Freie Tage zur Entspannung nutzen
12.01.2014
"Endlich abschalten!" Hat man mal ein paar Tage frei, sehnen sich die meisten Menschen nach Ruhe und Entspannung. Doch vielen fällt es schwer, loszulassen und zur Ruhe zu kommen. Manche müssen Entspannung erst lernen.
Wir verlernen wie sich Loslassen anfühlt
Endlich mal ein paar Tage frei und Zeit, dem Stress zu entfliehen und zu entspannen. Vielen Menschen fällt es jedoch schwer, in ihrer Freizeit zur Ruhe zu kommen. Psychologin Silvia Huber meint dazu gegenüber den „Salzburger Nachrichten“: „Wir verlernen die Wahrnehmung, wie sich Loslassen überhaupt anfühlt.“ Die Expertin berät Arbeitnehmer für den Arbeitsmedizinischen Dienst Salzburg (AMD), wie sie mit den wachsenden Herausforderungen im Beruf fertig werden sollen. Schlaf helfe, das Erlebte zu verarbeiten und den Körper zu beruhigen.
Ruheräume nur in wenigen Betrieben angeboten
Babys und Kleinkindern fällt es leicht, einfach einzuschlafen, wenn sie müde sind. Erwachsene dagegen haben oft ein Problem entspannenden Schlaf zu finden. „Wir passen uns an Strukturen an, im Kindergarten, in der Schule und später am Arbeitsplatz“, so Huber. Ruheräume und ein Rückzugsort für Mitarbeiter werden nur von wenigen Betrieben angeboten. „Die Müdigkeit wird dann einfach durch Kaffee ausgeglichen“ meint die Psychologin. Eingen Menschen sei es gar nicht bewusst, wie angespannt sie im Alltag eigentlich sind. „Sie rennen auf einem hohen Limit und merken erst im Urlaub, wie sich Entspannung anfühlt.“
Menschen zu unterschiedlich für einheitliche Empfehlung
Die Expertin meint, dass Menschen zu unterschiedlich sind, um eine einheitliche Empfehlung dafür zu geben, wie gestresste Menschen dieses Gefühl der Ruhe und Ausgeglichenheit erreichen können. Manchen helfe ein gutes Buch, um zur Ruhe zu kommen, anderen ein Treffen mit Freunden oder eine Gedankenreise auf CD. Denjenigen, die sich durch Joggen richtig auspowern, um abzuschalten, empfiehlt Huber, gut trainiert zu sein: „Sie sollen nicht umkippen vor Überforderung.“ Zudem sei Laufen sicher nicht der richtige Weg, wenn dabei auch der Leistungsdruck spürbar wird. Auch Fernsehen trage nicht zur Ruhe bei, denn: „Es laufen ständig Bilder ab, die man aufnimmt.“ Dies sei nicht entspannend, da das Gehirn die Bilder verarbeiten muss.
Progressive Muskelentspannung
Viel besser sei es, sich bewusst auf die Ruhe einzulassen, etwa durch progressive Muskelrelaxation, autogenes Training oder Biofeedback. Das progressive Training ist ein Entspannungsverfahren, bei dem der Patient nacheinander, ganz bewusst, verschiedene Muskelgruppen fest anspannt und dann wieder die Spannung löst. Dadurch soll eine Entspannung des ganzen Körpers erreicht werden. „Man geht jede Muskelgruppe im Körper durch, von Gesicht, über Arme, Bauch und Beine“, so Huber. Ungeübte müssten jedoch erst lernen, das gute Gefühl wahrzunehmen.
Autogenes Training
Beim autogenen Training ist eher der Geist gefragt. „Dabei sagt man sich unter professioneller Anleitung immer wieder Sätze vor“, erklärt die Psychologin. Beispielsweise „Meine Hand ist schwer“ oder „Mein Fuß ist warm“. Dabei gehen Wärme und Schwere mit gewissen körperlichen Funktionen, wie einem langsamen Herzschlag oder einer höheren Blutzirkulation, einher. Verfügt man über eine gute Vorstellungskraft, führe dies zu Erholung. Autogenes Training eignet sich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, bis hinein ins hohe Alter. Zum Einsatz kommt diese Entspannungsform bei Ängsten, zur Schmerzbehandlung, bei Konzentrationsstörungen, zur Suchtbehandlung, bei Stress und zahlreichen körperlichen Erkrankungen, wie zum Beispiel Reizdarm, Magengeschwüren, Bauchschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Diabetes, bei hormonellen Störungen, in der Menopause und vielem mehr.
Biofeedback
Psychologin Huber bietet im AMD zudem das Biofeedback an. Dies vor allem für Techniker und Menschen, die gerne Ergebnisse sehen. Bei dieser Methode wird ein Klipp an den Finger gepresst, welcher etwa die Atmung, die Muskulatur, die Körpertemperatur oder den Hautleitwert misst. Auch bei diesem Verfahren soll Musik und eine ruhige Stimme zur Entspannung anleiten. Der Patient könne dabei sofort auf dem Bildschirm verfolgen, ob die innere Stille wirklich eintritt: „Man bekommt sofort eine Rückmeldung, man lernt sich dadurch besser kennen.“
Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung
Huber zufolge bedarf es aber nicht immer professioneller Hilfe: „Wir müssen uns nur überlegen, was uns gut tut.“ Auch wenn es in einer Leistungsgesellschaft, in der ein Mensch, der nichts tut, als Faulenzer dargestellt wird, nicht einfach sei, so gehe es doch darum, ein Gleichgewicht zwischen Entspannung und Anspannung zu schaffen. Falsch sei es daher, seine Freizeit wie den Beruf zu verplanen. „Im Urlaub soll man sich keinen vollen Terminkalender anlegen.“ Schließlich brauche man Zeit, um Entspannung zu lernen. (ad)
Bild: Nico LeHe / pixelio.de
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