DGE fordert wissenschaftlich gesicherte Ernährungsempfehlungen
Beim Thema Ernährung herrscht aktuell eine große Verunsicherung, nichts zuletzt, weil immer wieder neue Studienergebnisse vorgelegt werden, die auf den ersten Blick im Widerspruch zu bisherigen Erkenntnissen stehen. Doch sollten verlässliche Ernährungsempfehlungen nicht auf einzelnen Publikationen beruhen, „sondern auf einem systematischen Prozess der Sichtung, Auswahl und Bewertung wissenschaftlicher Studien basieren“, betont die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Die Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher beim Thema Ernährung ist groß. Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass in den Medien häufig Ergebnisse einzelner Studien als „neue Erkenntnisse“ der Ernährungsforschung dargestellt werden und damit gültige Ernährungsempfehlungen voreilig in Frage gestellt werden. Expertinnen und Experten der DGE haben auf einem Journalistenseminar im Dezember deutlich gemacht, warum Ernährungsempfehlungen nicht auf einzelnen Publikationen, sondern auf einem systematischen Bewertungsprozess wissenschaftlicher Studien basieren sollten.
Wissenschaftliche Daten als Basis der Empfehlungen
„Die Grundlage für Ernährungsempfehlungen sollte immer die Summe der vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse, also die wissenschaftliche Datenlage (Evidenz) sein“, betont Professor Dr. Jakob Linseisen, Präsident der DGE. Daher sei ein kontinuierlicher und aktueller Überblick über die Studienlage zum Einfluss von Ernährungsfaktoren auf die Gesundheit entscheidend. Zudem bedürfe es standardisierter Methoden zur Evidenzfindung und -bewertung.
Empfehlungen mit langer Gültigkeit
„Für die Ableitung von Empfehlungen brauchen wir wissenschaftliche Studien mit möglichst hoher Evidenz“, so Professor Linseisen. Nur auf dieser Basis können Leitlinien und wissenschaftliche Stellungnahmen erarbeitet werden, die lange ihre Gültigkeit bewahren. Die DGE habe in den letzten Jahren solche Leitlinien zu vielen Themen erfolgreich umgesetzt wie beispielsweise für Kohlenhydrate und Fette.
Auch im international wenig Abweichungen
Entgegen der weit verbreiteten Wahrnehmung, dass sich Ernährungsempfehlungen dauernd verändern, bleiben viele der wissenschaftlich fundierten Empfehlungen laut Angaben der DGE über lange Zeiträume stabil. Die Konstanz und Einheitlichkeit von Ernährungsempfehlungen ergebe sich auch aus internationalen Vergleichen. In diesen werde deutlich, dass internationale Empfehlungen denen der DGE häufig sehr ähnlich sind.
Wie viel Salz ist erlaubt?
Beim Salzkonsum gibt die DGE beispielsweise als Orientierungswert eine Speisesalzzufuhr von bis zu sechs Gramm pro Tag an. Auch die international empfohlenen Zufuhrmengen liegen zwischen fünf und sechs Gramm pro Tag, berichtet die DGE. Zudem sei durch Studien belegt, dass sich sowohl eine extrem geringe als auch eine sehr hohe Speisesalzzufuhr negativ auf die Gesundheit auswirken kann.
Durchschnittlich liegt hierzulande der Speisesalz-Konsum deutlich zu hoch. So nehmen Frauen laut dem Erwachsenensurvey DEGS im Durchschnitt 8,4 Gramm pro Tag zu sich und Männer zehn Gramm pro Tag, berichtet die DGE. Insbesondere für Personen mit erhöhtem Blutdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht und Nierenerkrankungen sei dies kritisch zu bewerten.
Ballaststoffe sind wichtig
Bei der Aufnahme von Ballaststoffen ist der durchschnittliche Konsum in Deutschland hingegen deutlich zu gering, obwohl gerade diese jedoch das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Dickdarmkrebs senken können. „Die empfohlenen 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag erreichen laut NVS II in Deutschland weder Männer mit einer medianen Zufuhr von 19 Gramm/Tag noch Frauen mit 18 Gramm/Tag“, so die Mitteilung der DGE.
Low-Carb hat auch Nachteile
Hier ist beispielsweise auch ein negativer Effekt spezieller Diäten (z.B. Low-Carb-Diäten) zu nennen, bei denen nur wenig Kohlenhydrate aufgenommen werden, erläutert die DGE. Denn der Verzicht auf Kohlenhydrate habe eine verringerte Zufuhr an ernährungsphysiologisch wertvollen Vollkornprodukten und somit Ballaststoffen zur Folge.
Das Leid mit dem Zucker
Erhebliche Verunsicherung herrscht laut Angaben der DGE auch beim Thema Zucker. So werde raffinierter („weißer“) Zucker oft durch vermeintlich gesündere Zuckeralternativen wie Agavendicksaft, Honig oder Ahornsirup ersetzt. Für die Gesundheit habe dies jedoch keinen Nutzen. „Diese Zuckeralternativen bieten gegenüber raffiniertem Zucker keine gesundheitlichen Vorteile, da sie auf dieselbe Weise verstoffwechselt werden“, so Professor Dr. Hans Hauner von der TU München.
Hohe Zuckerzufuhr ist kritisch
Weniger die Art der Zuckerquellen sondern der weltweite Anstieg der Zuckerzufuhr bereitet den Expertinnen und Experten Sorge. „Eine hohe Zuckerzufuhr, insbesondere über zuckergesüßte Getränke, ist mit einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Zahnkaries verbunden“, warnt die DGE.
Den Zucker-Konsum halbieren
Laut DGE-Empfehlung sollten maximal zehn Prozent der Gesamtenergiemenge freie Zucker sein, also etwa 50 Gramm pro Tag. Allerdings müssten die Deutschen ihren Zuckerverzehr dafür im Schnitt halbieren. Zu freien Zuckern zählen Monosaccharide und Disaccharide, die den Lebensmitteln zugefügt werden, aber auch natürlich vorkommende Zucker in Honig, Sirupen, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten, erläutert die DGE.
Gesundes Verhalten fördern
Weiterhin bleibt das größte Problem in Bezug auf Ernährung und Gesundheit die starke Zunahme von Übergewicht und Adipositas mit Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, so die Mitteilung der DGE. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müsse in Zukunft die Prävention vor allem ein gesundheitsförderndes Verhalten unterstützen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): DGE betont Bedeutung wissenschaftlich fundierter Ernährungsempfehlungen (veröffentlicht 30.01.2020), dge.de
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