Die Popularität der Low-Carb-Diät hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Es herrscht jedoch Skepsis, ob eine solche Ernährung wirklich gesund ist oder ob sie zu einer Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen führen kann. Eine neue Forschungsarbeit sollt Klarheit bringen.
In einer aktuellen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Vermont wurde die sogenannte Nährstoffadäquanz, also die Zufuhr von Nährstoffen zur Deckung des täglichen Bedarfs, von drei Ernährungsplänen bewertet. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Frontiers in Nutrition“ nachzulesen.
Verschiedene Diäten untersucht
Bei den drei untersuchten Ernährungsformen handelte es sich um zwei ketogene Diäten, von denen eine die durchschnittliche tägliche Aufnahme von etwa 20 Gramm Nettokohlenhydraten beinhaltete, während die zweite ketogene Ernährung im Durchschnitt etwa 40 Gramm Nettokohlenhydrate pro Tag umfasste.
Die dritte Ernährung enthielt durchschnittlich etwa 100 Gramm Nettokohlenhydrate pro Tag. Nettokohlenhydrate sind die Gesamtmenge an Kohlenhydraten abzüglich der Gesamtmenge an verzehrten Ballaststoffen, erklärt das Team.
Im Allgemeinen entsprachen alle drei untersuchten Diäten laut den Forschenden der allgemein anerkannten Definition einer kohlenhydratarmen Ernährung, die weniger als 130 Gramm Kohlenhydrate pro Tag enthält.
Low-Carb-Ernährung kann Diabetes rückgängig machen
Die Ergebnisse früherer Studien deuteten laut den Fachleuten bereits darauf hin, dass eine kohlenhydratarme Ernährung die allgemeine Gesundheit fördern und auch Typ-2-Diabetes entgegenwirken kann.
Jedoch bestand die Sorge, dass die kohlenhydratarmen Diäten zu einer übermäßigen Aufnahme von Eiweiß oder Fett und gleichzeitig zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen führen könnte, fügen die Forschenden hinzu.
Low-Carb-Ernährung deckt Nährstoffbedarf
Die neue Studie zeige nun, dass eine kohlenhydratarme Ernährung den Nährstoffbedarf deckt und manchmal sogar übersteigt. So erfüllten alle kohlenhydratarmen Diäten den Bedarf an den Vitaminen A, C, D, E, K, Thiamin, Riboflavin, Niacin, Folsäure und den Vitaminen B6 und B12, berichtet das Team.
Bei bestimmten Untergruppen mit erhöhtem Bedarf (z. B. Kalzium bei älteren Menschen) könnten durch eine kohlenhydratarme Ernährung allerdings leichte Defizite bei einigen Nährstoffen auftreten.
Die Low-Carb-Diäten sind laut den Forschenden besonders bei Frauen mittleren Alters sehr beliebt und die Studie mache deutlich, dass auch ihnen keine Nährstoffmängel drohen.
Kohlenhydratarme Ernährung liefert ausreichend Ballaststoffe
„Die Vorstellung, dass eine kohlenhydratarme Ernährung auch ballaststoffarm sein muss, wird durch die Daten allerdings nicht gestützt“, so die Studienkoautorin Dr. Beth Bradley von der University of Vermont.
Ballaststoffreiche Lebensmittel seien ein wichtiger Bestandteil eines kohlenhydratarmen Lebensstils, unter anderem weil ballaststoffreiche Lebensmittel dazu beitragen können, die Netto-Kohlenhydrataufnahme zu reduzieren.
Nicht stärkehaltiges Gemüse, Nüsse und Samen und in Maßen sogar Obst, stärkehaltiges Gemüse und Vollkornprodukte mit höherem Kohlenhydratgehalt können Ballaststoffe in die Ernährung einbringen und gleichzeitig die Netto-Kohlenhydratzufuhr begrenzen, erläutert die Expertin.
Low Carb liefert ausreichend Protein
In Bezug auf die Proteinzufuhr stellten die Forschenden fest, dass alle drei untersuchten kohlenhydratarmen Diäten mehr Protein enthielten, als zur Vermeidung eines Mangels erforderlich ist, aber gleichzeitig keine übermäßigen und unsicheren Proteinmengen aufgenommen wurden.
Günstiges Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3
Die drei untersuchten Ernährungsformen wiesen außerdem ein günstiges Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 und von Natrium zu Kalium auf, berichtet das Team. Dies sei besonders wichtig, da bekannt ist, dass ein besseres Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes verbunden ist.
Ein optimales Natrium-Kalium-Verhältnis helfe wiederum, das Risiko für Bluthochdruck und Herzkrankheiten zu senken, fügen die Fachleute hinzu.
Ernährungsqualität & Wohlbefinden profitieren
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine kohlenhydratarme Ernährung eine gute Ernährungsqualität und das allgemeine Wohlbefinden fördert und sogar dazu beitragen kann, ernährungsbedingte Krankheiten zu behandeln oder rückgängig zu machen, resümieren die Forschenden.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine kohlenhydratarme Ernährung nicht nur das Gewichtsmanagement unterstützt, sondern auch die Qualität der Ernährung verbessern und kritische Nährstofflücken schließen kann“, ergänzt Dr. Bradley in einer aktuellen Pressemitteilung. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Lani Banner, Beth H. Rice Bradley, Jonathan Clinthorne: Nutrient analysis of three low-carbohydrate diets differing in carbohydrate content; in: Frontiers in Nutrition (veröffentlicht 30.08.2024), Frontiers in Nutrition
- Simply Good Foods USA, Inc: Is a low-carb diet a nutritious diet? Yes, new study shows (veröffentlicht 04.09.2024), Simply Good Foods USA, Inc
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.