Husten und Schnupfen sollten nicht vorschnell als harmlose Erkältung abgetan werden. Ursache hierfür kann auch eine Hausstaubmilbenallergie sein.
Eine verstopfte Nase, gerötete Augen und Husten – diese Symptome gehören für viele Menschen zur kalten Jahreszeit wie nasses Laub auf den Gehwegen. Insbesondere in den Monaten von September bis März verbreiten sich Erkältungsviren schnell. Doch Experten weisen darauf hin, dass diese Symptome nicht vorschnell beurteilt werden sollten. Denn die typischen Kennzeichen einer infektiösen Atemwegserkrankung ähneln denen einer Hausstaubmilbenallergie.
Auch besteht infolge der chronischen allergischen Entzündung der oberen Atemwege eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte. Franziska Ruëff, Professorin an der Ludwig-Maximilians Universität in München und Expertin für Allergologie, sagt: „Bestehen chronische Beschwerden wie eine behinderte Nasenatmung und kommt es dann wiederholt zu Schnupfen oder Nasennebenhöhlenentzündungen, sollte auf alle Fälle an eine zugrundeliegende Hausstaubmilbenallergie gedacht werden.“
Denn rund 10 Prozent aller Deutschen reagieren allergisch auf die Allergene der Milben, die sich fast überall dort tummeln, wo nicht gerade frisch geputzt ist. Damit steht die Hausstaubmilbenallergie nach Schätzungen des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) auf Platz eins der häufigsten Allergien. Die Belastung für Allergiker erhöht sich jetzt im Herbst: Es wird mehr geheizt, die Raumluft ist trockener, die Milben sterben ab und setzen beim Zerfallen zusätzliche Allergene frei.
Die Heizungsluft wirbelt den allergenhaltigen Staub auf. Der Allergiker reagiert mit Niesanfällen, Schnupfen und Husten. Das halten viele zunächst für eine Erkältung. Dabei sind die Auswirkungen einer Hausstaubmilbenallergie viel drastischer. „Allergien können Menschen an ihre körperlichen und psychischen Grenzen bringen“, sagt Franziska Ruëff. „Dadurch wird die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.“
Allergische Erkrankungen können jeden treffen und in jedem Lebensalter entstehen. Dabei ist nachzuvollziehen, dass Menschen Veränderungen ihrer Gesundheit und Lebensqualität nicht immer gleich Allergien zuordnen. Gewissheit gibt hier nur ein Allergie-Test beim allergologisch erfahrenen Arzt, zum Beispiel einem Haut- oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Der kann nach der Diagnose eine mögliche Therapie einleiten. Die einzige Behandlung, die die Ursache bekämpft, ist eine spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt. Sie wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Behandlung von Allergien empfohlen.
Die Allergologin Ruëff erklärt: „Die Hyposensibilisierung bringt das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht.“ Hinter einer Allergie steckt eine fehlgeleitete Abwehrreaktion des Immunsystems auf das Allergen, wie zum Beispiel die Zerfallsprodukte und Exkremente der Hausstaubmilbe. Bei der Hyposensibilisierung erhält der Allergiker etwa drei Jahre lang das Allergen, auf das er reagiert, in Form von Spritzen, Tabletten oder Tropfen. Die Spritzen bekommt er beim Arzt, Tropfen oder Tabletten kann er zu Hause einnehmen. Wichtig ist, dass der Arzt ein Präparat auswählt, für das die Wirksamkeit in Studien belegt wurde. Durch die regelmäßige Verabreichung des Allergens lernt das Immunsystem des Betroffenen nach und nach, die Hausstaubmilbe nicht mehr als Gefahr wahrzunehmen. Mit einer Hyposensibilisierung kann man nicht nur die lästigen Symptome wie Schnupfen, Husten und Müdigkeit bekämpfen, sondern setzt an der Ursache an. Die Kosten für diese Behandlung werden von den privaten und gesetzlichen Krankenkassen übernommen. (sb)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.