Ein erhöhter Verzehr von ultraverarbeiteten Lebensmitteln kann aufgrund der darin enthaltenen Emulgatoren die Darmflora stören und das Risiko für Diabetes und andere Stoffwechselstörungen erhöhen.
In einer neuen Studie, an der Fachleute der Université Sorbonne Paris Nord beteiligt waren, wurde untersucht, wie die Exposition gegenüber Emulgatoren mit dem Risiko für Typ-2-Diabetes zusammenhängt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlicht.
Was sind Emulgatoren?
Emulgatoren gehören zu den am häufigsten verwendeten Zusatzstoffen und sind häufig in verarbeiteten Lebensmitteln zu finden. Sie werden beispielsweise Joghurt, Speiseeis, Schokoriegeln, Margarine und Fertiggerichten zugesetzt, um deren Aussehen, Geschmack und Textur zu verbessern und ihre Haltbarkeit zu verlängern, erläutern die Forschenden in einer Pressemitteilung.
Dem Team zufolge gibt es eine Vielzahl von Emulgatoren, darunter Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren, Carrageenane, modifizierte Stärken, Lecithine, Phosphate, Cellulosen und Pektine.
Emulgatoren beeinflussen Darmflora
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Emulgatoren die Darmflora stören und das Risiko für Entzündungen und Stoffwechselstörungen erhöhen können, was möglicherweise zu Insulinresistenz und der Entwicklung von Diabetes führt, so die Fachleute. In der neue Studie versuchten sie daher mögliche Zusammenhänge aufzudecken.
Hierür analysierten die Forschenden die Daten von insgesamt 104.139 Erwachsenen, die an der Kohortenstudie NutriNet-Santé teilgenommen hatten. Um die Nahrungsaufnahme der Teilnehmenden zu bewerten, verwendete das Team drei 24-Stunden-Ernährungsprotokolle, die alle sechs Monate an drei nicht aufeinander folgenden Tagen erhoben wurden.
Eine mögliche Exposition gegenüber Emulgatoren wurde mit Hilfe verschiedener Datenbanken zur Lebensmittelzusammensetzung und sogenannter Ad-hoc-Laboruntersuchungen bewertet.
Anschließend verwendeten die Fachleute multivariate proportionale Hazard-Cox-Modelle, um den Zusammenhang zwischen der kumulativen, zeitabhängigen Exposition gegenüber Emulgatoren und dem Risiko für Typ-2-Diabetes zu bestimmen. Mögliche bekannte Risikofaktoren wurden dabei ebenfalls berücksichtigt.
Während der medizinischen Nachbeobachtungszeit erkrankten 1.056 Teilnehmende an Typ-2-Diabetes und die Forschenden stellten fest, dass der Verzehr verschiedener Emulgatoren mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden war.
Diese Emulgatoren erhöhen das Risiko
Das Team konnte einen solchen Zusammenhang mit dem Diabetesrisiko für Carrageen (Gesamtcarrageen und E407; drei Prozent erhöhtes Risiko pro zusätzliche 100 mg pro Tag), Trikaliumphosphat (E340; 15 Prozent erhöhtes Risiko pro zusätzliche 500 mg pro Tag) und Mono- und Diacetylweinsäureester von Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren (E472e; vier Prozent erhöhtes Risiko pro 100 mg pro Tag) nachweisen.
Dies galt auch für Natriumcitrat (E331; vier Prozent erhöhtes Risiko pro zusätzliche 500 mg pro Tag), Guarkernmehl (E412; elf Prozent erhöhtes Risiko pro zusätzliche 500 mg pro Tag), Gummi arabicum (E414; drei Prozent erhöhtes Risiko pro zusätzliche 1000 mg pro Tag) und Xanthangummi (E415; acht Prozent erhöhtes Risiko pro zusätzliche 500 mg pro Tag).
Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen dem Risiko für Typ-2-Diabetes und der Exposition gegenüber verschiedenen Emulgatoren bei Erwachsenen hin, die insbesondere in ultraverarbeiteten Lebensmitteln vorkommen, fassen die Fachleute zusammen.
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Weitere Forschung erforderlich
In Zukunft sollten die Auswirkungen von Emulgatoren daher weiter untersucht werden, um die Vorschriften für die Verwendung in der Lebensmittelindustrie im Hinblick auf einen besseren Verbraucherschutz neu zu bewerten, fügt das Team hinzu.
Die Forschenden planen bereits die Veränderungen bestimmter Blutmarker und der Darmflora im Zusammenhang mit der Aufnahme von Emulgatoren zu untersuchen, um die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen.
Eine gewisse Zurückhaltung beim Verzehr ultraverarbeiteter Lebensmitteln kann jedoch grundsätzlich nicht schaden, da diese insgesamt mit einem breiten Spektrum gesundheitlicher Nachteile in Zusammenhang gebracht werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Clara Salame, Guillaume Javaux, Laury Sellem, Emilie Viennois, Fabien Szabo de Edelenyi, et al.: Food additive emulsifiers and the risk of type 2 diabetes: analysis of data from the NutriNet-Santé prospective cohort study; in: Lancet Diabetes & Endocrinology“ (veröffentlicht März 2024), Lancet Diabetes & Endocrinology“
- INRAE - National Research Institute for Agriculture, Food and Environmen: The consumption of certain food additive emulsifiers could be associated with the risk of developing type 2 diabetes (veröffentlicht 23.04.2024), INRAE - National Research Institute for Agriculture, Food and Environmen
Wichtiger Hinweis:
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