Kindesgesundheit durch väterliche Ernährung vor der Zeugung beeinflusst
Dies Auswirkungen der Ernährung auf die Gesundheit reichen über Generationen hinweg. So kann laut einer aktuellen Studie selbst die väterliche Ernährung vor der Zeugung nachhaltige Auswirkung auf die Gesundheit von Kindern beziehungsweise Enkelkindern haben.
Ein chinesisch-deutsches Forschungsteam um Professor Dr. med. Berthold Hocher von der Universitätsmedizin Mannheim hat an Ratten untersucht, wie sich eine ungesunde Ernährung der Väter vor Zeugung des Nachwuchses auf die Gesundheit der Nachkommen auswirkt. Die Studienergebnisse wurden in dem „FASEB Journal“ veröffentlicht.
Auswirkung auf Gesundheit des ungeborenen Kindes
Schon lange ist bekannt, dass Umweltfaktoren, die die Gesundheit einer werdenden Mutter in der Schwangerschaft beeinträchtigen, wie Umweltverschmutzung, Stress oder eine ungesunde Ernährung, auch die Gesundheit des ungeborenen Kindes schädigen können, berichtet das Team.
Seit einigen Jahren verdichten sich jedoch die Hinweise, dass die Ernährung des Vaters bereits vor der Zeugung Einfluss auf die Kindesgesundheit hat. So hatte die Forschungsgruppe um Professor Horcher bereits im Jahr 2018 an Mäusen nachgewiesen, dass ungesunde väterliche Ernährung auch Veränderungen an den Organen der Nachkommen bedingt.
Epigenetische Vorprogrammierung von Krankheiten?
Verantwortlich hierfür sind laut den Forschenden sogenannte epigenetische Mechanismen (vererbbare Veränderungen der Genexpression). Über sie werden bestimmte Entwicklung bei dem Nachwuchs praktisch vorprogrammiert.
Für Herz-Kreislauf- und Nierenkrankheiten wurde eine solche mütterliche Programmierung bereits in mehreren Studien nachgewiesen, berichten die Forschenden. In der neuen tierexperimentelle Studie haben sie nun untersucht, ob auch eine väterliche Programmierung von Nierenkrankheiten besteht.
Väterliche Ernährung und Nierenkrankheiten
„Konkret wurde der Fragestellung nachgegangen, ob eine ungesunde Ernährung des Vaters/Großvaters negative Auswirkungen auf die Nierenfunktion und die Morphologie der Nieren der Nachkommen haben kann“, berichtet die Universitätsmedizin Mannheim in einer Pressemitteilung.
Für die Studie wurden männliche Ratten über zwei Generationen einer ungesunden Diät mit hohen Konzentrationen von Fett, Kohlenhydraten und Salz unterzogen, erläutern die Forschenden. Anschließend wurden die Auswirkungen auf die Nierengesundheit der Nachkommen untersucht.
Die Nierenfunktion wurde anhand der sogenannten glomerulären Filtrationsrate (pro Zeiteinheit von den Glomeruli der Nieren filtriertes Volumen) bestimmt und mögliche Nierenschäden anhand der Albuminausscheidung im Urin ermittelt.
Signifikante Folgen in der zweiten Generation
In der ersten Generation der Nachkommen waren die Abweichungen beider Parameter laut den Forschenden noch nicht signifikant. Doch bei weiblichen Nachkommen der zweiten Generation (F2), deren Väter ebenfalls ungesund ernährt wurden, sei eine signifikant verringerte glomeruläre Filtrationsrate und eine signifikant erhöhte Albuminausscheidung aufgetreten.
Daher hat das Team diese Tiere der zweiten Generation einer detaillierten morphologischen und biochemischen Analyse unterzogen. So konnten tatsächlich Schädigungen der Nieren nachgewiesen werden. Die Tiere zeigten eine Nierenfibrose und eine Sklerose des Glomerulus, berichten die Forschenden.
Auch sei deutlich geworden, auf welche Weise eine ungesunde väterliche beziehungsweise großväterliche Ernährung während der Spermienbildung die weiblichen Nachkommen anfällig für Nierenerkrankungen macht. Verantwortlich sei eine unterschiedliche Expression von bestimmten Genen in der Niere, die durch epigenetische Mechanismen vermittelt werde.
Die Veränderungen seien sowohl in der Methylierung von Genen als auch in der Expression von nicht-kodierenden regulatorischen RNA Molekülen in der Niere festzustellen gewesen.
Ernährung des Vaters mit nachhaltiger Wirkung
„Die tierexperimentelle Studie zeigt tatsächlich, dass eine ungesunde Ernährung des Vaters vor der Zeugung über zwei Generationen hinweg weibliche F2-Nachkommen für die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung prädisponiert“, so Professor Dr. Bernhard Krämer von der Universitätsmedizin Mannheim.
Nun müsse in weiteren Studien überprüft werden, inwiefern diese Befunde auf den Menschen übertragbar sind, ergänzt Professor Horcher. Sollten sich die Ergebnisse beim Menschen bestätigen, könne das von großer Bedeutung für die präventive Ernährungsmedizin sein. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Xiaoli Zhang, Ahmed A. Hasan, Hongwei Wu, Mohamed M. S. Gaballa, Suimin Zeng, Liping Liu, Li Xie, Tobias Jung, Tilman Grune, Bernhard K. Krämer, Burkhard Kleuser, Jian Li, Berthold Hocher: High-fat, sucrose and salt-rich diet during rat spermatogenesis lead to the development of chronic kidney disease in the female offspring of the F2 generation; in: FASEB Journal (veröffentlicht 16.03.2022), faseb.onlinelibrary.wiley.com
- Universitätsmedizin Mannheim: Kann eine ungesunde Ernährung des Vaters vor der Zeugung Einfluss auf die Gesundheit des Kindes haben? (veröffentlicht 22.04.2022), umm.de
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