Hypnose kann den Schlaf deutlich verbessern
02.06.2014
Hypnose eignet sich zur Verlängerung des erholsamen Tiefschlafs, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Schlafforschern der Universitäten Zürich und Fribourg. Viele Menschen leiden unter Schlafstörungen, die ihre Leistungsfähigkeit im Alltag beeinträchtigen und ihre Abwehrkräfte schwächen. Oftmals folgt der Griff zum Schlafmittel, wobei diese angesichts drohender Nebenwirkungen jedoch nur sehr begrenzt eingesetzt werden sollten. Die Hypnotherapie bietet hier den Ergebnissen der aktuellen Studie zufolge eine vielversprechende Alternative, berichtet die Universität Zürich. Veröffentlicht wurde die Studie in dem Fachmagazin „Sleep“.
Der Tiefschlaf ist für Menschen besonders wichtig, da er das Wohlbefinden fördert, unser Gedächtnis verbessert und unsere Abwehrkräfte stärkt, erläutern die Forscher um Studienleiter Professor Dr. Björn Rasch vom Institut für Psychologie an der Universität Fribourg. So würden in den Tiefschlafphasen zum Beispiel „Wachstumshormone ausgeschüttet, die die Reparatur von Zellen anregen und das Abwehrsystem stimulieren.“ Insgesamt sei guter Schlaf entscheidend für die körperliche und geistige Erholung. Doch der Wunsch nach erholsamen Schlaf, hilft nicht gegen Schlafstörungen, da diese nicht allein durch den Willen behoben werden können – so die bisherige Annahme. Allerdings hat Hypnose offenbar einen äußerst positiven Effekt. „Das eröffnet neue, vielversprechende Möglichkeiten, ohne Medikamente die Schlafqualität zu verbessern“, erläuterte der Biopsychologe Prof. Rasch.
Auswirkungen der Hypnose auf den Schlaf objektiv gemessen
Im Rahmen des Projektes „Schlaf und Lernen“ haben die Forscher für die aktuelle Studie „objektive Messungen“ des Schlafes mittels eines Elektroenzephalogramms (EEG) bei 70 gesunden jungen Frauen durchgeführt. „Der Tiefschlaf, dem eine hohe Regenerationsfähigkeit zugesprochen wird, zeichnet sich dabei durch eine sehr gleichmäßige und langsame Wellenbewegung der elektrischen Aktivität im Hirn aus“, berichtet die Universität Zürich. Die Studienteilnehmerinnen kamen für einen 90-minütigen Mittagsschlaf in das Schlaflabor und hörten vor dem Einschlafen über Lautsprecher entweder eine spezielle 13-minütige Tiefschlafhypnose (entwickelt von der auf Schlaf spezialisierten Hypnotherapeutin Prof. Angelika Schlarb, Universität Bielefeld) oder einen neutral gesprochenen Text. Vor Beginn des Experiments wurden die Probandinnen „anhand eines Standardverfahrens (Harvard Group Scale of Hypnotic Susceptibility) in mittelgut hypnotisierbar und weniger gut hypnotisierbar eingeteilt“, berichtet die Universität Zürich weiter. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist laut Aussage der Experten mittelgut hypnotisierbar, wobei Frauen im Durchschnitt etwas höhere Werte für die Hypnotisierbarkeit erreichen als Männer.
Tiefschlafanteil hat sich um 80 Prozent erhöht
Durch Hypnose lassen sich den Forschern zufolge Prozesse beeinflussen, die willentlich nur schwer steuerbar sind. Aus früheren Untersuchungen und dem Praxisalltag war bereits bekannt, dass Patienten mit Schlafstörungen erfolgreich mit der Hypnotherapie behandelt werden können, doch „ob dadurch auch eine objektiv messbare Veränderung des Schlafs erreicht werden kann, wurde bislang nicht nachgewiesen“, berichtet die Universität Zürich. Die EEG-Messung der elektrischen Aktivität im Gehirn der Probanden sollte hier nun Aufschluss bringen. „Die Schlafforscher Maren Cordi und Björn Rasch konnten in ihrer Studie belegen, dass gut hypnotisierbare Frauen nach dem Hören der Tiefschlafhypnose im Vergleich zum Schlaf nach dem Hören des neutralen Textes einen um 80 Prozent erhöhten Tiefschlafanteil aufwiesen“, so die Mitteilung der Universität Zürich. Zudem habe sich durch die Hypnose die Wachliegezeit um rund ein Drittel verringert. Allerdings hätten die weniger gut hypnotisierbaren Frauen im Gegensatz zu den übrigen Studienteilnehmerinnen nicht von der Hypnose profitiert. Durch zusätzliche Kontrollexperimente sei eindeutig belegt, dass der förderliche Effekt der Hypnose auf den Tiefschlaf durch die hypnotische Suggestion „tiefer zu schlafen“ bedingt wurde und nicht rein auf Erwartungseffekte reduzierbar ist.
Hypnose statt Schlafmitteln
Die Psychologin Maren Cordi von der Universität Zürich betonte, dass „die Ergebnisse besonders für Patienten mit Schlafproblemen und für ältere Erwachsene von zentraler Bedeutung“ seien. „Denn im Gegensatz zu vielen Schlafmedikamenten ist Hypnose frei von Nebenwirkungen“, so die Schlafforscherin weiter. Zwar seien Frauen leichter hypnotisierbar als Männer, doch könnten auch für gut hypnotisierbare Männer dieselben positiven Effekte auf den Schlaf erwartet werden. Grundsätzlich sei eine Verbesserung des Schlafs mit Hilfe von Hypnose bei allen Menschen möglich, die auf Hypnose ansprechen. Das Projekt „Schlafen und Lernen“ hat sich zum Ziel gesetzt, die psychologischen und neurophysiologischen Mechanismen zu identifizieren, welche „der positiven Rolle des Schlafs für unser Gedächtnis und unsere mentale Gesundheit zu Grunde liegen.“ Gefördert wird das Projekt vom Schweizerischen Nationalfonds und von der Universität Zürich (Klinischer Forschungsschwerpunkt „Schlaf und Gesundheit“). (fp)
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