Nach einem Schlaganfall besteht ein erhöhtes Risiko für Herzschwäche
Es ist schon länger bekannt, dass Menschen mit einer Herzschwäche überdurchschnittlich häufig Schlaganfälle entwickeln. Deutsche Forscher haben nun gezeigt, dass oft auch der umgekehrte Krankheitsverlauf auftritt. Nach einem Hirnschlag besteht ein erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz.
Zusammenhang zwischen Schlaganfall und Herzinsuffizienz
Jedes Jahr erleiden mehr als eine Viertelmillion Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Der Hirnschlag stellt eine der häufigsten Todesursachen hierzulande dar. Zudem führt er in vielen Fällen zu bleibenden Behinderungen und zu Folgeerkrankungen. Eine davon kann auch Herzinsuffizienz sein, wie deutsche Forscher nun herausgefunden haben.
Einfluss auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten
Es ist schon länger bekannt, dass Menschen mit einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) überdurchschnittlich häufig Schlaganfälle erleiden.
Wissenschaftler der Universitäten Würzburg und Duisburg-Essen (UDE) konnten jetzt erstmals experimentell zeigen, dass oft auch der umgekehrte Krankheitsverlauf auftritt: Nach einem Schlaganfall kann sich über Monate hinweg eine Herzschwäche entwickeln.
Darüber und über Therapiemöglichkeiten berichten sie im Fachmagazin „Annals of Neurology“.
Wie es in einer Mitteilung der UDE heißt, hat die Entdeckung der Naturwissenschaftler und Mediziner potenziellen Einfluss auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten.
„Beim Schlaganfall darf nicht allein die Hirnfunktion betrachtet werden, auch eine langfristige Herzdiagnostik muss ins Auge gefasst werden“, sagte Prof. Christoph Kleinschnitz von der Klinik für Neurologie der Medizinischen Fakultät der UDE am Universitätsklinikum Essen.
Kaum etwas über die Langzeitkonsequenzen bekannt
Es gab bereits Hinweise, dass sich eine Herzinsuffizienz (HI) durch Störung des autonomen Nervensystems entwickeln kann. Der genaue Mechanismus dahinter war jedoch unbekannt.
Bisherige Studien an Schlaganfallpatienten zeigten lediglich, dass es bis zu mehrere Wochen nach einem Schlaganfall sowohl zu Herzrhythmusstörungen, dem Absterben von Herzmuskelzellen als auch zu funktionellen Störungen des Herzens kommen kann.
Innerhalb der ersten drei Monate nach einem Schlaganfall kommt es bei 19 Prozent aller Patienten zu einem schweren kardialen Zwischenfall: einem Herzinfarkt oder zu einem plötzlichen Herztod.
Aber bisher war kaum etwas über die Langzeitkonsequenzen eines Schlaganfalls auf die Entwicklung einer chronischen Herzschwäche bekannt.
Funktionsstörung des Herzens nach Schlaganfall
Durch die enge Zusammenarbeit von Neurologen, Kardiologen und klinischen Epidemiologen der Universitätskliniken und des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) konnte das Projekt „SICFAIL“ (durch einen Schlaganfall hervorgerufene Funktionsverschlechterung des Herzens) nun die Bedeutung von Schlaganfall-induziertem Herzversagen beobachten, bewerten und auch neue Behandlungsstrategien entwickeln.
SICFAIL besteht aus einem experimentellen und einem klinischen Teil, der noch nicht beendet ist.
„Die Grundhypothese lautet, dass durch einen IS (Ischämischer Schlaganfall, ausgelöst durch eine plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns) eine chronische Herzinsuffizienz (HI) induziert wird und dass diese einer pharmakologischen Intervention grundsätzlich zugänglich ist“, erklärte der Naturwissenschaftler Dr. Michael Bieber vom Universitätsklinikum Würzburg.
Ein wichtiger Meilenstein dafür war der Nachweis, dass sich nach einem experimentellen Schlaganfall tatsächlich eine Funktionsstörung des Herzens ausbildet. So war die Pumpfunktion acht Wochen nach Schlaganfallinduktion signifikant reduziert.
Dieser neurokardiale Schaden wird durch eine chronische Überaktivierung in einem Teil des Nervensystems, dem Sympathikus, ausgelöst. Dieses Problem führt zudem zu einer vermehrten Kollagenbildung direkt am Herzen.
Pharmakologische Strategie
Die Wissenschaftler testeten eine pharmakologische Strategie zur Verhinderung der HI nach Schlaganfall. Dabei wurde, wie man es auch bei HI-Patienten macht, der Betablocker Metoprolol verabreicht.
Dies senkte die sympathische Aktivierung, verbesserte die Herzfunktion signifikant und die morphologischen Veränderungen am Herzen blieben aus.
„Sollten sich die experimentellen Ergebnisse in dem klinischen Teil der SICFAIL-Studie bestätigen lassen, könnte diese medikamentöse Therapie mit einem Betablocker auch ein sinnvoller Ansatzpunkt bei Patienten nach einem Schlaganfall sein“, erläuterte Prof. Stefan Frantz, Kardiologe und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Würzburg.
„Die Rekrutierung und Basisuntersuchungen für den klinischen Teil wurden Mitte des Jahres erfolgreich abgeschlossen. Derzeit laufen noch die jährlichen Nachbefragungen. Die Ergebnisse der ersten Analysen werden Anfang nächsten Jahres erwartet“, ergänzte Prof. Peter Heuschmann, Leiter des Lehrstuhls für Klinische Epidemiologie und Biometrie an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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