Ballaststoffe zum Kampf gegen Antibiotikaresistenzen
Antibiotikaresistente Mikroben sind weltweit ein riesiges Problem, welches sich in den kommenden Jahrzehnten wohl noch weiter verschärfen wird. Die richtige Ernährung könnte jedoch helfen, diese Bedrohung zu bekämpfen. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit ausreichend löslichen Ballaststoffen reduziert die antibiotikaresistenten Mikroben im Darm.
In einer neuen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten des US Department of Agriculture – Agricultural Research Service (ARS) wurde festgestellt, dass gesunde Menschen, welche sich abwechslungsreich ernähren und mindestens acht bis zehn Gramm lösliche Ballaststoffe pro Tag zu sich nehmen, weniger antibiotikaresistente Bakterien in ihrem Darm aufweisen.
Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „mBio“ publiziert.
Zunehmende Antibiotikaresistenz
Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) fördert jeder Einsatz von Antibiotika die Bildung von Resistenzen, indem empfindliche Bakterien abgetötet werden und widerstandsfähigere Bakterien überleben und sich weiter vermehren.
Verliert ein Antibiotikum seine Wirkung, ist dies damit verbunden, dass resistente Erregern sich meist schwieriger behandeln lassen, wodurch harmlose Infektionen einen komplizierteren Verlauf nehmen können, was letztendlich sogar mit dem Tod der betroffenen Person enden kann.
Größte Herausforderung für die globale Gesundheit
Die Entstehung von Antibiotikaresistenzen kann nicht verhindert, sondern höchstens verlangsamt werden, daher nehmen sie weltweit immer weiter zu. Laut dem RKI stellen Antibiotikaresistenzen heutzutage eine der größten Herausforderungen für die globale Gesundheit dar.
Rolle des Darmmikrobioms bei Antibiotikaresistenz
Die antimikrobielle Resistenz beim Menschen ist größtenteils auf das Darmmikrobiom zurückzuführen. Die dort vorkommenden Mikroben tragen genetisch kodierte Strategien in sich, die es ihnen ermöglichen, den Kontakt mit Antibiotika zu überleben, berichten Forschenden.
Ernährungsumstellung gegen Antibiotikaresistenzen
Durch den großen Einfluss der zu aufgenommenen Ernährung auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms könnte eine Umstellung der Ernährung laut den Forschenden eine wirksame Waffe im Kampf gegen Antibiotikaresistenz darstellen.
„Dabei geht es nicht um eine exotische Ernährung, sondern um eine abwechslungsreiche, ballaststoffreiche Kost, wie sie einige Amerikaner bereits zu sich nehmen“, erläutert Studienautorin Danielle Lemay vom Agricultural Research Service in einer Pressemitteilung.
Antibiotikaresistenzgene durch falsche Ernährung?
Daher versuchten die Forschenden spezifische Zusammenhänge zwischen dem Gehalt an Antibiotikaresistenzgenen in den Mikroben des menschlichen Darms und Ballaststoffen sowie tierischem Eiweiß in der Ernährung von erwachsenen Personen zu analysieren.
Mehr Ballaststoffe und weniger Eiweiß
Dabei stellte sich heraus, dass der regelmäßige Verzehr einer ballaststoffreicheren und eiweißärmeren Lebensmitteln, insbesondere von Rind- und Schweinefleisch, signifikant mit einem geringeren Gehalt an antimikrobiellen Resistenzgenen (ARG) in den Darmmikroben korreliert.
Anaerobe Mikroben deuten auf gesunden Darm hin
Personen mit den niedrigsten Werten dieser Gene im Darmmikrobiom wiesen auch eine größere Menge an streng anaeroben Mikroben auf, so das Team. Dabei handelt es sich um Bakterien, welche nicht gedeihen, wenn Sauerstoff vorhanden ist. Diese Bakterien stellen ein Kennzeichen eines gesunden Darms mit geringen Entzündungen dar.
Die Fachleute berichten weiter, dass die Menge an tierischem Eiweiß in der Ernährung jedoch kein wichtiger Prädiktor für hohe ARG-Werte war. Am stärksten war der Zusammenhang zwischen einem höheren Anteil an löslichen Ballaststoffen in der Ernährung und niedrigeren ARG-Werten.
Was sind lösliche Ballaststoffe?
Lösliche Ballaststoffe lösen sich in Wasser auf, wie es bereits der Name vermuten lässt. Sie sind hauptsächlich in Getreide wie Gerste und Hafer, in Hülsenfrüchten wie Bohnen, Linsen und Erbsen und auch in Samen und Nüssen enthalten. Außerdem kommen sie in einigen Obst- und Gemüsesorten wie beispielsweise Karotten, Beeren, Artischocken, und Brokkoli vor.
Vielfalt in der Ernährung ist sehr wichtig
„Überraschenderweise war der wichtigste Prädiktor für niedrige ARG-Werte, noch vor den Ballaststoffen, die Vielfalt der Ernährung. Dies deutet darauf hin, dass wir uns aus verschiedenen Quellen von Lebensmitteln ernähren sollten, die tendenziell einen höheren Anteil an löslichen Ballaststoffen aufweisen, um einen maximalen Nutzen zu erzielen“, so Lemay.
Zusätzlich zeigte sich in der Studie, dass Menschen, welche die höchsten ARG-Werte in ihrem Darmmikrobiom aufwiesen, verglichen mit Personen mit niedrigen und mittleren ARG-Werten, ein deutlich weniger vielfältiges Darmmikrobiom hatten.
Ernährung zur Reduzierung der Antibiotikaresistenz
„Unsere Ernährung bietet Nahrung für Darmmikroben. Dies alles deutet darauf hin, dass unsere Ernährung eine Lösung zur Verringerung der antimikrobiellen Resistenz sein könnte, indem sie das Darmmikrobiom verändert“, erklärt Lemay.
Die Expertin fügt hinzu, dass Ernährungsmaßnahmen dazu beitragen könnten, die weltweite Belastung durch Antibiotikaresistenzen zu reduzieren. Dies könne sogar zu Erstellung von Ernährungsrichtlinien beitragen, in denen berücksichtigt wird, wie Ernährung das Risiko von antibiotikaresistenten Infektionen verringern kann. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Andrew Oliver, Zhengyao Xue, Yirui T. Villanueva, Blythe Durbin-Johnson, Zeynep Alkan, et al.: Association of Diet and Antimicrobial Resistance in Healthy U.S. Adults; in: mBio (veröffentlicht 10.05.2022), mBio
- US Department of Agriculture - Agricultural Research Service: Diets High in Fiber Associated with Less Antibiotic Resistance in Gut Bacteria (veröffentlicht 10.05.2022), ARS
- Rober Koch-Institut: Grundwissen Antibiotikaresistenz (Stand: 09.05.2019), RKI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.