Erleiden Frauen durch Stress Essattacken mit Kontrollverlust?
Bei Stress und anderen negativen Emotionen scheinen Frauen eher als Männer dazu zu neigen, ungesunde Lebensmittel und Fast-Food zu verzehren.
Bei der aktuellen Untersuchung des Florey Institute of Neuroscience and Mental Health in Melbourne wurde festgestellt, dass Frauen bei negativen Emotionen häufiger zu ungesunden Lebensmittel greifen. Die Ergebnisse der Studie werden beim diesjährigen Australasian Neuroscience Society scientific meeting vorgestellt.
Weibliche Mäuse nahmen bei Stress mehr zuckerhaltige Lebensmittel zu sich
Bei der Untersuchung konnten die australischen Forschenden feststellen, dass weibliche Mäuse bei negativen Emotionen eher zuckerhaltige ungesunde Lebensmittel zu sich nehmen, als dies bei männlichen Mäusen der Fall ist. Diese Reaktion wurde jedoch nicht auf weibliche Hormone zurückgeführt.
Weibliche Mäuse zeigten sogenanntes Binge-Eating
Das weibliche Gehirn scheint anfälliger für emotionale Auslöser zu sein, welche zu übermäßigem Konsum von Lebensmittel führen. In Experimenten an Labormäusen konnte beobachtet werden, dass weibliche Mäuse unter emotionalem Stress mit dem sogenannten Binge-Eating (Essattacken mit Kontrollverlust) anfingen. Bei männlichen Mäusen gab es ein solches Verhalten nicht.
Verhalten scheint vom weiblichen Gehirn ausgelöst zu werden
Da das Entfernen der Eierstöcke bei weiblichen Mäusen keinen Einfluss auf dieses beobachtete Essverhalten hat, wird angenommen, dass das Verhalten vom weiblichen Gehirn gesteuert wird. Die bei der Untersuchung festgestellten Ergebnisse machen Hoffnung auf eine verbesserte Behandlung von übergewichtigen und fettleibigen Menschen.
Welcher Bereich des Gehirns löst das Verhalten aus?
Es ist bekannt, dass emotionales Essverhalten bei beiden Geschlechtern auftreten kann. Bei Frauen scheint ein solches ungesundes Essverhalten aber häufiger vorzukommen. Weitere Untersuchungen werden jetzt vom Florey Institute of Neuroscience and Mental Health durchgeführt, um so genau zu ermitteln, welcher Bereich des Gehirns für das stressbedingte übermäßige Essverhalten verantwortlich ist.
Weitere Forschungsarbeit ist nötig
„Wir untersuchen jetzt diesen wichtigen Gesundheitsbereich durch weitere Forschungsarbeiten, die sich mit dem befassen, was im Gehirn während des stressbedingten Binge Eating passiert und was genau dieses Verhalten verursacht”, berichtet die Studienautorin Dr. Robyn Brown vom Florey Institute of Neuroscience and Mental Health in einer Pressemitteilung.
Tiere stellen bei Stress häufig die Nahrungsaufnahme ein
Es ist zwar schon länger bekannt, dass Frauen mehr unter emotionalem Essen leiden als Männer, aber in Bezug auf das Verständnis, warum dies passiert, gab es keine guten Tiermodelle für eine Untersuchung. Denn die meisten Tiere hören mit dem Verzehr von Nahrung auf, wenn sie sich gestresst fühlen.
Wie wurden negative Emotionen in den Tieren ausgelöst?
Bei der aktuellen Untersuchung wurden negative Emotionen in Mäusen ausgelöst, indem zuckerhaltige Lebensmittel im Käfig zwar in Sichtweite platziert wurden, diese aber für die Tiere unerreichbar waren. Schließlich wurde den Mäusen 15 Minuten lang Zugang zu den Lebensmitteln ermöglicht, dabei wurde ihre Reaktion überwacht.
Männliche Mäuse veränderten ihr Essverhalten nicht
Männliche Mäuse verzehrten zwar die Nahrung, zeigten aber kein Verhalten von Binge-Eating. Einige der weiblichen Mäuse nahmen jedoch in nur 15 Minuten soviel Nahrung zu sich, wie sie es normalerweise am ganzen Tag taten. Das Gehirn der weiblichen Mäuse reagierte anders auf emotionale Erfahrungen, was Binge-Eating auslösen kann.
Erhöhtes Gewicht liegt nicht immer an der Selbstkontrolle
Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung können dazu beitragen, die weit verbreitete Vorstellung zu korrigieren, dass Personen, die übermäßig viel essen, sich einfach nur nicht beherrschen können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Junk food’s effect on the brain: Florey research receives nation-wide coverage, Florey Institute of Neuroscience and Mental Health (Abfrage: 02.12.2019), Florey Institute of Neuroscience and Mental Health
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.