Nicht nur im Urlaub erholen: Achtsamkeit im Alltag trainieren
Zunehmender Stress und Arbeitsdruck führen dazu, dass immer mehr Menschen aufgrund ihres Jobs krank werden. Die Folgen sind unter anderem Schlafstörungen, Bluthochdruck, Magenbeschwerden oder auch psychosomatische Beschwerden. Um dem vorzubeugen, sollte man sich immer wieder erholen und regenerieren – und zwar nicht nur im Urlaub.
Arbeitsbelastung nimmt zu
Viele Arbeitnehmer werden im Job immer mehr gefordert. Stress und Arbeitsdruck gefährden die Gesundheit. Wer ständig unter Strom steht, hat ein höheres Risiko für Schlafstörungen, Bluthochdruck, Magenprobleme und psychosomatische Beschwerden. Um vorzubeugen, sollten Mitarbeiter immer wieder für ausreichend Erholung sorgen.
Regeneration darf nicht auf den Urlaub beschränkt werden
Wie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) auf der Webseite „www.psychiater-im-netz.org” berichtet, sollte Erholung aber nicht nur auf den Urlaub beschränkt sein, sondern unbedingt auch im alltäglichen Leben ein fester Bestandteil sein. Regelmäßige Regenerationsphasen in der Freizeit sind wichtig für das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und um Ressourcen aufzubauen.
Illusion der „geballten Erholung“
„Manche Menschen sehen in erster Linie den Urlaub als Zeitraum, der ihnen zur Erholung und zum Stressabbau zur Verfügung steht“, sagte DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth. Der Expertin zufolge haben Studien allerdings gezeigt, dass „die Erholung nach dem Urlaub bereits nach zwei bis vier Wochen wieder vorbei ist – je nach Qualität des Urlaubs und der anschließenden Arbeitsbelastung“. Es sei eher eine Illusion, „den Urlaub als „geballte Erholung“ zu betrachten, die Menschen über die Durststrecke bis zum nächsten Urlaub verhilft“.
Maßnahmen zur individuellen Entspannung
„Angemessene Maßnahmen zur individuellen Entspannung mit psychischer und physischer Regeneration müssen regelmäßig erfolgen, ansonsten läuft man Gefahr, auch im Urlaub und am Wochenende keine Entspannung zu finden“, so Dr. Hauth. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen und dabei auch gedanklich vom Job abschalten zu können.
Für die Balance von Job und Freizeit ist es laut Experten unter anderem wichtig, Zeiten der Muße gezielt einzuplanen und Erholung in den Alltag zu integrieren. Freizeitaktivitäten sollten Freude und Genuss bereiten und eine Art Gegenpol zur Beanspruchung durch die Arbeit darstellen.
Trainieren von Achtsamkeit
Die Präsidentin der DGPPN schlägt ein sogenanntes Achtsamkeitstraining vor. „Durch das Trainieren von Achtsamkeit kann man sich darin schulen, bewusst Distanz zu Dingen zu schaffen, die im „Hier und Jetzt“ eigentlich keine Rolle spielen, sondern den Moment nur überlagern“, erklärte Dr. Hauth. „Schafft man es, durch mehr Achtsamkeit stärker mit sich selbst in Kontakt zu bleiben, verleitet dies zu mehr Authentizität im Alltag und damit zu mehr Selbstwertgefühl, Wohlbefinden und es reduziert das Stresserleben.“
Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien bestätigt
Das Interesse an achtsamkeitsbasierten Verfahren ist in den letzten Jahren gewachsen. Mittlerweile wurde deren Wirksamkeit auch in wissenschaftlichen Untersuchgen bestätigt, vor allem im Umgang mit seelischen Belastungen, psychischen Erkrankungen und Schmerzen. So zeigte eine Studie, dass Achtsamkeitstraining in Kombination mit Verhaltenstherapie Rückenschmerzen lindern kann. Meist kommen die Übungen aber gegen alltäglichen Stress zum Einsatz.
Etwa Anderes als Wellness
Die Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) ist laut DGPPN eins der am besten erforschten Trainingsprogramme der letzten Jahrzehnte. Es ist als achtwöchiges Programm mit zweieinhalbstündigen Gruppensitzungen angelegt. „Achtsamkeit ist etwas Anderes als Wellness oder Entspannung und auch mehr als einfach vorsichtig zu sein oder besonders aufzupassen. Betreibt man es ernsthaft, kann es tiefgreifend sein, weil man lernt, sich auf sich selbst zu konzentrieren und die Selbstwahrnehmung zu verbessern“, betonte Dr. Hauth.
Eine nachhaltige Wirkung von Achtsamkeitstrainings wird insbesondere dadurch erzielt, dass die Teilnehmenden die erlernten Übungen selbständig zu Hause weiterführen und in ihrem Arbeitsalltag integrieren. Dann reichen mitunter bereits ein paar Minuten Fokussierung auf die Gegenwart aus, um gegen den Arbeitsstress gewappnet zu sein. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.