Wie wirken sich unsere Gehirnfunktionen auf das Abnehmen aus?
Viele Menschen haben Probleme, trotz einer Diät oder umgestellter Ernährung an Gewicht abzunehmen. Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass einige Gehirnfunktionen eine wichtige Rolle beim Abnehmen spielen.
Die Wissenschaftler der McGill University stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass das Gehirn eine sehr wichtige Rolle beim Abnehmen spielt. Menschen mit einer stärkeren Aktivität in den Hirnregionen des lateralen präfrontalen Kortex, welche mit der Selbstkontrolle assoziiert sind, erzielen beim Gewichtsverlust die größten Erfolge. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in dem englischsprachigen Fachblatt „Cell Metabolism“.
Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle sind wichtig für Gewichtsverlust
Die Kontrolle des Körpergewichts beim Menschen ist weitgehend abhängig von Bereichen des Gehirns, welche an Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle beteiligt sind. Dieser Bereich des Gehirns hat die Fähigkeit, langfristige Informationen zu berücksichtigen, wie zum Beispiel den Wunsch, gesund zu sein, um die unmittelbaren Wünsche zu kontrollieren, erklären die Wissenschaftler.
Leptin und Ghrelin beeinflussen die Diät
Zwei Hormone mit der Bezeichnung Leptin und Ghrelin sind bekannt dafür, dass sie den Körper dazu bringen, trotz einer Diät zu essen. Frühere Forschungsergebnisse bestätigen, dass sich diese Hormonspiegel bei der Gewichtsabnahme schnell verändern. Wenn Menschen an Gewicht abnehmen ist eine Veränderung bei Leptin und Ghrelin zu beobachten. Einige Menschen können aus unbekannten Gründen ihre Selbstregulierung angesichts dieser Signale nicht aufrechterhalten.
Probanden erhielten eine funktionelle MRI-Untersuchung
Um die Rolle dieser Hormone und der Selbstkontrolle bei der Gewichtsabnahme zu analysieren, untersuchten die Forscher 24 Probanden in einer Klinik zur Gewichtsabnahme. Vor einer Diät mit 1200 kcal/Tag erhielten alle Teilnehmenden eine funktionelle MRI-Untersuchung (fMRT) des Gehirns, erläutern die Wissenschaftler. Beurteilt wurden besonders die Regionen des lateralen präfrontalen Kortex, welche mit der Selbstbeherrschung verbunden sind, und die Regionen des ventralen medialen präfrontalen Kortex, einem Gehirnbereich, der Einfluss auf Motivation und Verlangen hat.
Probanden mussten Bilder von Lebensmitteln betrachten
Den Probanden wurden Bilder von appetitlichen Lebensmitteln sowie Kontrollbilder von Landschaften gezeigt. Die Forscher verglichen dann die Reaktion der Gehirnaktivität auf die Nahrungsmittelbilder, insbesondere die Bilder mit kalorienreichen Nahrungsmitteln, bei Studienbeginn, einen Monat und dann nochmal drei Monate später. Wenn die Teilnehmenden Bilder von appetitlichen Lebensmitteln betrachteten, war der ventrale mediale präfrontale Kortexbereich bei der funktionellen MRI-Untersuchung aktiver, sagen die Mediziner.
Was stellten die Experten fest?
Während der Studie stellten die Forscher fest, dass sich nach einem Monat und drei Monaten das Signal vom ventralen präfrontalen Kortex verringerte. Es nahm am stärksten bei Personen ab, die erfolgreicher beim Abnehmen waren. Zusätzlich nahm das laterale präfrontale Kortex-Signal, welches an der Selbstkontrolle beteiligt ist, während der gesamten Studie zu, erklären die Wissenschaftler.
Selbstkontrolle ist der Schlüssel zur Gewichtsabnahme
Bei der funktionellen MRI-Untersuchung hat der Selbstkontrollbereich seine Aktivität erhöht und der Bereich für Verlangen hat seine Aktivität verringert, erläutern die Forscher. Die Menge der Veränderung war prädiktiv für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme. Während alle Teilnehmer an Gewicht verloren, hatten diejenigen, welche den größten Gewichtsverlust erreichten, fMRT-Werte, die auf eine bessere Fähigkeit zur Selbstkontrolle hinwiesen. Am Ende der 3-monatigen Studie begannen die Hormone Ghrelin und Leptin auf den Ausgangswert zurückzukehren.
Erleichtert die kognitive Verhaltenstherapie die Diät?
Diese Ergebnisse legen nahe, dass Maßnahmen zur Gewichtsabnahme, welche die Selbstkontrolle erhöhen (beispielsweise die kognitive Verhaltenstherapie), hilfreich sein können, insbesondere wenn Stress zu Überernährung führt, sagen die Autoren der Studie. Stress unterbricht den Kontrollmechanismus des lateralen präfrontalen Kortex. (as)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.