Die ketogene Ernährung wird mit zahlreichen Gesundheitsvorteilen in Zusammenhang gebracht und ist entsprechend beliebt. Allerdings scheint die spezielle Ernährungsform langfristig eine Alterung von Zellen in normalem Gewebe hervorzurufen, was Auswirkungen auf die Herz- und Nierenfunktion haben kann. Zwischenzeitige Diätpausen könnten dies verhindern.
In einer aktuellen Studie unter der Leitung von Forschenden des University of Texas Health Science Center in San Antonio (UT Health San Antonio) wurde deutlich, dass die ketogene Ernährung eine sogenannte zelluläre Seneszenz in mehreren Organen, einschließlich Herz und Nieren, auslösen kann. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „Science Advances“ veröffentlicht.
Potenzielle Nachteile der Keto-Diät
Ketogene Diäten werden in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem mit Gesundheitsvorteilen assoziiert und sind eine entsprechend beliebte Abnehmmethode. Sie basiert auf fettreichen, kohlenhydratarmen Lebensmitteln, deren Verzehr zur Bildung von Ketonen führt, erläutern die Forschenden.
Zwar kann die ketogene Ernährung nachweislich zur Gewichtsreduktion beitragen und weitere positive Gesundheitseffekte entfalten, allerdings haben einige Studien auch auf potenzielle Nachteile der ketogenen Ernährung hingedeutet.
So kam zum Beispiel bereits 2020 eine in dem „American Journal of Medicine“ veröffentlichte Forschungsarbeit zu dem Ergebnis, dass die ketogene Diät ein Risiko für das Herz sein kann.
In der neuen Studie widmeten sich die Forschenden daher einem möglichen Mechanismus, der die negativen Effekte der ketogenen Ernährung erklären könnte – der Seneszenz (Alterung) von Zellen in verschiedenen Organen. An Mäusen überprüften sie die Auswirkungen von zwei verschiedenen Keto-Diäten auf die Zellalterung.
Keto-Diät induziert Zellalterung
Die beiden Formen der Keto-Diät induzierten bei den Mäusen eine zelluläre Seneszenz in mehreren Organen, wobei der Effekt durch die Adenosinmonophosphat-aktivierte Proteinkinase und die Inaktivierung von MDM2 (Regulator des Tumorsuppressorgens p53) durch Caspase-2 vermittelt wurde, erläutert das Team.
Weitere Untersuchungen zeigten, dass im Serum von Mäusen, die eine ketogene Ernährung erhielten, und in Plasmaproben von Personen, die im Rahmen einer klinischen Studie eine ketogene Diät einhielten, erhöhte Werte von mit Seneszenz assoziierten sekretorischen Phänotyp-Biomarkern auftraten, berichtet das Team.
Diät-Pausen verhindern Risiken
Insgesamt verdeutliche die Studie, dass eine langfristige ketogene Diät die Seneszenz von Zellen in normalem Gewebe hervorrufen kann, einschließlich Herz und Nieren. Durch Unterbrechungen der Diät lässt sich dies allerdings laut Aussage der Forschenden verhindern.
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Ebenso habe die Verabreichung eines Senolytikums – ein Wirkstoff, der den Tod (Apoptose) von seneszenten Zellen auslöst – die zelluläre Seneszenz beseitigt, berichtet das Team.
„Um dies ins rechte Licht zu rücken: 13 Millionen Amerikaner ernähren sich ketogen, und wir sagen, dass man bei dieser Diät Pausen einlegen muss, sonst könnte es langfristige Folgen haben“, betont Dr. David Gius vom UT Health San Antonio.
Da die zelluläre Seneszenz mit der Pathologie von Organerkrankungen in Zusammenhang stehe, folgen aus den neuen Erkenntnisse wichtige klinische Implikationen, erläutert Dr. Gius weiter. Insbesondere sollten bei entsprechenden Ernährungsempfehlungen Pausen der Keto-Diät unbedingt fest eingeplant werden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
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- Sung-Jen Wei, Joseph R. Schell, E. Sandra Chocron, Mahboubeh Varmazyad, Guogang Xu, Wan Hsi Chen, Gloria M. Martinez, Felix F. Dong, Prethish Sreenivas, Rolando Trevino Jr., Haiyan Jiang, Yan Du, Afaf Saliba, Wei Qian, Brandon Lorenzana, Alia Nazarullah, Jenny Chang, Kumar Sharma, Erin Munkácsy, Nobuo Horikoshi, David Gius: Ketogenic diet induces p53-dependent cellular senescence in multiple organs; in: Science Advances (veröffentlicht 17.05.2024), science.org
- University of Texas Health Science Center at San Antoni: A long-term ketogenic diet accumulates aged cells in normal tissues, a UT Health San Antonio-led study shows (veröffentlicht 17.05.2024), uthscsa.edu
- Melroy S. D'Souza, Tiffany A. Dong, Gabrielle Ragazzo, Andrew M. Freeman, Pam Taub, Laurence S. Sperling, et al.: From Fad to Fact: Evaluating the Impact of Emerging Diets on the Prevention of Cardiovascular Disease; in: The American Journal of Medicine (veröffentlicht 01.10.2020), amjmed.com
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