Scharfes Essen kann nachweislich gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. So hat sich gezeigt, dass solche Speisen unter anderem dazu beitragen können, die Herzgesundheit zu fördern und beim Abnehmen zu helfen. Besteht aber durch zu scharfes Essen auch ein Gesundheitsrisiko?
Manche Menschen verbinden mit dem Verzehr von scharf gewürzten Speisen eher negative Erlebnisse. Andere denken bei solchen Gerichten an die positiven gesundheitlichen Auswirkungen. Kann aber eine Ernährung mit zu scharfem Essen auch schaden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Verbraucherzentrale Südtirol in einer Mitteilung.
Verschiedene Scharfstoffe
Die Wahrnehmung von Schärfe wird durch verschiedene Stoffe ausgelöst, die die Schmerz- und Wärmerezeptoren im Mund stimulieren. Ein scharfer „Geschmack“ ist daher gar keine Geschmacksrichtung – wie süß, sauer, salzig, bitter und umami –, sondern vielmehr ein Schmerzreiz.
Zu den Scharfstoffen zählen Schwefelverbindungen wie Allicin oder Alliin in Zwiebeln, Lauch, Schnittlauch sowie Knoblauch. Sie gelten als gesundheitsförderlich, weil sie eine antimikrobielle sowie entzündungshemmende Wirkung haben.
Andere Scharfstoffe sind Piperin und Piperettin in Pfeffer, Glucosinolate in Kren (Meerrettich) oder Gingerol in Ingwer.
Chilischoten (Peperoncini) verdanken ihre Schärfe dem Capsaicin, einem Alkaloid. In Pflanzen beziehungsweise Früchten dient es dem Schutz vor Fraßfeinden.
„Nehmen Menschen Capsaicin in geringen Mengen zu sich, hat es durchaus erfreuliche Wirkungen. Es regt die Durchblutung der Schleimhäute an, wodurch die Immunabwehr verbessert wird, fördert die Motorik des Magens und so die gesamte Verdauung“, erläutert Silke Raffeiner, die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol.
„In größeren Mengen wirkt Capsaicin jedoch giftig, und starke Schleimhautreizungen, Atemnot, Übelkeit sowie Erbrechen können die Folge sein.“
Verzehr brachte Jugendliche ins Krankenhaus
Von fragwürdigen „Mutproben“ oder „Scharfesswettbewerben“ in den Sozialen Medien ist daher „auf das Schärfste“ abzuraten. Erst vor wenigen Monaten führte der TikTok-Trend „Hot Chip Challenge“, bei dem extrem scharfe Maischips verzehrt werden müssen, dazu, dass Jugendliche ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.
Wie scharf ein Lebensmittel ist, kann anhand der sogenannten Scoville-Skala ausgedrückt werden. Diese Skala quantifiziert den Schärfegrad diverser Lebensmittel in der Einheit SHU (Scoville Heat Units, also Scoville Hitzeeinheiten).
Als schärfste Chilischote der Welt gilt demnach die Sorte Carolina Reaper mit 2,2 Millionen SHU. Die oben erwähnten Maischips werden laut dem Hersteller mit ebendieser Chilischote gewürzt. Das Würzmittel „Tabasco“ erreicht im Vergleich dazu nur 30.000 bis 50.000 SHU.
Unerwünschte Wirkungen
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) machte in einer Pressemitteilung (PDF) darauf aufmerksam, dass der übermäßige Verzehr von Capsaicin unerwünschte Wirkungen wie Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen und Bluthochdruck auslösen und schlimmstenfalls auch lebensbedrohlich sein kann.
Besonders empfindlich reagieren Kinder und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wahr ist aber auch, dass manche Menschen Schärfe besser vertragen als andere. Vermutlich liegt das am Gewöhnungseffekt, wenn eine Person öfter scharf isst. Dann werden Schmerz sowie Hitze weniger stark wahrgenommen.
Nach scharfem Essen kein Wasser trinken
Nach einem scharf gewürzten Essen wird übrigens allgemein davon abgeraten, Wasser zu trinken. Vielmehr wirken Milch oder Jogurt oder auch Brot lindernd. Am besten neutralisierend soll angeblich Mascarpone auf ungetoastetem Toastbrot wirken. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Verbraucherzentrale Südtirol: Kann zu scharfes Essen schaden?, (Abruf: 12.05.2024), www.consumer.bz.it
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Scharfe Mutprobe: Extrem scharfe Speisen können besonders Kindern gesundheitlich schaden (PDF), (Abruf 12.05.2024), www.bfr.bund.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.