Entengrütze eignet sich als Lebensmittel: Wasserlinsen als Proteinquelle
„Entengrütze“ könnte eine Proteinquelle der Zukunft werden. Wissenschaftler haben gezeigt, dass sich die kleinen, grünen Wasserlinsen für die menschliche Ernährung eignen. Neben viel Protein enthalten die Pflanzen auch viel wertvolle Omega-3-Fettsäuren.
Proteinquelle der Zukunft
Egal, ob aus ökologischen, ethischen oder gesundheitlichen Gründen: Immer mehr Menschen entscheiden sich dazu, weniger Fleisch zu essen. Die Versorgung mit Eiweiß stellt aber auch für sie kein Problem dar, es gibt genügend pflanzliche Alternativen, die laut Wissenschaftlern ohnehin erheblich gesünder als tierische sind. So stellten US-amerikanische Forscher in einer Studie fest, dass Menschen dank pflanzlichen Eiweißen länger leben könnten. Deutsche und indische Wissenschaftler berichten nun über eine Proteinquelle, die hierzulande noch nicht auf dem Speiseplan stand: „Entengrütze“.
Kakerlaken-Milch und Entengrütze
Im vergangenen Sommer haben Mediziner darüber berichtet, dass Kakerlaken-Milch als künftiger Proteinspender eine Möglichkeit wäre. Besonders appetitlich klang das nicht. Ebenfalls unappetitlich klingt „Entengrütze“. Hinter diesem Begriff verbirgt sich allerdings eine Pflanze: die Wasserlinse. Und die „hat offenbar das Zeug, ganz groß rauszukommen“, schreibt die Friedrich-Schiller-Universität Jena in einer Mitteilung.
Wertvolle Omega-3-Fettsäuren
Forscher der Uni Jena haben demnach in Kooperation mit Fachkollegen in Indien und Deutschland das Potenzial verschiedener Wasserlinsen für die menschliche Ernährung untersucht. Die vielversprechenden Ergebnisse wurden unter dem Titel „Nutritional value of duckweeds (Lemnaceae) as human food“ in der Fachzeitschrift „Food Chemistry“ veröffentlicht.
„Die Wasserlinsen könnten durchaus als Proteinquelle für die menschliche Ernährung dienen“, sagte Prof. Dr. Gerhard Jahreis von der Universität Jena. Wasserlinsen würden laut dem Ernährungswissenschaftler nicht von ungefähr „grüne Maschinen“ genannt.
Laut dem Experten seien Wasserlinsen in ihrem Proteingehalt vergleichbar mit Lupine, Raps oder Erbsen. Der Proteinertrag liege bei 30 Prozent der Trockenmasse. Außerdem enthielten die Pflanzenwinzlinge wertvolle Omega-3-Fettsäuren, wie Stearidonsäure und alpha-Linolensäure. Mögliche Einsatzgebiete der Wasserlinsen seien Smoothies oder Gebäck, das glutenfrei produziert wird.
Wasserlinsen benötigen keine zusätzlichen Anbauflächen
„Die Wasserlinsen vermehren sich sehr rasch, benötigen aber keine zusätzlichen Anbauflächen“, erklärte PD Dr. Klaus Appenroth von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dies sei angesichts schwindender Ackerflächen ein enormer Vorteil gegenüber beispielsweise Soja.
Laut der Mitteilung würden Wasserlinsen in asiatischen Ländern wie Thailand, Kambodscha und Laos schon seit Jahrtausenden auf dem Speiseplan stehen.
Die Art Wolffia globosa, die in Asien als Suppe, Gemüsebeilage oder Omelette auf die Tische kommt, habe in den aktuellen Tests der Forschergruppe am vielversprechendsten abgeschnitten.
Ernährungsbedingte Mangelerscheinungen ausgleichen
Die „Entengrütze“ würde bislang nicht kultiviert, sondern einfach von Gewässern „geerntet“. In Israel und den Niederlanden gebe es jedoch erste Versuchsanlagen, in denen Wasserlinsen im industriellen Maßstab erzeugt werden.
Die nur 0,7 bis 1,5 mm großen Wolffia globosa vermehren sich vegetativ so rasch, dass die „Entengrütze“ in kurzer Zeit ganze Gewässeroberflächen bedeckt.
Den Forschern zufolge spricht für eine Nutzung der Pflanzen in der menschlichen Ernährung zudem, dass Wasserlinsen problemlos Spurenelemente aufnehmen können, die im Wasser gelöst sind. So ließen sich ernährungsbedingte Mangelerscheinungen mit geringem Aufwand ausgleichen.
Weitere potenzielle Einsatzgebiete der Wasserlinsen seien Fischzucht und Gewässerreinigung. Und sie könnten zur Herstellung von Bio-Ethanol eingesetzt werden. (ad)
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