Leberstiftung warnt vor Verwechslungsgefahr beim Pilzesammeln
Groß, rot und mit weißen Punkten versehen ist der Fliegenpilz wohl der bekannteste Giftpilz hierzulande. Dass dieser auffällige Pilz versehentlich in der Pfanne landet, ist eher unwahrscheinlich. Doch es gibt rund 150 verschiedene Giftpilze in Deutschland und nicht alle sind auffällig. Jedes Jahr kommt es beim Pilzesammeln zu Verwechslungen, die sogar tödlich enden können.
Fachleute der Deutschen Leberstiftung warnen zu Beginn der Pilzsaison im September vor Giftpilzen, die lebensgefährliche Vergiftungen verursachen und beispielsweise Leber- und Nierenversagen hervorrufen können.
Fliegenpilz ist „Pilz des Jahres 2022“
Der Fliegenpilz wurde von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) zum „Pilz des Jahres 2022“ ernannt. Bei Waldspaziergängen zieht der auffällige Pilz die Aufmerksamkeit von Jung und Alt gleichermaßen an, zumal der Giftpilz als Symbol für Glück zählt. Sein markantes Aussehen sorgt dafür, dass er sofort erkannt wird. Versehentlich landet dieser Pilz äußerst selten auf dem Teller.
200 essbare und 150 giftige Pilze in Deutschland
Doch der Fliegenpilz ist nur einer von vielen Pilzen in Deutschland. Jedes Jahr ziehen viele Pilzsammlerinnen und Pilzsammler in die Wälder, um nach essbaren Pilzen zu suchen, von denen es hierzulande rund 200 verschiedene Sorten gibt.
Hinzu kommen rund 150 verschiedene Giftpilze, die den essbaren Pilzen zum Teil sehr ähnlich sehen. Zehn Giftpilz-Arten sind besonders gefährlich. Der Verzehr kann tödlich enden.
Steigende Anfragen für mögliche Pilzvergiftungen
Wie die Leberstiftung warnt, sind die Sommer in Deutschland in den letzten Jahren immer wärmer und trockener geworden. Dies führte unter anderem auch dazu, dass sich neue Pilzarten ausgebreitet haben, die bislang hier nicht auffindbar waren. Unter den neuen Arten befinden sich auch kaum bekannte Giftpilze.
In der Pilzsaison 2021 haben die Giftinformationszentren in Deutschland bereits eine steigende Anzahl von Anfragen aufgrund von möglichen Pilzvergiftungen registriert.
Eine Pilzvergiftung ist schwer diagnostizierbar
„Eine Pilzvergiftung ist anhand der Symptome oftmals schwer darzustellen, deshalb ist es wichtig, möglichst schnell ärztliche Hilfe zu suchen“, betont Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.
Einige Pilzgifte können Multiorganversagen verursachen
Im schlimmsten Fall kommt es ihm zufolge nach dem Verzehr von Giftpilzen zu einem Multiorganversagen. „Wenn die Toxine aus dem Magen- und Darmtrakt aufgenommen sind und über die Blutbahn in die Leber kommen, kann das zu einem Leberversagen führen“, warnt Professor Manns.
Erschwerend kommt bei der Diagnose von Pilzvergiftungen hinzu, dass Betroffene oft gar nicht genau wissen, was sie da gegessen haben.
„In anderen Fällen, wie beispielsweise beim Knollenblätterpilz, entwickelt sich die Symptomatik erst mit Stunden Verspätung“, erklärt Manns. Eine Erhöhung der Leber- und Nierenwerte ist hier ein Zeichen für eine systemische Vergiftung.
Der tödlichste Pilz in Deutschland
Nach Angaben der Deutschen Leberstiftung ist in Deutschland der grüne Knollenblätterpilz für die meisten Todesfälle durch Pilzvergiftungen verantwortlich. Er wird von Sammelnden häufig mit dem essbaren Wiesenchampignon verwechselt.
Dr. Manns rät allen Pilzsuchenden dazu, einen kleinen Rest der gesammelten Pilze bis zu 48 Stunden an einem kühlen Ort aufzubewahren, damit im Falle von Vergiftungserscheinungen eine schnelle Diagnose gestellt werden kann.
Falls sich Pilzsammelnde nach dem Verzehr der Pilze erbrechen müssen, sollte ebenfalls eine Probe des Erbrochenen aufbewahrt werden. Solche Proben können im Labor auf Spuren von Vergiftungen untersucht werden.
Die häufigsten Symptome von Pilzvergiftungen
Wie die Fachleute der Deutschen Leberstiftung informieren, können sich Pilzvergiftungen durch viele unterschiedliche Symptome äußern. Zu den häufigsten Beschwerden zählen Schweißausbrüche, Brechdurchfall und Benommenheit.
Bei Beschwerden sofort ärztliche Hilfe suchen
Wer nach dem Konsum von gesammelten Pilzen diese oder ähnliche Beschwerden entwickelt, sollte umgehend ärztliche Hilfe suchen. Je schneller eine Behandlung erfolgt, desto geringer ist das Risiko für bleibende Leberschäden. Bleibt ärztliche Hilfe aus, kann die Leberschädigung immer weiter fortschreiten. Schlimmstenfalls wird eine Lebertransplantation erforderlich.
Unerfahrene sollten an geführten Wanderungen teilnehmen
„Es ist einfach zu verhindern, dass die an sich gesunde Freizeitbeschäftigung Pilze sammeln an der frischen Luft ein schlimmes Ende findet“, verdeutlicht Professor Manns.
Er rät unerfahrenen Pilzsammlerinnen und Pilzsammler dazu, sich nicht allein auf eine Smartphone-App zur Pilzbestimmung zu verlassen. Stattdessen sei es sinnvoll, an geführten Wanderungen teilzunehmen, bei denen Spezialistinnen und Spezialisten über das Sammeln von Pilzen aufklären.
Zudem gibt es in vielen Städten zur Pilzsaison eigens eingerichtete Pilzberatungs- und Pilzkontrollstellen, bei denen die gesammelten Pilze auf Essbarkeit überprüft werden können. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Leberstiftung: Unachtsamkeit kann tödlich enden: Deutsche Leberstiftung warnt vor Leberversagen durch Giftpilze (veröffentlicht: 01.09.2022), deutsche-leberstiftung.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.