Wie sich eine ungesunde Ernährung auf die Psyche auswirken kann
Sogenannte ultra-verarbeitete Nahrungsmittel und Getränke scheinen Ängste und Depressionen zu begünstigen. Da der Konsum solcher Nahrungsmittel stark zunimmt, besteht die Gefahr, dass immer mehr Menschen psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen entwickeln.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Florida Atlantic University (FAU) wurde untersucht, ob Personen, welche größere Mengen an ultra-verarbeiteten Lebensmitteln zu sich nehmen, mehr psychische Gesundheitsprobleme aufweisen. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Public Health Nutrition“ veröffentlicht.
Studie hatte 10.359 Teilnehmende
Für die neuen Forschungsarbeit wurde eine repräsentative Stichprobe der US-Bevölkerung aus der National Health and Nutrition Examination Survey analysiert. Diese umfasste insgesamt 10.359 Teilnehmende ab einem Alter von 18 Jahren, welche keine Vorgeschichte von Kokain-, Methamphetamin- oder Heroinkonsum hatten, berichtet das Team.
Das Team verwendete in der Studie die sogenannte NOVA-Lebensmittelklassifizierung, ein weit verbreitetes System, welches erst kürzlich von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen übernommen wurde.
Das System berücksichtigt die Art, den Umfang und den Zweck der Lebensmittelverarbeitung, wodurch es möglich wird, Lebensmittel und Getränke in vier unterschiedliche Gruppen einzuteilen. Diese umfassen: unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel, verarbeitete kulinarische Zutaten, verarbeitete Lebensmittel und ultra-verarbeitete Lebensmittel, so die Forschenden.
Auswirkungen von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln
Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass Teilnehmende, welche die meisten ultra-verarbeiteten Lebensmittel zu sich nahmen, einen statistisch signifikanten Anstieg von negativen psychischen Gesundheitssymptomen, leichten Depressionen, Tagen mit psychischen Problemen und Tagen mit Ängsten aufwiesen, verglichen mit Personen, die am wenigsten ultra-verarbeitete Lebensmittel konsumierten.
Zudem hatten diese Personen auch eine signifikant niedrigere Rate von Tagen, an denen sie unter keinerlei psychischen Problemen oder Ängsten litten, fügen die Fachleute hinzu.
Ultra-verarbeitete Lebensmittel beliebt und ungesund
Ultra-verarbeitete Lebensmittel sind kostengünstig, lassen sich schnell zubereiten oder sind bereits fertig zum Verzehr, was sicherlich alles Gründe für die zunehmende Beliebtheit solcher Produkte sind.
Ultra-verarbeitete Lebensmittel sind jedoch das Ergebnis umfangreicher physikalischer, biologischer und chemischer Prozesse, welche zum Ergebnis haben, dass es ihnen an ursprünglichen und natürlichen Inhaltsstoffen mangelt, erklären die Fachleute.
Stattdessen enthalten Ultra-verarbeitete Lebensmittel normalerweise eine Vielzahl von Aromen, Farbstoffen, Emulgatoren und anderen kosmetischen Zusatzstoffen, ergänzen die Forschenden.
Weniger Nährwert dafür mehr Kalorien
„Die Ultra-Verarbeitung von Lebensmitteln mindert ihren Nährwert und erhöht auch die Anzahl der Kalorien, da ultra-verarbeitete Lebensmittel in der Regel einen hohen Anteil an zugesetztem Zucker, gesättigten Fetten und Salz aufweisen, während sie wenig Proteine, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe enthalten“, so Studienautor Dr. Eric Hecht in einer Pressemitteilung.
Laut dem Mediziner werden alleine in den USA mehr als 70 Prozent der verpackten Lebensmittel als ultra-verarbeitete Lebensmittel eingestuft. Etwa 60 Prozent aller Kalorien, die Menschen in Amerika zu sich nehmen, stammen aus solchen ultra-verarbeiteten Lebensmitteln.
Depressionen durch ultra-verarbeitete Lebensmittel
In der Vergangenheit gab es bereits verschiedene Belege für den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln und Depressionen, so die Fachleute. Doch Daten über negative psychische Symptome (beispielsweise Angstzustände und Tage mit psychischen Problemen) waren bisher kaum vorhanden.
„Die Daten dieser Studie ergänzen wichtige und relevante Informationen zu einer wachsenden Zahl von Belegen für die negativen Auswirkungen des Konsums von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln auf die psychische Gesundheit“, betont Studienautor Dr. Charles H. Hennekens.
Laut dem Experten ist nun analytische epidemiologische Forschung notwendig, um die vielen Hypothesen zu überprüfen, die aus diesen Daten abgeleitet wurden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Eric M. Hecht, Anna Rabil, Euridice Martinez Steele, Gary A. Abrams, Deanna Ware, et al.: Cross-sectional examination of ultra-processed food consumption and adverse mental health symptoms; in: Public Health Nutrition (veröffentlicht 28.07.2022), Public Health Nutrition
- Florida Atlantic University: Feeling Anxious or Blue? Ultra-processed Foods May be to Blame (veröffentlicht 25.08.2022), FAU
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.