Länger leben durch regelmäßigen Olivenöl-Konsum?
Wer Olivenöl statt Margarine, Butter oder Mayonnaise verwendet scheint laut einer aktuellen Studie ein geringeres Risiko zu haben, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, Krebs, einer neurodegenerativen Krankheit oder an einer Atemwegserkrankung zu sterben. Bereits ein halber Esslöffel Olivenöl am Tag war mit einem geringeren Sterberisiko verbunden.
Forschende des Department of Nutrition an der Harvard T.H. Chan School of Public Health haben nachgewiesen, dass der regelmäßige Konsum von Olivenöl mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für einen Tod durch zahlreiche Volkskrankheiten verbunden ist. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten „Journal of the American College of Cardiology“ vorgestellt.
Ist Olivenöl das Geheimnis der Langlebigkeit?
Olivenöl gilt als gesund. Es ist reich an entzündungshemmenden Polyphenolen und Oleocanthal sowie an Vitamin K, Vitamin E und ungesättigten Fettsäuren. Es ist charakteristisch für die mediterrane Ernährungsweise, die als eine der gesündesten der Welt gilt. Frühere Untersuchungen haben bereits festgestellt, dass in Mittelmeer-Regionen mit ungewöhnlich hoher Lebenserwartung viel Olivenöl konsumiert wird. Ein amerikanisches Forschungsteam wertete nun Langzeitdaten aus, um zu überprüfen, ob Olivenöl tatsächlich mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen Tod verbunden ist.
Langzeitdaten in Bezug auf Olivenöl-Konsum ausgewertet
Die Arbeitsgruppe analysierte die Daten von Teilnehmenden aus zwei großen Gesundheitsstudien (Nurses’ Health Study und Health Professionals Follow-up Study). Insgesamt wurden Informationen über 60.582 Frauen und 31.801 Männer ausgewertet, die seit dem Jahr 1990 medizinisch beobachtet wurden und zu Beginn der Studie keine Anzeichen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs aufwiesen. Alle Beteiligten wurden rund 28 Jahre nachbeobachtet. Alle vier Jahre aktualisierten die Teilnehmenden Angaben zu ihrer Ernährung. Im Verlauf der 28 Jahre kam es zu 36.856 Todesfällen unter den Teilnehmenden.
In den Fragebögen zu der Ernährung gaben die Probandinnen und Probanden Auskunft über ihre Essgewohnheiten. Unter anderem wurde gefragt, welche Art von Öl oder Fett sie zum Kochen, Backen oder für Salate verwenden. Durch die Angaben konnten die Forschenden die gesundheitlichen Unterschiede zwischen den Teilnehmenden in Hinblick auf den langjährigen Fett-Konsum vergleichen.
Durchschnittlicher Olivenöl-Konsum stieg an
Insgesamt zeichnete sich im Verlauf der Studie ein allgemeiner Trend ab, bei dem der Verbrauch von Olivenöl im Durchschnitt anstieg und der Konsum von Margarine abnahm. Während im Jahr 1990 der durchschnittliche Verbrauch von Olivenöl bei rund 1,6 Gramm pro Tag lag und der Konsum von Margarine bei 12 Gramm täglich, wurde im Jahr 2010 durchschnittlich vier Gramm Olivenöl und ebenfalls vier Gramm Margarine konsumiert. Die Aufnahme von anderen Fetten blieb über den Studienzeitraum stabil.
Olivenöl-Aufnahme mit geringerem Sterberisiko verbunden
Beim Vergleich mit denjenigen, die selten oder nie Olivenöl konsumierten, hatten die Teilnehmenden mit dem höchsten Konsum an Olivenöl (über sieben Gramm pro Tag) im Laufe der Studie insgesamt ein um
- 19 Prozent geringeres Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben,
- 17 Prozent geringeres Risiko an Krebs zu sterben,
- 29 Prozent geringeres Risiko an neurodegenerativen Krankheiten zu sterben,
- 18 Prozent geringeres Risiko an Atemwegserkrankungen zu sterben.
Ein Wechsel könnte sich lohnen
Die Ergebnisse zeigen auch, dass ein Umstieg von Fetten wie Margarine, Butter und Mayonnaise auf Olivenöl ebenfalls mit einem geringeren Sterberisiko verbunden ist. Bei denjenigen, die im Laufe der Studie zehn Gramm ungesundes Fett pro Tag durch Olivenöl ersetzten, sank das Gesamtmortalitätsrisiko um acht bis 34 Prozent.
„Unsere Ergebnisse unterstützen die aktuellen Ernährungsempfehlungen, den Verzehr von Olivenöl und anderen ungesättigten Pflanzenölen zu erhöhen“, resümiert Studienhauptautorin Dr. Marta Guasch-Ferré von der Harvard T.H. Chan School of Public Health. Ärztinnen und Ärzte sollten den Forschenden zufolge ihren Patientinnen und Patienten empfehlen, Fette wie Margarine und Butter durch Olivenöl zu ersetzen.
Einschränkungen der Studienergebnisse
Die Forschenden stellten allerdings auch fest, dass die Gruppe, die zu Studienbeginn den höchsten Olivenöl-Konsum von über neun Gramm pro Tag aufwies, mit größerer Wahrscheinlichkeit auch körperlich aktiver war, seltener rauchte und durchschnittlich mehr Obst und Gemüse aß. Diese Gruppe machte einen Anteil von fünf Prozent der Teilnehmenden aus.
„Es ist möglich, dass ein höherer Olivenöl-Konsum ein Indikator für eine insgesamt gesündere Ernährung und einen höheren sozioökonomischen Status ist“, gibt Guasch-Ferré zu bedenken. Doch auch nach Bereinigung dieser Faktoren blieben die positiven Effekte von Olivenöl erhalten.
Weitere Forschung notwendig
„Die aktuelle Studie und frühere Studien haben ergeben, dass der Verzehr von Olivenöl gesundheitliche Vorteile haben kann“, ergänzt Professorin Susanna C. Larsson vom Karolinska Institutet in Stockholm in einem Begleitartikel zu der Studie. Es müssten jedoch noch mehrere offene Fragen zu dem Thema geklärt werden, unter anderem, ob der Effekt tatsächlich vom Olivenöl stammt oder ob Menschen, die viel Olivenöl konsumieren, insgesamt gesünder leben. Hierzu seien weitere Forschungsarbeiten notwendig. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Marta Guasch-Ferré, Yanping Li, Walter C. Willett, et al.: Consumption of Olive Oil and Risk of Total and Cause-Specific Mortality Among U.S. Adults; in: Journal of the American College of Cardiology, 2020., sciencedirect.com
- American College of Cardiology: Higher olive oil intake associated with lower risk of CVD mortality (veröffentlicht: 10.01.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.