BfR fordert weitere Maßnahmen zur Verringerung der PA-Belastung
Welche Risiken von Pyrrolizidinalkaloide (PA) ausgehen können und welche Lebensmittel potentiell PA enthalten, ist vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern unklar. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) informiert über mögliche Quellen der Kontaminationen und die hiermit verbundenen Gesundheitsrisiken.
„Vor einigen Jahren wurden in Tee und Kräutertee hohe Gehalte an 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden (PA) nachgewiesen“, berichtet das BfR. Auch in bestimmten Honigen sowie in Blattsalaten und Kräutern/Gewürzen seien bereits erhöhte PA-Belastungen festgestellt worden. Doch inwiefern stellen die PA in Lebensmitteln ein Gesundheitsrisiko dar?
Was sind Pyrrolizidinalkaloide?
Pyrrolizidinalkaloide werden als Naturstoffe vor allem von Pflanzen, aber auch von Pilzen und Bakterien gebildet, wobei diese bei Pflanzen vermutlich insbesondere zum Schutz vor Fraßfeinden dienen, erläutern die Fachleute des BfR. Mehrere hundert PA und deren N-Oxide seien bekannt.
Manche PA können beim Menschen nach der Aufnahme hoher Dosen zu schweren Leberschäden führen. Diese sind die sogenannten 1,2-ungesättigten PA, die mit schweren, zum Teil tödlich verlaufende Vergiftungen in Zusammenhang gebracht werden.
Anzeichen einer akuten PA-Vergiftung
Solche Vergiftungen sind laut dem BfR insbesondere durch eine „veno-okklusive Schädigung der Leber“ gekennzeichnet, zu deren klinischen Symptomen beispielsweise
- starke Bauchschmerzen,
- Schmerzen in der Leberregion,
- Appetitverlust,
- Erschöpfung,
- Bauchwassersucht,
- Gelbsucht
- und Lebervergrößerung zählen.
In den letzten Jahrzehnten wurden beispielsweise in Afghanistan mehrere tausend Fälle endemisch auftretender Vergiftungen dokumentiert, berichtet das BfR. Ursächlich sei der Verzehr von Getreide gewesen, das mit Pflanzenteilen von PA-bildenden Heliotropium-Arten kontaminiert war.
In Asien werden entsprechende Vergiftungen in Verbindung mit dem Konsum bestimmter Kräuter diskutiert, die im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt werden und entweder selbst 1,2-ungesättigte PA enthalten oder aber mit PA-haltigen Pflanzen verwechselt oder mit diesen verunreinigt werden können, so das BfR weiter.
Hierzulande seien akute Vergiftungen durch hohe PA-Aufnahme jedoch nur in Einzelfällen zu beobachten. Allerdings bestehe der Verdacht, dass PA auch bei niedriger Dosierung erbgutverändernd (genotoxisch) und krebserzeugend (kanzerogen) wirken könnten.
Wie gelangen die PA in Lebensmittel?
Nach bisherigem Kenntnisstand gebe es vier Wege, über die 1,2-ungesättigte PA in die menschliche Nahrung gelangen können:
- PA-bildende Pflanzen, die auf den Anbauflächen von Nutzpflanzen wachsen und die Lebensmittel bei der Ernte verunreinigen (beispielsweise Kreuzkraut/Greiskraut in Salaten).
- Bienenprodukte wie Honig und Pollen wobei als Kontaminationsquelle insbesondere Wildpflanzen wie Echium-, Senecio- und Borago-Arten in Betracht kommen, von denen Bienen Pollen sammeln (Rohhonige aus bestimmten Ländern Mittel- und Südamerikas besonders belastet).
- Mit PA verunreinigte Futtermittel bei landwirtschaftlichen Nutztieren, wodurch von diesen Tieren stammenden Lebensmittel wie Milch und Eier belastet werden.
- Lebensmittel von Pflanzen, die selbst 1,2-ungesättigte PA bilden wie zum Beispiel Borretsch beziehungsweise Gurkenkraut, aber auch Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis von Pflanzen, die selbst 1,2-ungesättigte PA enthalten.
Risikobewertung für verschiedene Lebensmittelgruppen
Für die Lebensmittelgruppen Honig, verschiedene Tees und Kräutertees, Milch und Spinat hat das BfR bereits eine Einschätzung möglicher gesundheitlicher Risiken durch enthaltene 1,2-ungesättigte PA vorgenommen. Dabei wurde die geschätzte chronische Gesamtexposition über diese Lebensmittelgruppen allerdings als wenig bedenklich bewertet.
Andere Lebensmittel, die in der durchgeführten Schätzung der Gesamtaufnahme noch nicht berücksichtigt wurden, könnten jedoch ebenfalls eine Rolle spielen. Hierzu zählen beispielsweise Kräuter/Gewürze und Nahrungsergänzungsmittel, die auf Basis PA-bildender Pflanzen beziehungsweise aus Bienenprodukten wie Pollen hergestellt werden, berichtet das BfR.
Kräuter und Gewürze könnten hier trotz der geringen Verzehrmengen einen aus toxikologischer Sicht relevanten Beitrag zur langfristigen wie auch kurzfristigen Exposition gegenüber 1,2-ungesättigten PA leisten. Von Seiten der Lebensmittelwirtschaft seien daher weitere Maßnahmen nötig, um die Belastung zu senken.
Wie lässt sich die PA-Belastung senken?
Verbraucherinnen und Verbraucher können ihr potenzielles gesundheitliches Risiko grundsätzlich verringern, indem sie bei der Auswahl von Lebensmitteln die Empfehlung zu Abwechslung und Vielfalt berücksichtigen, betont das BfR. So werde eine einseitige Belastung mit verschiedenen potenziell gesundheitsgefährdenden Stoffen, die in Lebensmitteln vorkommen, vermieden.
Eltern sollten ihren Kindern zum Beispiel nicht ausschließlich Kräutertees und Tee anbieten, sondern auch andere Getränke wie Wasser oder mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte reichen, empfiehlt das BfR. Auch Personen, die den überwiegenden täglichen Flüssigkeitsbedarf mit Kräutertee decken, sollten auf diese Abwechslung achten.
Salat, Blattgemüse und Kräuter sollten grundsätzlich nur aus Pflanzenteilen von bekannten essbaren Pflanzen zubereitet werden. Der Trend, wildwachsende Kräuter oder Pflanzen aus Parks, Wald und Flur zu sammeln und zu Salaten und Grünen Smoothies zu verarbeiten, könne durchaus gesundheitliche Risiken bergen, warnt das BfR.
Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln auf Basis von Blütenpollen oder auf Basis von Pflanzen, die 1,2-ungesättigte PA bilden. Beispielsweise sind laut dem BfR Nahrungsergänzungsmittel auf Basis von PA-bildendem Wasserdost erhältlich und der Gehalt an 1,2-ungesättigten PA könne in solchen Nahrungsergänzungsmitteln im Einzelfall sehr hoch sein.(fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Fragen und Antworten zu Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln (veröffentlicht 16.12.2022), bfr.bund.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.