Salzaufnahme zur Blutdrucksenkung reduzieren
Eine Ernährung mit zu viel Salz erhöht das Risiko für verschiedene gesundheitliche Probleme, darunter auch Bluthochdruck. Viele Menschen haben jedoch Schwierigkeiten, ihre Salzaufnahme zu reduzieren. Eine neue Interventionsmethode soll die Vorliebe für natriumarme Lebensmittel erhöhen und so die Salzaufnahme und den Blutdruck senken.
In einer aktuellen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Kentucky wurde untersucht, welche kurzfristigen Auswirkungen ein neues Programm zur Reduzierung der Natriumaufnahme auf den Blutdruck und die Vorliebe für salzige Lebensmittel hat.
Die Studienergebnisse wurden auf dem ACNAP-EuroHeartCare Congress 2022 präsentiert, einem wissenschaftlichen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC).
Millionen Todesfälle jährlich aufgrund von Bluthochdruck
Bluthochdruck (Hypertonie) kann laut dem Robert Koch-Institut (RKI) zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Niereninsuffizienz führen und gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Mortalität. Weltweit sind jährlich rund 9,4 Millionen Todesfälle auf Bluthochdruck zurückzuführen.
Als wichtigste Risikofaktoren für Bluthochdruck gelten mangelnde Bewegung, Übergewicht, eine ungesunde Ernährung, Stress sowie ein erhöhter Konsum von Alkohol. Diese Faktoren des Lebensstils sind beeinflussbar, daher ergibt sich ein hohes Potenzial zur Prävention der Erkrankung.
Gesunde Ernährung schützt vor Bluthochdruck
Eine gesunde Ernährung mit Reduzierung der aufgenommenen Salzmenge kann maßgeblich zum Schutz vor Bluthochdruck beitragen. Allerdings hat sich bereits gezeigt, dass der Nutzen einer reduzierten Natriumzufuhr für den Blutdruck mit der Zeit allmählich abnimmt, berichten die Forschenden. Dies sei zumindest teilweise auf eine schlechte Befolgung der Ernährungsempfehlungen zurückzuführen
Menschen nehmen aus Geschmacksgründen zu viel Salz zu sich
„Eines der Haupthindernisse für die Einhaltung einer salzarmen Ernährung ist, dass die Menschen den Geschmack nicht mögen, aber nur wenige Studien haben sich mit diesem Problem befasst“, erläutert Studienautorin Professorin Misook Chung in einer Pressemitteilung.
Programm mit neuem Ansatz zur Salzreduktion
In der neuen Forschungsarbeit wurde nun ein spezielles Program zur Reduzierung der Salzaufnahme an 29 erwachsene Personen mit Bluthochdruck getestet.
Nach dem Zufallsprinzip wurden die Teilnehmenden im Verhältnis 2:1 einer Interventionsgruppe oder einer Gruppe zugewiesen, welche die übliche Behandlung erhielt. Die Teilnehmenden hatten ein durchschnittliches Alter von 63 Jahren, wobei 55 Prozent männlich waren.
Zu Beginn der Studie und erneut nach einem Zeitraum von 16 Wochen gaben alle Teilnehmenden eine 24-Stunden-Urinprobe ab, um die Natriumaufnahme zu ermitteln. Zusätzlich wurde der Blutdruck gemessen.
Außerdem wurden die Teilnehmenden gebeten, ihre Vorliebe für salzige Lebensmittel auf einer zehn-Punkte-Skala zu bewerten. Dies galt auch für ihre Freude an einer salzarmen Ernährung. Veränderungen in der Salzaufnahme zwischen den Gruppen wurden vom Ausgangswert bis zum Abschluss der Studie gemessen.
Die übliche Versorgung umfasste eine medizinische und pflegerische Routineversorgung bei Bluthochdruck. Diese beinhaltet die Verschreibung von Arzneimittel und die Empfehlung, dass betroffene Personen eine salzarme Ernährung einhalten.
