Dopingmittel EPO schützt das Gehirn von Frühgeborenen
27.08.2014
Als Dopingmittel ist EPO (Erythropoietin) nicht nur im Radsport zu unerfreulicher Berühmtheit gelangt. Nun haben Schweizer Forscher jedoch eine äußerst nützlich Wirkung des Hormons bei der Versorgung von Frühgeborenen entdeckt. Werden die Frühchen unmittelbar nach der Geburt mit EPO behandelt, schützt dies ihr Gehirn vor möglichen Hirnschäden, so die Mitteilung der Universität Genf.
Frühgeborene entwickeln deutlich häufiger Hirnschäden als Kinder, die nach Ablaufen der vollen Schwangerschaftsdauer geboren werden, berichtet das Forscherteam der Universität Genf und des Universitätsspitals Genf. Die betroffenen Kinder leiden oft ihr Leben lang an neurologischen Beeinträchtigungen und einer verzögerten neuronalen Entwicklung. Die Schweizer Wissenschaftler konnten nun nachweisen, „dass die Verabreichung von drei Dosen Erythropoietin kurz nach der Geburt die zerebralen Läsionen bei diesen Kindern deutlich reduziert.“
400.000 Frühgeburten jährlich in Europa
„Knapp 400.000 Kinder werden jedes Jahr in Europa geboren, bevor die 32. Woche der Schwangerschaft erreicht ist (2,6 Millionen weltweit, nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation)“, berichtet die Universität Genf. Die frühe Geburt habe für die Kinder viele gesundheitliche Folgen, einschließlich Läsionen und unvollständiger Hirnreifung. Insbesondere in der weißen Substanz, welche für die Informationsleitung im Nervensystem wichtig ist, seien Defizite festzustellen. Die Schweizer Forscher Petra S. Hüppi von der Universität Genf und Russia Ha Vinh Leuchter vom Universitätsspital Genf sind spezialisiert auf die Bildgebung des Gehirns von Kleinkindern. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRI) waren sie in der Lage, die frühen Hirnschäden zu identifizieren, welche langfristige Entwicklungsbeeinträchtigungen des Kindes wie motorische oder kognitiven Probleme hervorrufen. Nun haben sie überprüft, welchen Effekt EPO auf das Gehirn der Frühchen entfaltet – mit äußerst erfreulichem Ergebnis.
EPO mit neuroprotektiver Wirkung
Synthetisches Erythropoietin stimuliert die Bildung roter Blutkörperchen und wird laut Mitteilung der Universität Genf zum Beispiel bei Erwachsenen zur Behandlung von Anämie bei Nierenversagen eingesetzt. „Mehrere jüngere Studien haben gezeigt, dass dieses Hormon auch eine neuroprotektive Wirkung entfaltet“, berichtet die Universität Basel weiter. Im Rahmen ihrer Studie untersuchte das Forscherteam um Professorin Petra Susan Hüppi daher an 165 frühgeborenen Kindern, welche Auswirkungen die Verabreichung von drei Dosen EPO in den ersten 48 Stunden nach der Geburt auf das Gehirn der Frühgeborenen hat. Die Hälfte der Kinder wurde mit EPO behandelt, die übrigen erhielten ein Placebo. Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie ließen sich laut Mitteilung der Universität Genf deutlich Unterschiede in der Gehirnsubstanz der Kinder feststellen. „Wir fanden heraus, dass die Gehirne der behandelten Kinder signifikant weniger Läsionen hatten, als die der Kontrollgruppe, die ein Placebo erhielten“, berichtet Ha Russland Vinh Leuchter. Damit sei zum ersten Mal eindeutig die positive Wirkung dieses Hormons auf das Gehirn frühgeborener Kinder bestätigt. (fp)
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