeit würden die Mütter vermehrt zum gleichen Arbeitgeber zurückkehren, bei dem sie vor der Geburt des Kindes tätig waren, was wiederum von den Arbeitgebern mit einer höheren Anzahl unbefristeter Verträge honoriert werde.
Erstmals wurde in der aktuellen Studie „die Beschäftigungssituation der Mütter in der mittleren Frist – bis 5 Jahre nach der Geburt des Kindes – untersucht“, berichtet das RWI. Dabei habe sich gezeigt, „dass das Elterngeld die Beschäftigungssituation der Mütter fundamental verändert hat.“ So würden die Müttern erstens mehr arbeiten als zuvor, zweitens längere Arbeitszeiten leisten, drittens in stärkerem Maße zu ihrem früheren Job zurückkehren und viertens von ihrem Arbeitgeber hierfür vermehrt durch unbefristete Verträge belohnt.
Daten von 11.600 Müttern ausgewertet
Für die Studie wertete das RWI die Daten des Mikrozensus der Jahre 2006 bis 2011 von mehr als 11.600 Müttern aus. Circa 5.900 Müttern zählten zu den Elterngeldbezieherinnen und rund 5.700 bildeten die Vergleichsgruppe (Potentielle Bezieherinnen von Erziehungsgeld). Die Mütter der Elterngeldgruppe hatten ihre Kinder im ersten Quartal 2007 geboren, die Mütter der Vergleichsgruppe im letzten Quartal 2006. Die neue Elterngeldregelung trat am 01. Januar 2007 in Kraft. Somit konnten die Eltern zum Zeitpunkt der Zeugung der Kinder noch nichts von der Neuregelung wissen, wodurch Selektionsverzerrungen der Stichprobe ausgeschlossen sind, berichtet das RWI.
Arbeitsmarktverhalten der Mütter nachhaltig verändert
Die Studie zeigt, dass das Elterngeld das Arbeitsmarktverhalten der Mütter über einen längeren Zeitraum nachhaltig verändert hat. Unter anderem habe „sich die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, durch das Elterngeld um bis zu 10 Prozent erhöht“, so die Mitteilung des RWI. Die Wissenschaftler waren nach eigenen Angaben von den ausgeprägten Langzeiteffekten des Elterngeldes durchaus überrascht. Denn eigentlich präge die „Generosität des Elterngeldes insbesondere das erste Jahr.“ Entsprechend seien keine derartigen Langzeiteffekte auf das Arbeitsmarktverhalten der Mütter zu erwarten gewesen.
Mütter und Arbeitgeber profitieren
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die positive Langzeitwirkung des Elterngeldes „vor allem auf eine durch die Reform angestoßene fundamentale Neudefinition gesellschaftlicher Muster und Normen zurückzuführen ist.“ Denn das Elterngeld definiere mit seiner Bezugsdauer (12+2 Monat) erstmals einen „Anker“ im Sinne eines gesellschaftlich akzeptierten, durch das Bezugsende präzise definierten Zeitpunkts, an dem Mütter wieder in das Erwerbsleben zurückkehren, berichtet das RWI. Das Zusammenspiel von Arbeitsangebots- und Nachfrageeffekten zeige, dass hiervon sowohl Mütter als auch deren Arbeitgebern profitieren, vor allem indem ihnen Planungssicherheit geboten werde.
Mehrarbeit vor allem im Teilzeitbereich
Die Studie machte auch deutlich, dass die Mütter zwar mehr arbeiten, doch dies vor allem im Teilzeitbereich. In der Vollzeiterwerbstätigkeit entfaltete das Elterngeld keinen entsprechenden Effekt. Allerdings hat sich die angebotene Arbeitszeit innerhalb der Teilzeitberufstätigkeit in der Phase drei bis fünf Jahre nach der Geburt bei den Elterngeldbezieherinnen deutlich erhöht. „Elterngeldmütter arbeiten signifikant häufiger im oberen Teilzeitbereich von etwa 30 Stunden pro Woche als im Bereich von 15 bis 20 Wochenstunden“, so die Mitteilung des RWI.
Elterngeldmütter lassen sich mit weiteren Kindern oft Zeit
Die Untersuchung des RWI zeigte neben den positiven Effekten des Elterngeldes auch eine eher nachteilig zu bewertende Wirkung. Denn die Wahrscheinlichkeit von Elterngeldmüttern, innerhalb des 5-Jahres-Zeitraums ein weiteres Kind zu bekommen, ist laut Angaben des RWI geringfügig gesunken. Dies gelte insbesondere für jüngere Mütter, die bei der Geburt des betrachteten Kindes 29 Jahre oder jünger waren. Hier bestehe vermutlich ein Zusammenhang mit der Entscheidung, früher wieder in das Berufsleben zurückzukehren. Dies habe jedoch keinen empirisch messbaren Effekt auf die Gesamtfertilität (also insbesondere auch die Anzahl der Erstgeburten), so das Fazit des RWI. (fp)
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
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