In der Interventionsgruppe erhielten die Teilnehmenden über einen Zeitraum von 16 Wochen Schulungen und Nachbetreuung in Form von Videoanrufen über ein Tablet. Die Sitzungen fanden sechs Wochen lang wöchentlich statt und dann zehn Wochen lang alle zwei Wochen, so die Forschenden.
Das von dem Team entwickelte Sodium Watchers Programme – Hypertension (SwaP-HTN) sollte dabei zu einer schrittweisen geschmacklichen Anpassung an salzarme Lebensmittel führen.
Programm individuell an Teilnehmende angepasst
Das Programm wurde laut den Forschenden individuell auf die Hemmnisse und Wochenziele der Teilnehmenden abgestimmt. Diese umfassten den Einkauf von Salz, die Salzaufnahme beim Essen, den Salzverbrauch beim Kochen, beim Einkaufen und bei Restaurantbesuchen.
Wie wurde der Salzgehalt von Lebensmitteln bestimmt?
Um den Gehalt von Salz in Lebensmitteln festzustellen, erhielten die Teilnehmenden ein elektronisches Gerät, welches in der Lage war, den Salzgehalt zu messen. So konnten salzreiche Nahrungsmittel identifiziert und zukünftig gemieden werden, berichten die Fachleute.
Eigenen Salzkonsum einschätzen können
„Einer der ersten Schritte bestand darin, dass die Patienten erkannten, wie viel Salz sie zu sich nahmen. Mit Hilfe des elektronischen Geräts konnten sie den Salzgehalt von Restaurantmahlzeiten testen und den Koch bitten, bei ihrem nächsten Besuch den Salzgehalt zu reduzieren oder wegzulassen“, erläutert Professorin Chung.
Das Geräte sei außerdem von den Teilnehmenden dazu genutzt worden, den Salzgehalt in ihrer eigenen Küche zu senken. Es habe beispielsweise Teilnehmende gegeben, die ihrem Essen automatisch Salz hinzugefügt haben, ohne vorher zu probieren.
Die meisten Teilnehmenden reduzierten innerhalb von lediglich drei Wochen ihren Salzkonsum und benötigten keinen Salzstreuer mehr auf dem Tisch, so die Studienautorin.
30 Prozent weniger Salz durch Intervention
Letztendlich habe die Intervention tatsächlich zu einer signifikanten Reduzierung der Salzaufnahme geführt und die Teilnehmenden aus der Interventionsgruppe hätten auch eine größere Freude an einer salzarmen Ernährung gezeigt.
„In der Interventionsgruppe sank die Natriumaufnahme um 1.158 mg pro Tag, was einer 30-prozentigen Verringerung gegenüber dem Ausgangswert entspricht, während in der Kontrollgruppe die tägliche Aufnahme um 500 mg anstieg“, so Professorin Chung.
Die Freude an einer salzarmen Ernährung sei in der Interventionsgruppe von 4,8 auf 6,5 auf einer 10-Punkte-Skala gestiegen, obwohl die Teilnehmenden allerdings immer noch salzige Speisen bevorzugten.
Kein signifikanter Effekt auf den Blutdruck?
Der mittlere systolische Blutdruck in der Interventionsgruppe habe sich tendenziell von 143,4 auf 133,9 mmHg reduziert, die Senkung erreiche jedoch keine statistische Signifikanz.
„ Es ist wahrscheinlich, dass die Intervention aufgrund der geringen Stichprobengröße nicht zu einem statistisch signifikanten Rückgang des Blutdrucks geführt hat“, erläütert Chung.
Geschmacksknospen lassen sich trainieren
Abschließend fügt die Expertin hinzu, dass die neue Studie zeige, wie Geschmacksknospen darauf trainiert werden können, natriumarme Lebensmittel zu genießen und so die Salzmenge, die man zu sich nimmt, schrittweise zu reduzieren.
„Das Programm zur schrittweisen Geschmacksanpassung hat das Potenzial, den Blutdruck zu kontrollieren, muss aber in einer größeren Studie mit längerer Nachbeobachtung getestet werden“, so Prof. Chung. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.