RW-Umweltministerium ermittelt erhebliche Gesundheitsrisiken durch Feinstaub. Sterblichkeit an Hauptverkehrsstraßen durch Feinstaubbelastung fast verdoppelt
31.03.2011
Die Feinstaubbelastung an Hauptverkehrsstraßen stellt eine ernsthaft gesundheitliche Gefährdung dar. Dies teilte das Umweltministerium Nordrhein-Westfalen bei der Vorstellung einer umfassenden Studie zum Zusammenhang zwischen Luftbelastung, Wohnort und Sterblichkeitsrate der Frauen in NRW mit.
Das Umweltministerium Nordrhein-Westfalen hat die Ergebnisse seiner „Feinstaubkohortenstudie Frauen NRW 2008“ vorgestellt, aus denen hervorgeht, dass Frauen, die näher als 50 Meter an einer Hauptverkehrsstraße leben, einer um mehr als 40 Prozent erhöhten allgemeinen Sterblichkeit unterliegen. Bei bestimmten Todesursachen wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Krankheiten, sei das Risiko sogar um fast 80 Prozent erhöht.
Feinstaub bedingt einen signifikanten Anstieg der Sterblichkeit
Zur Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen der Luftbelastung, wurden im Rahmen der Studie des Umweltministeriums NRW die Luftschadstoffdaten für Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub (PM10) ausgewählt. Diese wurden mit der Mortalität von rund 4.800 Frauen im Alter zwischen 50-59 Jahren aus unterschiedlich stark belasteten Regionen Nordrhein-Westfalens verglichen. Dabei seien die Ergebnisse des aktuellen Abschlussberichtes „alarmierend“, erklärte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen). Sowohl das Stickstoffdioxid als auch der Feinstaub verursachen an den Hauptverkehrsstraßen einen signifikanten Anstieg der Sterblichkeit. Die allgemeine Mortalität sowie die spezifische Sterblichkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt), Lungenkrebs, Atemwegserkrankungen werden durch starke Luftverschmutzung drastisch erhöht, warnte das Umweltministerium NRW. Die allgemeine Sterblichkeit steigt den Ergebnissen der Studie zufolge bei einem Wohnort in unmittelbarer Nähe einer Hauptverkehrsstraße um mehr als 40 Prozent, die Mortalität bei bestimmten Erkrankungen um bis zu 80 Prozent.
Umweltzonen zur Minimierung der Gesundheitsrisiken
Bereits seit langem mahnen Kritiker vor den gesundheitlichen Folgen der hohen Luftschadstoffbelastung, doch so eindeutige wissenschaftliche Ergebnisse zu den Langzeitwirkungen, wie die Untersuchung aus NRW nun vorlegt, standen von offizieller Seite bisher kaum zur Verfügung. Damit gewinnt die Diskussion über die Einrichtung von Umweltzonen in Innenstädten oder besonders verkehrsbelasteten Bereichen erneut erheblich an Bedeutung. In den Umweltzonen dürfen Fahrzeuge nur mit einer entsprechenden Plakette fahren, die bescheinigt, dass der Schadstoffausstoß nicht über den vorgeschriebenen Werten liegt. So soll insbesondere die Feinstaubbelastung der Luft deutlich verringert werden.
Der NRW-Umweltminister denkt nun angesichts der alarmierenden Ergebnisse der aktuellen Studie auch über eine weitreichenden Umweltzone für das Ruhrgebiet nach, um die gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung zu minimieren. Für Johannes Remmel steht dabei „die politische Frage nach einer umfassenden Umweltgerechtigkeit“ im Raum, denn „finanziell besser gestellte Bevölkerungsschichten können es sich leisten, Schadstoffe und Lärmbelastung bei der Wohnortwahl zu umgehen. Wer sozial schwächer gestellt ist, hat oft keine andere Wahl, als an Orten zu wohnen, an denen der Lärmpegel und die Schadstoffbelastungen hoch sind, wie zum Beispiel den Hauptverkehrsstraßen. Damit werde „das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und ein gesundes Leben (…) ausgehöhlt“, betonte Remmel. (fp)
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Bild: O. Fischer / pixelio.de
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