Verbindung zwischen Blutdruck und Alter des Gehirns
Erhöhter Blutdruck, der noch unter dem Grenzwert für Bluthochduck liegt, kann sich bereits negativ auf die Alterung des Gehirns auswirken. Eine besorgniserregende Erkenntnis, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Anzahl der jungen Erwachsenen mit einem hohen Blutdruck in den letzten Jahrzehnten stark gestiegenen ist.
In einer aktuellen Studie unter Beteiligung von Forschenden der Australian National University (ANU) und des Universitätsklinikums Jena wurde festgestellt, dass Menschen mit erhöhtem Blutdruck, der noch innerhalb des normalen Bereichs liegt, ein erhöhtes Risiko für eine beschleunigte Alterung des Gehirns aufweisen. Die Untersuchung wurde in dem englischsprachigen Fachjournal „Frontiers in Aging Neuroscience“ publiziert.
Über 2.000 Gehirnscans ausgewertet
Das Team untersuchte für seine aktuelle Forschungsarbeit mehr als 2.000 Gehirnscans von 686 gesunden Menschen im Alter von 44 bis 76 Jahren. Zudem wurden die Blutdruckwerte der teilnehmenden Personen innerhalb eines Zeitraums von zwölf Jahren bis zu viermal gemessen. Mit der Hilfe der Hirnscan- und Blutdruckdaten suchten die Forschenden nach Zusammenhängen zwischen dem sogenannten Hirnalter (als Maß für die Gesundheit des Gehirns) und den Blutdruckwerten.
Hoher Blutdruck begünstigt Herzkrankheiten und Demenz
Die Datenauswertung ergab, dass Teilnehmende mit einem hohen Blutdruck ein älteres und damit weniger gesundes Gehirn hatten, was ihr Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Demenz erhöhte, berichten die Forschenden. Teilnehmende mit erhöhtem Blutdruck, aber innerhalb des Normalbereichs, hatten ebenfalls älter wirkende Gehirne und ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme, so das Team weiter.
Schäden entstehen nicht erst bei Bluthochdruck
Die Vorstellung, dass das menschliche Gehirn aufgrund von Bluthochdruck im späteren Leben Schaden nimmt, ist laut Studienautor Professor Nicolas Cherbuin von der Australian National University nicht ganz zutreffend. „Es fängt früher an, und zwar bei Menschen mit normalem Blutdruck“, betont der Experte in einer Pressemitteilung.
Das Gehirn bleibt im Alter jünger und auch gesünder, wenn Menschen einen optimalen Blutdruck beibehalten, ergänzt Studienautor Professor Walter Abhayaratna, ebenfalls an der Australian National University tätig. „Es ist wichtig, dass wir unseren Lebensstil und unsere Ernährung frühzeitig ändern, um zu verhindern, dass unser Blutdruck zu stark ansteigt, anstatt zu warten, bis er zu einem Problem wird”, so der Mediziner.
„Im Vergleich zu einer Person mit einem hohen Blutdruck von 135/85 wurde festgestellt, dass das Gehirn einer Person mit einem optimalen Wert von 110/70 um mehr als sechs Monate jünger erscheint, wenn sie das mittlere Alter erreicht“, erläutert der Experte weiter.
Probleme durch Blutdruck beginnen bereits im jungen Alter
„Wenn wir die Auswirkungen eines erhöhten Blutdrucks auf die Gesundheit des Gehirns bei Menschen über 40 Jahren feststellen, müssen wir davon ausgehen, dass sich die Auswirkungen eines erhöhten Blutdrucks über viele Jahre hinweg aufbauen und bereits in den Zwanzigern beginnen könnten. Das bedeutet, dass das Gehirn eines jungen Menschen bereits anfällig ist”, so Professor Cherbuin.
Die Ergebnisse seien insbesondere für junge Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren besorgniserregend, da es durchaus einige Zeit dauere, bis sich die Auswirkungen eines erhöhten Blutdrucks auf das Gehirn bemerkbar machen, erläutert der Studienautor. Zudem habe eine große internationale Studie vor einiger Zeit ergeben, dass sich die Anzahl der Menschen mit hohem Blutdruck im Alter über 30 Jahren weltweit von 1990 bis 2019 verdoppelt hat.
Blutdruck sollte regelmäßig überprüft werden
Nach Ansicht von Professor Abhayaratna zeigen die Forschungsergebnisse, dass alle Menschen, also auch junge Personen, ihren Blutdruck regelmäßig überprüfen sollten. „Wenn Ihre Blutdruckwerte erhöht sind, sollten Sie die Gelegenheit nutzen, mit Ihrem Hausarzt über Möglichkeiten zur Senkung Ihres Blutdrucks zu sprechen, einschließlich der Änderung von Lebensstilfaktoren wie Ernährung und körperlicher Betätigung”, rät der Fachmann.
Nach Ansicht des Forschungsteams bedaf es jetzt auch einer Aktualisierung der nationalen Gesundheitsrichtlinien, um die neuen Ergebnisse zu berücksichtigen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nicolas Cherbuin, Erin I. Walsh, Marnie Shaw, Eileen Luders, Kaarin J. Anstey, et al.: Optimal Blood Pressure Keeps Our Brains Younger; in: Frontiers in Aging Neuroscience (veröffentlicht 05.10.2021), Frontiers in Aging Neuroscience
- Australian National University: Optimal blood pressure helps our brains age slower (veröffentlicht 08.09.2021), ANU
- NCD Risk Factor Collaboration (NCD-RisC): Worldwide trends in hypertension prevalence and progress in treatment and control from 1990 to 2019: a pooled analysis of 1201 population-representative studies with 104 million participants; in: The Lancet (veröffentlicht 11.09.2021), thelancet.com
Wichtiger Hinweis:
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