Entgiften und Entschlacken: Wie sinnvoll sind Detox-Kuren?
Gerade jetzt in der Fastenzeit sind Detox-Kuren besonders populär. „Detox“ steht für „Detoxifikation“ (englisch: „Detoxification“) und bedeutet Entgiften. Bei einer solchen Kur soll der Körper von schädlichen Giftstoffen befreit und das Wohlbefinden gesteigert werden. Doch wie sinnvoll ist dieses Konzept wirklich?
Tees, Smoothies, Nahrungsergänzungsmittel: Alle möglichen Produkte werden mittlerweile auch für Detox-Kuren angeboten. Detox ist „in“. Solche Kuren sollen den Körper entgiften. Zudem sollen sie beim Abnehmen helfen. Doch was ist dran an dem neuen Trend?
Frühjahrsputz von innen
Detox heißt das Zauberwort, wenn es um Entgiftung des Körpers geht. Gerade jetzt in der Fastenzeit haben viele Menschen das Bedürfnis nach einem Frühjahrsputz von innen.
Wie der VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, steht hinter dem Detox-Konzept die Annahme, dass sich Schadstoffe wie Nikotin und andere Gifte im Körper anreichern.
Auch eine ungesunde Ernährung mit viel Fleisch, Wurst und Zucker soll demnach zur Einlagerung sogenannter „Schlacken“ führen und den Körper übersäuern.
Detox-Kuren und „reinigende“ Nahrungsergänzungsmittel sollen angeblich helfen, die Schadstoffe auszuscheiden. Zudem versprechen sie mehr Lebensenergie, ein gestärktes Immunsystem oder Gewichtsabnahme. Die Wirkung ist jedoch fraglich.
Der Markt mit Detox-Produkten boomt
Der Markt mit Detox-Produkten wie Pulver, Pillen, Tees und Säften boomt. Detox-Nahrungsergänzungsmittel setzen sich sehr unterschiedlich zusammen, erklärt der VerbraucherService auf seiner Webseite.
Mögliche Inhaltsstoffe sind Vitamine, Mineralstoffe, verschiedene pflanzliche Zutaten wie Früchte, sogenannte Superfoods, Aloe Vera, Kurkuma, Leinsamen, Mate, Grüner Tee, Pfefferminze, Löwenzahn und viele mehr.
Manche Detox-Produkte enthalten auch entwässernde Inhaltsstoffe wie Brennnessel, Schachtelhalm oder Löwenzahn. Die dauerhafte Einnahme kann unter Umständen zur erhöhten Ausscheidung von Mineralstoffen führen und die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen.
Im Internet, in Zeitschriften oder Gesundheits-Ratgebern finden sich verschiedene Varianten von Detox-Diäten. Meist handelt es sich dabei um mehrtätige Saftkuren mit Wasser, Kräutertee, Obst- und Gemüsesäften.
Im Anschluss daran erfolgt ein Kostaufbau mit Gemüse und Obst. Feste Nahrungsmittel werden erst langsam wieder zugeführt. Weitere mögliche Bestandteile einer Entgiftungsdiät sind Darmentleerung, „entgiftende“ Nahrungsergänzungsmittel oder Bäder. Die Empfehlungen sind vielfältig.
Die Gewichtsabnahme bei Entgiftungsdiäten beruht meist auf dem Verlust von Körperwasser und nicht von Körperfett.
Keine wissenschaftlichen Beweise
Wissenschaftliche Beweise, dass Detox-Diäten und -Pillen die Ausscheidung von Giftstoffen fördern, gibt es laut dem bayerischen VerbraucherService nicht. Auch Schlacken oder Ablagerungen von Stoffwechselprodukten lassen sich im Körper nicht nachweisen.
Ein gesunder menschlicher Körper scheidet unerwünschte Stoffwechselprodukte und überschüssige Säuren ohnehin über Leber, Niere, Darm und Lunge aus.
„Aus medizinischer Sicht ist es nicht erforderlich, den Körper regelmäßig durch Detox-Kuren und Nahrungsergänzungsmittel zu entgiften. Ein ungesunder Lebensstil lässt sich hierdurch nicht ausgleichen“, sagt Gisela Horlemann, Diplom-Ökotrophologin beim VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB).
„Wir empfehlen stattdessen eine ausgewogene Ernährung mit naturbelassenen Lebensmitteln, viel frischem Gemüse, Obst und Kräutern ergänzt durch ausreichend Bewegung an der frischen Luft.“
Einstieg in ein gesünderes Ernährungsverhalten
Doch auch wenn die Theorie der säure- und basenbildenden Lebensmittel wissenschaftlich nicht belegt ist, ist eine Erhöhung des Gemüse- und Obstverzehrs aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu begrüßen, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Bei der Zufuhr von Gemüse und Obst in Form von Saft oder Smoothie gilt es aber zu bedenken, dass diese in ihrer flüssigen Form zwar Energie liefern, jedoch kaum sättigen. Außerdem werden dem Körper auf diese Weise nur wenige Ballaststoffe zugeführt.
Positiv an Detox-Kuren ist der Verzicht auf Alkohol und Nikotin.
Eine Detox-Kur kann möglicherweise einen Einstieg in eine Änderung des Essverhaltens darstellen, sollte aber nicht ohne ärztliche Aufsicht erfolgen. Auf Dauer kann eine strenge Detox-Diät zu einem Nährstoffmangel beispielsweise an Protein und Fett führen.
Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sollten laut der DGE keine Entgiftungs-Kur durchführen. Und Personen, die Medikamente einnehmen, wird geraten, ärztlichen Rat einzuholen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- VerbraucherService Bayern: Ist Detox die richtige Wahl?, (Abruf: 08.03.2020), VerbraucherService Bayern
- VerbraucherService Bayern: Detox – Entgiftung oder Werbelüge?, (Abruf: 08.03.2020), VerbraucherService Bayern
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Entgiftungsdiäten, (Abruf: 08.03.2020), Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.