Erhöhte Motivation dank eiweißreicher Ernährung
Das Gehirn beeinflusst die Motivation von Menschen, was sich auf viele Aspekte des Lebens auswirken kann. Jetzt wurde festgestellt, dass es durch die Ernährung möglich ist, wichtige oxidative Prozesse zu beeinflussen, wodurch die Motivation gefördert wird.
Im einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten vom Brain Mind Institute der École polytechnique fédérale de Lausanne wurde nachgewiesen, dass Glutathion, ein endogenes Antioxidans im Gehirn, eine entscheidende Rolle bei der Motivation spielt. Die Ergebnisse wurden auf dem englischsprachigen Preprint-Server für die Biowissenschaften „BioRxiv“ veröffentlicht.
Beeinflussen Stoffwechselprodukte die Motivation?
Die Forschenden stellten sich die Frage, ob Unterschiede in den Stoffwechselprodukten des Gehirns die Motivation beeinflussen. Um dies herauszufinden, konzentrierte sich das Team auf einen Bereich des Gehirns, welcher als Nucleus accumbens bezeichnet wird.
Der Nucleus accumbens ist dafür bekannt, dass er eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Funktionen wie Belohnung, Verstärkung, Abneigung und Motivation spielt, berichten die Fachleute.
So entsteht oxidativer Stress
Bei der Energiegewinnung produzieren Zellen verschiedene toxische Abfallprodukte in Form hochreaktiver Moleküle. Die Zellen verfügen über eine Reihe von Mechanismen, um diese Moleküle zu beseitigen und das chemische Gleichgewicht der Zelle wiederherzustellen.
Wenn das Gleichgewicht allerdings gestört ist, bezeichnet man dies als oxidativen Stress, so das Team. Durch seine neurometabolischen Prozesse sei das Gehirn oft oxidativem Stress ausgesetzt, was Auswirkungen auf den Gehalt an Antioxidantien im Nucleus accumbens hat. Die Forschenden wollten nun herausfinden, ob dies die Motivation beeinflusst.
Auswirkungen von Glutathion auf die Motivation
So untersuchten die Fachleute, wie das wichtigste Antioxidans des Gehirns (das Protein Glutathion) mit der Motivation verbunden ist. „Wir haben die Beziehungen zwischen den Metaboliten im Nucleus accumbens – einer Schlüsselregion des Gehirns – und der motivierten Leistung untersucht“, erläutert Studienautorin Professorin Carmen Sandi.
In den Versuchen wurde der zugrunde liegende Mechanismus und die Kausalität zwischen dem Metaboliten und der Leistung analysiert, um zu beweisen, dass Ernährungsinterventionen das Verhalten über diesen Weg verändern, so Sandi.
Gehalt an Glutathion ermittelt
Das Team untersuchte zunächst den Nucleus accumbens von Menschen und Ratten, um so den Gehalt an Glutathion festzustellen. Die tierischen und menschlichen Teilnehmenden mussten dann standardisierte, anstrengungsbezogene Aufgaben zur Messung der Motivation absolvieren. Danach wurden die Ergebnisse mit den Glutathion-Werten verglichen.
Mehr Glutathion mit besserer Motivation verbunden
Die Fachleute stellten fest, dass höhere Werte von Glutathion im Nucleus accumbens mit einer besseren und konstanten Leistung bei den Motivationsaufgaben verbunden waren.
Als nächstes verabreichte das Team Ratten Mikroinjektionen eines Glutathion-Blockers. Dieser regulierte die Synthese und den Gehalt des Antioxidans herunter, was zur Folge hatte, dass die Tiere weniger motiviert waren und schlechtere Ergebnisse bei anstrengungsbasierten Tests mit Belohnungsanreizen erzielten, erläutern die Forschenden.
Nahrungsergänzungsmittel erhöhte Motivation
Wurde den Ratten jedoch ein Nahrungsergänzungsmittel mit N-Acetylcystein (dem Vorläufer von Glutathion) verabreicht, erhöhte sich der Spiegel von Glutathion im Nucleus accumbens und die Tiere erzielten bessere Ergebnisse.
„Unsere Studie liefert neue Erkenntnisse darüber, wie der Hirnstoffwechsel mit dem Verhalten zusammenhängt, und stellt Ernährungsinterventionen, die auf wichtige oxidative Prozesse abzielen, als ideale Interventionen zur Förderung der Ausdauerleistung vor“, resümieren die Forschenden in einer Pressemitteilung.
Die Ergebnisse deuten laut dem Team darauf hin, dass die Verbesserung der antioxidativen Funktion des Nucleus accumbens einen praktikabler Ansatz zur Steigerung der Motivation darstellen könnte. Und die Ernährung könnte hier eine wichtige Rolle spielen.
Lebensmittel für die Motivation
Denn N-Acetylcystein kann im Körper auch aus seiner Vorstufe Cystein synthetisiert werden, das in eiweißreichen Lebensmitteln enthalten ist. Geeignete Quellen mit einem hohen Gehalt an Cystein sind laut den Fachleuten beispielsweise Fleisch, Huhn, Fisch oder Meeresfrüchte.
Außerdem enthalten Nahrungsmittel wie Eier, Vollkornprodukte und einige Gemüsesorten wie beispielsweise Brokkoli, Zwiebeln und Hülsenfrüchte einen geringen Gehalt an Cystein, fügen die Forschenden hinzu.
Zudem gebe es neben N-Acetylcystein durchaus noch andere Möglichkeiten, um den Spiegel von Glutathion zu erhöhen. Bei diesen bleibe bisher aber unklar, wie sie mit dem Glutathion-Spiegel im Gehirn (insbesondere im Nucleus accumbens) in Verbindung stehen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ioannis Zalachoras, Eva Ramos-Fernández, Fiona Hollis, Laura Trovò, João Rodrigues, et al.: Glutathione in the nucleus accumbens regulates motivation to exert reward-incentivized effort; in: BioRxiv (veröffentlicht 14.02.2022), BioRxiv
- École polytechnique fédérale de Lausanne: Motivation is affected by oxidative stress, nutrition can help (veröffentlicht 08.11.2022), EPFL
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.