Forscher entdecken geeignetes Frühwarnsystem für Typ-2 Diabetes
Diabetes ist eine extrem weit verbreitete Erkrankung, die auf vielen Wegen die Gesundheit der Betroffenen gefährdet. Leider wird die Stoffwechselkrankheit aber oft erst spät erkannt. Österreichische Forscher haben nun einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Glykoprotein Afamin und Typ-2 Diabetes hergestellt. Die neuen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, ein Frühwarnsystem für diese Krankheit zu entwickeln.
Immer mehr Diabetiker
Laut neuesten Zahlen hat knapp jeder zweite Klinik-Patient in Deutschland Diabetes oder Prädiabetes. Auch in anderen Ländern nimmt die Stoffwechselkrankheit immer stärker zu. Häufig wird sie aber erst spät entdeckt. Österreichische Forscher haben nun festgestellt, dass eine erhöhte Konzentration des Glykoproteins Afamin mit einem erhöhten Risiko einhergeht, einen Typ-2 Diabetes zu entwickeln. Durch diese Erkenntnisse kann die Vorsorge weiter verbessert werden.
Eindeutiger Zusammenhang zwischen Afamin und Typ-2 Diabetes
Einem Team um den Forscher Florian Kronenberg von der Medizinischen Universität Innsbruck ist es mittels umfangreicher Messungen in gut charakterisierten Personen aus mehreren prospektiven Kohortenstudien gelungen, einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Afamin und Typ-2 Diabetes herzustellen.
Auch die Verbindung von Afamin mit Prädiabetes und Insulinresistenz konnte nachgewiesen werden.
Damit wird ein wichtiger Funktionsbereich dieses bis heute noch relativ unbekannten multifunktionellen Glykoproteins beleuchtet und seine Rolle als Biomarker für Typ-2 Diabetes untermauert, heißt es in einer Mitteilung der Hochschule.
Unabhängig von bekannten Risikoparametern
Die soeben im Fachjournal „Diabetes Care“ veröffentlichen Erkenntnisse basieren auf direkt in Innsbruck durchgeführten Afamin-Messungen und der Analyse von Daten aus insgesamt acht prospektiven Kohorten-Studien im Rahmen einer internationalen Kooperation.
„Schon lange vor der Manifestation eines Typ-2 Diabetes können erhöhte Afamin Konzentrationen im Blut gefunden werden. Eine Person, deren Afamin-Konzentration um 10 mg/L höher ist als die einer vergleichbaren anderen Person, hat ein um etwa 30 Prozent höheres Risiko, im Lauf der nachfolgenden Jahre einen Typ-2 Diabetes zu entwickeln“, berichtet Erstautorin Barbara Kollerits.
„Das Bemerkenswerte dabei ist, dass diese Vorhersage neben dem Alter und Geschlecht, auch unabhängig von bekannten Risikoparametern wie HDL Cholesterin, Triglyzeriden, Body-Mass-Index, Bluthochdruck, einer familiären Häufung von Diabetes-Fällen, aber vor allem einer erhöhten Glukosekonzentration ist“, so die Wissenschaftlerin.
„Diese Ergebnisse können als klinisch äußerst bedeutsam angesehen werden, da sie auch zu einer genaueren Einordnung in Risikoklassen beitragen.“
Überexpression von Afamin führt zu Anstieg des Körpergewichts
Der Grundstein zu den Afamin-Forschungsarbeiten in Innsbruck wurde ursprünglich durch Hans Dieplinger gelegt, der das Protein Afamin seit mehr als 25 Jahren mittels verschiedenster Forschungsansätze im Visier hat.
„Mit einem transgenen Mausmodell konnten wir schon früher zeigen“, so Dieplinger, „dass eine Überexpression von Afamin zu einem Anstieg des Körpergewichtes sowie der Lipide und des Blutzuckers führt.“
Mit einem an der Sektion entwickelten Nachweisverfahren zur Messung der Afamin-Konzentration und einer Meta-Analyse in mehreren großen epidemiologischen Studien konnte der Zusammenhang zwischen einer erhöhten Afamin Konzentration und dem metabolischen Syndrom schließlich auch im Menschen bestätigt werden.
Entwicklung von Diabetes voraussagen
Die Suche nach Biomarkern, welche die zukünftige Entwicklung eines Typ-2 Diabetes bei einem Individuum voraussagen können, ist heute ein Feld intensiver Forschungen.
Über die Jahre wurden zahlreiche Biomarker in kleinen Studien beschrieben, konnten jedoch nachfolgend oft nicht bestätigt werden.
Diesem Defizit entgehen die österreichischen ForscherInnen mit der Analyse und dem Vergleich großer populationsbasierter Studien und daraus resultierenden Meta-Analysen sowie einer technologisch hochwertigen Laborausstattung, die einen besonderen Vorteil für die rasche Bearbeitung sehr großer Datensätze bietet.
So stand schließlich mit der Zusammenstellung von Daten von mehr als 20.000 Menschen aus acht prospektiven epidemiologischen Studien und den damit verbundenen, in Innsbruck durchgeführten Afamin-Messungen, ausreichend verwertbares Biomaterial zur Verfügung.
„Aus diesem großen Querschnitt der Bevölkerung und den nachfolgenden Verlaufsbeobachtungen konnten wir schließlich ein replizierbares und valides Ergebnis erzielen, das den Zusammenhang zwischen einer erhöhten Afamin-Konzentrationen und dem Auftreten eines Typ-2 Diabetes eindeutig belegt und für die Risikoabwägung qualifiziert“, beschreibt Kronenberg die weitreichende Erkenntnis, die vor dem Hintergrund der weltweit steigenden Diabetes-Prävalenz auch besondere Bedeutung für eine verbesserte Prognose dieser Erkrankung besitzen könnte.
Die Ergebnisse des Innsbrucker Teams bilden jedenfalls eine vielversprechende Basis für die zukünftige Afamin-Forschung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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