Gesundes Abnehmen ohne Sport und Kalorienreduzierung
Die Entdeckung des zirkadianen Rhythmus war eine der größten Sensationen der Medizinforschung der letzten Jahre. Demnach folgt jede Körperzelle einem 24-Stunden-Zyklus, der an den Wechsel zwischen Tag und Nacht angepasst ist. Eine aktuelle Studie zeigt nun aufbauend auf diesen Erkenntnissen, dass es erhebliche gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, wenn man seine Ernährung nach der inneren Uhr richtet. Eine gute Möglichkeit, dies zu erreichen ist das intermittierende Fasten.
Forschende der University of California fanden heraus, dass die Begrenzung des Nahrungsmittelkonsums auf ein Zehn-Stunden-Fenster pro Tag zu Gewichtsabnahmen, einem niedrigerem Blutdruck und zu stabileren Insulinwerten führen kann. Die Studie wurde kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Cell Metabolism“ veröffentlicht.
Ernähren wir uns grundsätzlich falsch?
Die ständig steigende Anzahl an übergewichtigen Personen zeigt, dass sich viele Menschen zu fett- und zuckerreich ernähren. Rund jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet unter dem sogenannten metabolischen Syndrom – Tendenz steigend. Dieses Syndrom bezeichnet eine Gruppe von Risikofaktoren, darunter Übergewicht, Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte und ein hoher Blutzuckerspiegel, die sich alle gegenseitig hochschaukeln und so das Risiko für lebensgefährliche Erkrankungen wie einen Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes in die Höhe schnellen lassen.
Neue Ernährungsform beim metabolischen Syndrom empfohlen
Betroffenen wird oft empfohlen, sich gesünder zu ernähren, sich mehr zu bewegen und gegebenenfalls Medikamente einzunehmen. Die Praxis zeigt jedoch, dass diese Maßnahmen oft unzureichend sind, um das Risiko vollständig zu managen. Die Forschenden der University of California San Diego School of Medicine fanden nun eine neue Methode, mit der man dem metabolischen Syndrom entgegenwirken kann: das intermittierende Fasten.
Was ist intermittierendes Fasten?
Intermittierendes Fasten ist eine Ernährungsform, bei der nur in einem bestimmten Zeitfenster gegessen wird. Das Forschungsteam empfiehlt, nur in einem Zeitraum von zehn Stunden am Tag Nahrung zu sich zu nehmen. Die restlichen 14 Stunden sollte nichts mehr gegessen werden. Lediglich das Trinken von Wasser ist erlaubt.
Wie wirkt intermittierendes Fasten auf den Körper?
Für die Studie mussten die Teilnehmenden über einen Zeitraum von 12 Wochen ihre tägliche Nährstoffaufnahme auf zehn Stunden oder weniger beschränken. Es zeigte sich, dass innerhalb des Sudienzeitraumes alle Probandinnen und Probanden Gewicht verloren, Bauchfett reduzierten, Blutdruck und Cholesterin senkten und/oder einen stabileren Blutzucker- sowie Insulinspiegel hatten.
Besser agieren, bevor es zu spät ist
Kardiologie-Professorin Pam Taub aus dem Studienteam weist darauf hin, dass es ein kritisches Zeitfenster für eine Intervention beim metabolischen Syndrom gibt. „Sobald Menschen Diabetiker werden oder mehrere Medikamente wie Insulin einnehmen, ist es sehr schwierig, den Krankheitsprozess umzukehren“, betont die Expertin. Ebenso schwierig sei es, Betroffene mit Prädiabetes oder Stoffwechselsyndrom dazu zu bringen, einen dauerhaften und sinnvollen Lebensstil anzunehmen.
Ernährung im Einklang mit der inneren Uhr
„Der Stoffwechsel ist eng mit dem zirkadianen Rhythmus verbunden“, erklärt die Professorin. Diesen Aspekt nutze das Team, um eine Ernährungsweise zu entwickeln, die Betroffenen mit Übergewicht und/oder einem metabolischen Syndrom helfen kann, ohne dabei Kalorien zu reduzieren oder die körperliche Aktivität zu erhöhen!
Unregelmäßiges Essen stört den biologischen Rhythmus
Den Forschenden eröffnet das zeitlich begrenzte Fasten eine Ernährungsweise, die den natürlichen zirkadianen Rhythmus und die Gesundheit unterstützt. Da so gut wie jede Körperzelle von diesem Rhythmus abhängig ist, stören unregelmäßige Essgewohnheiten das gesamte System und fördern so die Symptome des metabolischen Syndroms – einschließlich erhöhtem Bauchfett sowie abnormalem Cholesterin oder Triglyceride.
Intermittierendes Fasten: Eine der einfachsten Interventionen
„Zeitlich begrenztes Essen ist eine einfache diätetische Intervention, die es zu integrieren gilt, und wir haben festgestellt, dass die Teilnehmenden in der Lage waren, den Essplan einzuhalten“, ergänzt Professor Satchin Panda aus dem Forschungsteam. Durch das Zehn-Stunden-Fenster könne sich der Körper 14 Stunden ausruhen und regenerieren. Zudem könne der Organismus voraussehen, wann die nächste Mahlzeit kommt und den Stoffwechsel dahingehend optimieren.
Innerhalb von zehn Stunden nach belieben essen
Die Teilnehmenden der Studie durften innerhalb der drei Monate alles essen, was sie wollten, solange es in dem Zeitfenster von zehn Stunden geschieht. Außerhalb dieses Zeitfensters durften die Teilnehmenden nur Wasser trinken. Am Ende der 12 Wochen erreichten die Probandinnen und Probanden eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von drei Prozent und einen Body-Mass-Index-Reduktion von 4 Prozent. Zudem sank bei vielen Teilnehmenden der Cholesterinspiegel und der Blutdruck und es zeigten sich Verbesserung des Nüchternglukosespiegels.
Weitere gesundheitliche Vorteile
Darüber hinaus berichteten 70 Prozent der Teilnehmenden über einen besseren Schlaf. „Die Patientinnen und Patienten berichteten auch, dass sie im Allgemeinen mehr Energie hatten, und einige konnten ihre Medikamente nach Abschluss der Studie absenken oder absetzen“, resümiert Taub.
Viele setzten das intermittierende Fasten fort
Wie das Forschungsteam berichtet, setzten mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden das zeitbeschränkte Essen bis zu einem Jahr nach Abschluss der Studie fort. „Die Anpassung dieser 10-stündigen zeitbeschränkten Ernährung ist auch eine kostengünstige Methode, um die Symptome des metabolischen Syndroms zu reduzieren und die Gesundheit zu verbessern”, fügt Panda hinzu.
Das Team will nun eine weitere klinische Studie mit einer größeren Anzahl von Teilnehmenden durchführen, um die Ergebnisse zu untermauern. „Das Wissen um die Optimierung des zirkadianen Rhythmus könnte zu einer neuen Behandlungsoption für Betroffene mit metabolischem Syndrom führen, um diese vor lebensbedrohlichen Krankheiten zu schützen“, so Professorin Taub. (vb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Satchidananda Panda, Pam R. Taub, Michael J. Wilkinson, u.a.: Ten-Hour Time-Restricted Eating Reduces Weight, Blood Pressure, and Atherogenic Lipids in Patients with Metabolic Syndrome, Cell Metabolism, 2019, sciencedirect.com
- Salk Institute: Clinical study finds eating within a 10-hour window may help stave off diabetes, heart disease (Abruf: 06.12.2019), salk.edu
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.