Auswirkungen der Ernährung auf die Lebenserwartung
Viele Menschen schwören auf intermittierendes Fasten für die Gewichtsabnahme. Darüber hinaus scheint sich diese Art des Fastens zudem positiv auf den Alterungsprozess auszuwirken. Intermittierendes Fasten erhöhte in einer aktuellen Studie bei Fruchtfliegen die Lebenserwartung, was auch auf den Menschen zutreffen könnte.
In der neuen Studie unter Beteiligung der Columbia University wurde aufgezeigt, wie intermittierendes Fasten in den Zellen den Alterungsprozess verlangsamt, zumindest bei Fruchtfliegen. Zusätzlich weist die Studie auf Möglichkeiten hin, wie man von den gesundheitlichen Vorteile des Fastens profitieren kann, ohne dafür hungern zu müssen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in dem englischsprachigen Fachjournal „Nature“ nachzulesen.
Gewicht abnehmen durch Fasten
Fasten liegt in den letzten Jahren im Trend, wenn es darum geht, Gewicht abzunehmen. Durch Studien ist wissenschaftlich bestätigt, dass intermittierendes Fasten in Form einer Beschränkung der Nahrungsaufnahme auf ein achtstündiges Zeitfenster pro Tag zu einem Gewichtsverlust führt.
Jetzt stellte sich heraus, dass intermittierendes Fasten noch weitere gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, die nichts mit dem Gewicht zu tun haben. Intermittierendes Fasten und zeitlich begrenzte Ernährung im Allgemeinen beschränken die Nahrungsaufnahme, aber nicht die gesamte Kalorienzufuhr, auf bestimmte Stunden des Tages, erläutern die Forschenden.
„Da das intermittierende Fasten den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme einschränkt, wurde die Hypothese aufgestellt, dass die natürlichen biologischen Uhren eine Rolle spielen”, erläutert Studienautorin Dr. Mimi Shirasu-Hiza in einer Pressemitteilung.
Untersuchung an Fruchtfliegen
Fruchtfliegen haben eine ähnliche biologische Uhr wie der Mensch: Sie sind tagsüber aktiv und schlafen nachts. Außerdem teilen sie etwa 70 Prozent der Gene, welche mit menschlichen Krankheiten zusammenhängen. Daher seien Fruchtfliegen ein hervorragendes Modell für das Altern. Fruchtfliegen altern auf ähnliche Weise, wie es auch beim Menschen der Fall ist. Allerdings leben Fruchtfliegen lediglich zwei Monate, daher seien Alterungsexperimente technisch leichter durchführbar, so das Team.
Die Fliegen wurden für die Studie einem von vier verschiedenen Zeitplänen der Nahrungsaufnahme zugeordnet: 24 Stunden uneingeschränkter Zugang zu Nahrung, zwölf Stunden Zugang zu Nahrung am Tag, 24 Stunden Fasten mit anschließender 24-stündiger uneingeschränkter Fütterung oder intermittierendes zeitlich eingeschränktes Fasten (iTRF), was zwanzig Stunden Fasten, gefolgt von einem Erholungstag mit unbegrenzter Fütterung umfasste.
Intermittierendes Fasten verlängert die Lebensdauer signifikant
Es stellte sich heraus, dass von den vier untersuchten Ernährungsplänen lediglich iTRF die Lebensspanne signifikant verlängerte. Durch diese Form der Ernährung lebten männliche Fliegen 13 Prozent länger, weibliche Fliegen zeigten eine erhöhte Lebensspanne von 18 Prozent.
Rolle des Zeitpunkts beim Fasten
Besonders entscheidend beim 20-stündigen Fasten war der Zeitpunkt. Die Lebenserwartung erhöhte sich nur bei Fliegen, welche nachts fasteten und das Fasten um die Mittagszeit brachen. Die Lebensdauer von Fliegen, welche stattdessen den ganzen Tag fasteten und nur nachts Nahrung zu sich nahmen, veränderte sich dagegen nicht, berichten die Fachleute.
Fasten löst Zellreinigungsprozess aus
Für die Forschenden war die Rolle der Zeit ein wichtiger Anhaltspunkt dafür, wie das Fasten mit der Langlebigkeit zusammenhängt. Sie fanden heraus, dass nach dem Fasten ein Zellreinigungsprozess einsetzt, allerdings nur, wenn das Fasten in der Nacht stattfindet. Dieser Zellreinigungsprozess wird als Autophagie bezeichnet. Es ist bekannt, dass der Prozess die Alterung verlangsamt, indem er beschädigte Zellbestandteile aufräumt und recycelt.
„Wir fanden heraus, dass die lebensverlängernden Vorteile von iTRF einen funktionierenden zirkadianen Rhythmus und Autophagie-Komponenten erfordern. Wenn einer dieser Prozesse gestört war, hatte die Ernährung keinen Einfluss auf die Langlebigkeit der Tiere“, erläutert Studienautorin Dr. Shirasu-Hiza.
Intermittierendes Fasten erhöht gesunde Lebenszeit
iTRF verlängerte nicht nur die Lebenserwartung der Fliegen, diese Form der Ernährung verbesserte auch die Gesundheit über die gesamte Lebensspanne. Die Ernährung erhöhte Muskel- und Neuronenfunktion, reduzierte die altersbedingte Proteinaggregation und verzögerte das Auftreten von Alterungsmarkern in Muskeln und Darmgewebe, erläutern die Forschenden.
Menschliche Zellen nutzen dieselben Zellreinigungsprozesse, so dass die Ergebnisse die Möglichkeit eröffnen, dass Verhaltensänderungen oder Medikamente, welche den Reinigungsprozess anregen, dem Menschen ähnliche gesundheitliche Vorteile bringen, altersbedingte Krankheiten verzögern und die Lebensspanne verlängern könnten, erklären die Fachleute.
Intermittierendes Fasten benötigt Diziplin
„Jede Art von eingeschränkter Ernährung ist schwierig. Sie erfordert viel Disziplin, und die meisten Studien über zeitlich begrenztes Fasten beim Menschen haben einen Cheat Day eingeplant, um es erträglicher zu machen. Es wäre viel einfacher, die gleichen gesundheitlichen Vorteile zu erzielen, wenn wir die Autophagie pharmakologisch fördern könnten, insbesondere nachts“, fügt Studienautor Dr. Matt Ulgherait hinzu. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Matt Ulgherait, Adil M. Midoun, Scarlet J. Park, Jared A. Gatto, Samantha J. Tener, et al.: Circadian autophagy drives iTRF-mediated longevity; in: Nature (veröffentlicht 29.09.2021), Nature
- Columbia University Irving Medical Center: Intermittent fasting makes fruit flies live longer — will it work for people? (veröffentlicht 29.09.2021), Columbia University Irving Medical Center
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.