Schwere Verkehrsunfälle in der Schwangerschaft deutlich häufiger
13.05.2014
Frauen unterliegen während der Schwangerschaft einem erhöhten Risiko für Verkehrsunfälle, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Forscherteams um Professor Donald Redelmeier von der University of Toronto. Den Angaben der Forscher zufolge zeigten die Frauen ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel ein „um 40 bis 50 Prozent höheres Risiko eines schweren Kraftfahrzeugunfalls, gegenüber der Zeit vor ihrer Schwangerschaft.“ Dennoch fahren sie auch während der Schwangerschaft sicherer als Männer im gleichen Alter.
„Schwangere Frauen haben Angst vor fast allem, von Flugreisen und Achterbahnfahrten bis hin zu Whirlpools und Wurst, aber es gibt eine viel gefährlicher Bedrohung für die Gesundheit des ungeborenen Kindes“, berichtet die Universität Toronto. Denn dass Autofahren werde der aktuellen Datenauswertung zufolge für die Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel zunehmend gefährlich. „Die Schwangerschaft ist in dem zweiten Trimester mit einem erheblichen Risiko eines schweren Kraftfahrzeugunfalls verbunden“, schreiben die Wissenschaftler in dem Fachmagazin „Canadian Medical Association Journal“. „Dieses Risiko verdiene mehr Aufmerksamkeit im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge“, so Professor Redelmeier und Kollegen weiter.
42 Prozent mehr Unfälle im zweiten Schwangerschaftsdrittel
Die Forscher werteten im Rahmen ihrer Studie die Daten von rund einer halben Million Frauen (507.262 Frauen) aus, die zwischen den Jahren 2006 und 2011 eine Geburt erlebten. Knapp 8.000 Frauen mussten insgesamt während des Studienzeitraums wegen eines schweren Verkehrsunfalls im Krankenhaus behandelt werden, berichtet die Universität Toronto. 757 schwere Verkehrsunfälle entfielen allein auf das zweite Drittel der Schwangerschaft. Dies seien 252 Unfälle pro Monat gewesen, gegenüber 177 Unfällen pro Monat vor der Schwangerschaft, was einem „relativen Anstieg um 42 Prozent“ entspreche, schreiben die Wissenschaftler. „Ich war von der Größenordnung überrascht“, betonte Professor Redelmeier und ergänzte: „Es überrascht mich auch, dass keine der Geburtshilfe-Richtlinien in Nordamerika, Australien oder Europa das Thema erwähnt.“ Hier werde über den Blutdruck und Diabetes geredet, aber das erhöhte Risiko der Verkehrsunfälle mit keinem Wort erwähnt.
Schwangerschaftssymptome Ursache des erhöhten Unfallrisikos?
Dem Studienleiter Prof. Redelmeier zufolge sind „all die üblichen Nebenwirkungen der Schwangerschaft – Erschöpfung, Übelkeit, Schlaflosigkeit – sehr wahrscheinlich Ursache des erhöhten Unfallrisikos.“ Bei den typischen Geschwindigkeiten auf der Autobahn bewege sich das Auto in einer Zehntelsekunde der Unaufmerksamkeit um rund drei Meter. Die kurze Unachtsamkeit aufgrund eines Gefühl der Erschöpfung oder Übelkeit könne den Unterschied zwischen einem tödlichen Unfall und einer engen Situation ohne Schäden ausmachen.
Schwangere sollten das Risiko kennen
Bei den Schwangeren seien Verkehrsunfälle generell oft „extrem schwierig zu behandeln“ und hinzu komme ein hohes Maß an Emotionen, erläuterte Prof. Redelmeier weiter. Sollte etwas mit dem ungeborenen Kind schiefgehen, werde dies oft zu einer lebenslangen Belastung für die betroffenen Frauen. Die Wissenschaftler raten den Schwangeren daher, sich ihres erhöhten Unfallrisikos bewusst zu sein und besonders intensiv auf die Sicherheit im Straßenverkehr zu achten. Des weiteren sollten sie gegebenenfalls das Auto stehen lassen, wenn sie sich durch Übelkeit und Müdigkeit zu stark geschwächt fühlen oder Konzentrationsschwächen feststellen. Ablenkung während der Fahrt gelte es allgemein möglichst zu vermeiden. (fp)
Bild: Ronny Senst / pixelio.de
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