Ist Palmöl so ungesund, wie häufig behauptet wird?
Oft wurde bereits davor gewarnt, dass Palmöl negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnte. So soll es beispielsweise das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs erhöhen. Aber hat Palmöl seinen schlechten Ruf zu Recht oder ist das Öl weniger ungesund, als häufig behauptet wird?
Für die Industrie ist Palmöl äußerst attraktiv, weil Ölpalmen die effizientesten Ölpflanzen weltweit darstellen. Außerdem ist das Öl selbst bei Raumtemperatur fest und geschmacksneutral. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Palmöl mittlerweile in vielen Lebensmitteln wie beispielsweise Butter, Margarine, Fertigsuppen und Nutella enthalten ist.
Schadet Palmöl der Gesundheit?
Viele Fachleute bewerten Palmöl als eine Art Billigfett, das als gesundheitsgefährdend und umweltschädigend einzustufen ist. So sollen bei der industriellen Verarbeitung durch die starke Erhitzung gefährliche Schadstoffe (Fettsäureester) entstehen, die Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und Krebs erregen können.
So warnt beispielsweise Professor Michael Roden vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ), dass Palmöl sehr viele gesättigte Fettsäuren enthält, die auch mit einem erhöhten Diabetes-Risiko in Zusammenhang gebracht werden. Daher wird oft dazu geraten, ungesundes Palmöl gänzlich zu ersetzen und gesündere Alternativen zu verwenden.
Studien zu Palmöl oft widersprüchlich
Viele Forschungsarbeiten haben jedoch sehr widersprüchliche Ergebnisse zu den negativen Auswirkungen von Palmöl gezeigt, insbesondere bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.
So berichten Fachleute, deren Studie in dem englischsprachigen Fachblatt „International Journal of Food Sciences and Nutrition“ veröffentlicht wurde, dass der relativ hohe Gehalt an gesättigten Fettsäuren, insbesondere Palmitinsäure, der Hauptgrund sei, warum das Öl mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit verbunden wird.
Ein solch hoher Gehalt an gesättigten Fettsäuren wurde bereits mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheiten und einigen Tumore in Verbindung gebracht, fügt das Team hinzu.
Allerdings zeigen andere Untersuchungen laut den Forschenden, dass nicht nur die Art des Fettes, sondern auch die Triglyceridstruktur bei der Cholesterinämie eine Rolle spielt, wenn es darum geht, ob gesättigte Fettsäuren in der Ernährung einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bilden.
In Bezug auf das Krebsrisiko habe es nur wenige spezifische Studien über ernährungsbedingte Palmitinsäure oder Palmöl und deren Verbindung zur Entstehung von Krebs gegeben und die Beweise seien nicht überzeugend.
Woher kommt der schlechte Ruf von Palmöl?
In einem Fachbeitrag in dem „Medical Journal of Malaysia“ vermuten Forschende des Palm Oil Research Institute of Malaysia hinter der negativen Aussagen über Palmöl vor allem einen Handelstrick, da Palmöl in den letzten Jahren einen großen Anteil am Weltmarkt für Speiseöle und -fette eingenommen habe.
Die Behauptung, dass Palmöl zu erhöhten Cholesterinwerten im Blut führe und somit atherogen wirke, sei nicht belegbar und manche Studien hätten sogar gezeigt, dass Palmöl im Vergleich zu anderen Quellen von gesättigten Fetten wie Kokosnussöl, Milchprodukten und auch tierischen Fetten den Cholesterinspiegel im Blut senkt.
In einer weiteren Untersuchung, die im englischsprachigen Fachblatt „Molecules“ publiziert wurde, betonen die beteiligten Fachleute ebenfalls, dass Studien zu den ungesunden Auswirkungen von Palmöl häufig kontroverse Ergebnisse hatten.
So habe eine Ergänzung der Nahrung mit Palmöl in Tiermodellen zu einer gestörten Glukosetoleranz geführt, die auf eine verringerte Insulinempfindlichkeit zurückgeführt wurde. Studien an Menschen hätten indes gezeigt, dass verschiedene gesättigte Fettsäuren in der Ernährung unterschiedliche Auswirkungen auf die Inzidenz von Typ-2-Diabetes haben.
Die Studienergebnisse zu den Auswirkungen von Palmöl auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewerten die Forschenden ebenfalls als widersprüchlich und es gebe keine eindeutigen Beweise für einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Palmöl und einer Erhöhung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Das Team fügt hinzu, dass jedoch immer mehr Belege für die negativen Auswirkungen eines Übermaßes an Palmöl auf die Funktion der Mitochondrien vorliegen. Und wenn es um das Krebsrisiko geht, lasse sich festhalten, dass bestimmte Fettsäuren (beispielsweise Palmöl) maßgeblich an der Regulierung des Tumorwachstums beteiligt sein können.
Insgesamt scheinen jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um die gesundheitlichen Effekte beziehunsgweise mögliche Gesundheitsrisiken von Palmöl abschließend zu bewerten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Elena Fattore, Roberto Fanelli: Palm oil and palmitic acid: a review on cardiovascular effects and carcinogenicity; in: International Journal of Food Sciences and Nutrition (veröffentlicht 14.02.2013), International Journal of Food Sciences and Nutrition
- Y.H. Chong, T.K.W. Ng: Effects of palm oil on cardiovascular risk; in: Medical Journal of Malaysia (veröffentlicht 01.03.1991), Medical Journal of Malaysia
- Annamaria Mancini, Esther Imperlini, Ersilia Nigro, Concetta Montagnese, Aurora Daniele, et al.: Biological and Nutritional Properties of Palm Oil and Palmitic Acid: Effects on Health; in: Molecules (veröffentlicht 18.09.2015), Molecules
Wichtiger Hinweis:
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