Linsen, Bohnen und Co werden hierzulande meist mit schwerer Hausmannskost in Verbindung gebracht. Wegen dem hohen Anteil an Eiweiß sind Hülsenfrüchte in vielen Ländern der Welt aber ein wichtiger Teil der Ernährung. Auch im Westen bekommen sie durch die Abkehr von hohem Fleischkonsum einen neuen Stellenwert. 2016 ist zum „Jahr der Hülsenfrüchte“ erklärt worden.
Wichtige Nahrungsquelle für Millionen Menschen
Hülsenfrüchte fristeten in der hiesigen Küche lange Zeit ein Schattendasein. Noch heute bringen sie viele Menschen nur mit schwerem Bohneneintopf oder deftiger Linsensuppe in Verbindung. Dieser Ruf verkennt jedoch die positiven Eigenschaften von Hülsenfrüchten. Sie versorgen den Boden nicht nur mit Nährstoffen und unterstützen eine nachhaltige Landwirtschaft, sondern sind mit ihrem hohen Eiweißgehalt eine wichtige Nahrungsquelle für Millionen Menschen weltweit. Das Jahr 2016 wurde nun von der UN zum „Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte“ erhoben – „in dem Wunsche, auf die Rolle aufmerksam zu machen, die Hülsenfrüchten als Teil einer auf Ernährungssicherheit und gute Ernährung gerichteten nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion zukommt“. In einer Resolution schreiben die UN-Experten, „dass Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen, Erbsen und Kichererbsen für die Menschen auf der ganzen Welt eine wichtige Quelle für pflanzliches Eiweiß und Aminosäuren“ sind.
Hülsenfrüchte können Krankheiten vorbeugen
Wie die Nachrichtenagentur dpa zum Thema berichtet, empfehlen Gesundheitsorganisationen auf der ganzen Welt den Verzehr von Hülsenfrüchten als Teil einer gesunden Ernährung schon lange. Experten zufolge sollen sie unter anderem Übergewicht, Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs vorbeugen. Die internationale Küche kommt kaum ohne Hülsenfrüchte aus. Sei es der aus Sojabohnen herstellte Tofu, der in den meisten Ländern Ostasiens für viele Gerichte verwendet wird, Falafael und Hummus aus Kichererbsen oder das nepalesische Nationalgericht Dal Bhat mit Linsen. „In Kulturkreisen, in denen traditionell wenig Fleisch verzehrt wird oder werden kann, sind sie die wesentliche Proteinernährungsgrundlage“, erläuterte Manuela Specht, Referentin bei der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP). In Mitteleuropa seien sie allerdings „aus der Mode gekommen“.
Abkehr von hohem Fleischkonsum
In Zeiten des Wirtschaftswunders galt Fleisch essen als Statussymbol. Außerdem enthalten Hülsenfrüchte schwer verdauliche Zuckermoleküle. Die Folge: Ein aufgeblähter Bauch mit Blähungen. Nicht nur für Büromenschen ziemlich unangenehm. Mittlerweile bekommen Hülsenfrüchte aufgrund der Abkehr von hohem Fleischkonsum jedoch einen höheren Stellwert zugesprochen. Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan – also ganz ohne tierische Produkte. „Die Ernährungsgewohnheiten ändern sich“, sagte Kurt-Jürgen Hülsbergen, Professor für Ökologischen Landbau am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München (TUM) gegenüber der dpa. Heutzutage seien Erbse, Bohne, und Linse kein Arme-Leute-Essen mehr. „Ich glaube, dass der Trend anhalten wird.“ Hülsenfrüchte gehören Ernährungsexperten zu den Lebensmitteln, die für Vegetarier und Veganer wichtig sind. So sind beispielsweise Kichererbsen gesunde Mineralstoffbomben.
Forschung und Züchtung müssten mehr gefördert werden
Den Angaben zufolge hat die EU-Agrarreform 2015 fast zur Verdoppelung des allerdings weiter geringfügigen Hülsenfruchtanbaus beigetragen. Das hat damit zu tun, dass die Bauern nach den neuen Regeln fünf Prozent der Felder als ökologische Vorrangflächen bewirtschaften müssen, etwa mit Leguminosen. „Leguminosen sind praktisch ihre eigene kleine Stickstofffabrik“, erklärte Specht. Zum einen gehen sie eine Symbiose mit Bakterien ein, die an ihren Wurzeln Stickstoff anreichern, natürlicher Dünger. Zum anderen lockern sie den Boden. „Die Signale stehen auf Wachstum, weil sie für den Ackerbau so viel Gutes bedeuten“, so Specht. Von Nachteil ist jedoch, dass Bohne und Erbse starken Ertragsschwankungen unterliegen und schnell kränkeln. „Es ist ein großes Problem, gesunde Erbsen anzubauen“, meinte Hülsbergen. Da unter anderem wegen des geringen Anbaus wenig in neue Züchtungen investiert wurde, fordern Forscher und Bauern hier dringend mehr Förderung von Forschung und Züchtung. Die Bundesregierung hat dazu eine sogenannte „Eiweißpflanzenstrategie“ aufgelegt.
Lupinen sind groß im kommen
Ebenfalls zu den Hülsenfrüchten zählen Lupinen. Bisher galt die Lupine vorwiegend als Tierfutter oder auch als bunte Zierde im Garten. Die Samen schmecken nicht, riechen nach Heu, und die enthaltenen Bitterstoffe können sogar giftig sein. Forschern des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising (IVV) und des Unternehmens Prolupin GmbH im mecklenburgischen Grimmen ist es jedoch gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, um den bitteren und grasigen Beigeschmack zu entfernen. Sie konnten die Lupinenproteine für die Nahrungsmittelherstellung isolieren. Dafür erhielten sie 2014 den Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten. Mittlerweile kann man im Supermarkt verschiedene Lupinenprodukte finden: Lupinendesserts, -nudeln, -brotaufstrich, eine Art Milch und Joghurt. Manche Menschen bezeichnen Lupine bereits als das neue Soja. „Die Nachfrage nach veganen und vegetarischen Produkten ist riesig – und steigt“, sagte Prolupin-Geschäftsführer Malte Stampe der dpa. Auch andere Experten haben sich in der Vergangenheit ähnlich geäußert. Sie erwarten einen wahren Boom für Vegi-Essen. Auch zum Naschen eignet sich das neutrale Lupineneiweiß. So war eines der ersten Produkte Lupineneiscreme. Zudem kann das Eiweiß für Feingebäck dienen und soll auch für Schaumküsse geeignet sein. So ganz neu ist das alles nicht, vielmehr könnte man von einer Renaissance einer uralten Kulturpflanze sprechen: Bereits die alten Ägypter gaben ihren Pharaonen Lupinensamen mit ins Grab. (ad)
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