Fitness-Diät mit psychischen Problemen verbunden
Ein neuer Diät-Trend steht mit einem erhöhten Risiko für Wahrnehmungs- und Essstörungen in Verbindung. Dabei handelt es sich um ein Ernährungskonzept, dass als „Bulk and Cut“ oder „Bulking and Cutting“ bezeichnet wird. Dabei wechseln sich zwei Phasen ab, bei denen entweder erhöhte Mengen Kalorien aufgenommen werden oder der Kalorienverbrauch drastisch eingeschränkt wird.
Forschende der University of Toronto in Kanada haben im Rahmen einer aktuellen Studie das zum Muskelaufbau beliebte Ernährungskonzept „Bulk and Cut“ mit dem Auftreten von Essstörungen und Muskeldysmorphie in Verbindung gebracht. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Eating and Weight Disorders“ vorgestellt.
„Bulk and Cut“ bei jungen Menschen sehr beliebt
Die kanadische Arbeitsgruppe analysierte Daten von 2700 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Kanada. Dabei stellte sich heraus, dass in dieser Altersgruppe die Teilnahme an „Bulk and Cut“-Diätzyklen weit verbreitet ist. Fast jeder zweite Mann und jede fünfte Frau hatte das Konzept innerhalb der letzten 12 Monate mindestens ein Mal durchlaufen.
Was ist „Bulking and Cutting“?
Der Ernährungstrend passt zu den aktuell vorherrschenden Körperidealen, die insbesondere von jungen Menschen angestrebt werden. Das „Bulk and Cut“-Prinzip verspricht einen schnellen Muskelaufbau bei gleichzeitigem Abbau von Körperfett.
Die Diät ist in zwei Phasen unterteilt. In der „Bulk“-Phase wird dem Körper ein Überschuss an Kalorien zugeführt. Empfohlen wird vor allem eine erhöhte Mengen an Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten. Gleichzeitig soll in dieser Phase verstärktes Muskelaufbau-Training betrieben werden.
Im Anschluss wird in den „Cut“-Zyklus gewechselt, bei dem die tägliche Kalorienzufuhr drastisch reduziert wird, sodass eingelagertes Körperfett abgebaut wird. Durch den Wechsel dieser beiden Zyklen soll das Wachstum der Muskelmasse beschleunigt und gleichzeitig das Körperfett reduziert werden.
Informationen über gesundheitliche Auswirkungen fehlen
„Angesichts von Körperidealen, die sich bei Jungen und Männern auf Muskelmasse und Schlankheit konzentrieren, ist es nicht überraschend, dass diese Diätmethode in unserer Stichprobe sehr verbreitet war“, erläutert Studienhauptautor Dr. Kyle T. Ganson.
Das Ernährungskonzept wird in den sozialen Medien sehr häufig empfohlen, obwohl es bislang wenig Untersuchungen darüber gibt, welche Auswirkungen der ständige Wechsel zwischen den zwei Extremen auf die Gesundheit hat.
Typische Vorher-Nachher-Aufnahmen in denen sich Babyspeck-bäuchige Jungen innerhalb weniger Wochen in muskelprotzende Adonis-Abbilder verwandeln, dienen als Motivation für das Konzept und werden tausendfach geteilt.
Erhöhte Prävalenz von Essstörungen und Muskeldysmorphie
Die aktuellen Studienergebnisse zeigen erstmals, dass das Befolgen des „Bulk and Cut“-Prinzips mit einem erhöhten Risiko für das Vorliegen von Essstörungen und Muskeldysmorphie verbunden ist.
Muskeldysmorphie wird als ein Zustand bezeichnet, bei dem Betroffene eine Art Sucht nach zunehmender Muskelmasse verspüren und sich selbst als zu schmächtig wahrnehmen.
Diät-Trend läuft unter dem Radar
Die Forschenden machen darauf aufmerksam, dass dieser Diät-Trend, der bislang weitgehend unbemerkt geblieben ist, stärker in das Bewusstsein der öffentlichen Gesundheit gerückt werden muss.
Auch Medizinerinnen und Mediziner sowie Ernährungsfachleute müssten sich nach Ansicht des Forschungsteams stärker mit dem Trend auseinandersetzen.
„Es ist wichtig, dass Angehörige der Gesundheitsberufe auf eine breite Palette von Ernährungspraktiken achten, die für junge Menschen schädlich sein können, und nicht nur auf klinische Essstörungen wie die Einschränkung der Nahrungsaufnahme“, betont Ganson.
„Wir müssen diese Verhaltensweisen weiter erforschen, um sie besser zu verstehen“, schlägt der Wissenschaftler abschließend vor. Nur auf diese Weise könne man wirksame Strategien zum Schutz der Gesundheit junger Menschen umsetzen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Toronto Factor-Inwentash: “Bulk and cut” dieting linked to symptoms of eating disorders and muscle dysmorphia (veröffentlicht: 12.09.2022), eurekalert.org
- Kyle T. Ganson, Mitchell L. Cunningham, Eva Pila, et al.: “Bulking and cutting” among a national sample of Canadian adolescents and young adults; in: Eating and Weight Disorders - Studies on Anorexia Bulimia and Obesity (2022), link.springer.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.