Ingwer: Welche gesundheitlichen Effekte sind nachweisbar?
Ingwer gilt allgemein als gesund und wird als Hausmittel für viele Beschwerden empfohlen. Auch als Ergänzungsmittel soll Ingwer die Gesundheit fördern. Wie haltbar diese Empfehlungen aus wissenschaftlicher Sicht sind, wurde nun von einer Arbeitsgruppe überprüft.
Forschende der Bond University Nutrition and Dietetics Research Group in Gold Coast (Australien) haben aus fünf wissenschaftlichen Datenbanken Belege für den gesundheitlichen Nutzen von Ingwer bei einer Reihe von Erkrankungen und Symptomen zusammengetragen. Ihre Übersichtsarbeit zu der Wirksamkeit von Ingwer wurde kürzlich in dem „American Journal of Clinical Nutrition“ vorgestellt.
Wogegen hilft Ingwer tatsächlich?
Es herrscht zwar ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die orale Einnahme von Ingwer bei bestimmten Erkrankungen und Symptomen helfen oder vor diesen schützen kann. Es fehlt jedoch eine aktuelle Übersicht über qualitativ hochwertige Belege zu dem gesundheitlichen Nutzen von Ingwer.
Diese Lücke hat das australische Forschungsteam nun geschlossen. Fünf Datenbanken und 24 Übersichtsarbeiten wertete die Arbeitsgruppe aus, um den größten evidenzbasierten Nutzen von Ingwer auf Grundlage der verfügbaren Studien zu dem Thema herauszukristalisieren.
Ingwer gegen Übelkeit
Ingwer wird oft als Hausmittel gegen Übelkeit empfohlen. Tatsächlich wies das Team die stärkste Evidenz für die antiemetische Wirkung von Ingwer bei Schwangeren nach. Mehrere Studien verbinden den Konsum von Ingwer in der Schwangerschaft mit einem reduzierten Brechreiz und verminderter Übelkeit.
Ingwer gegen Arthrose-Schmerzen und hohen Blutzucker
Die zweitstärkste Evidenz fand das Team für die schmerzlindernde Wirkung von Ingwer bei Arthrose. Zudem war der Nutzen von Ingwer zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels ebenfalls statistisch signifikant nachweisbar.
Weitere positive Effekte von Ingwer
Weitere positive Effekte wurden ebenfalls bestätigt, allerdings mit schwächerer Evidenz. Dazu zählt beispielsweise die Wirkung von Ingwer:
- gegen hohen Blutdruck,
- zur Unterstützung beim Abnehmen,
- zur Förderung von entzündungshemmenden und antioxidativen Biomarkern,
- zur Linderung von schmerzhaften Regelblutungen (Dysmenorrhoe),
- zur Senkung des Blutfettprofils,
- gegen postoperative Übelkeit,
- gegen Chemotherapie-induziertes Erbrechen.
Mengen von hilfreichem Ingwer unklar
Die Forschenden kommen darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass eine erhebliche Heterogenität und eine unzureichende Berichterstattung darüber vorliegt, welche Mengen von Ingwer als regelmäßige Einnahme erforderlich sind, um einen Nutzen zu erzielen.
Ingwer als Nahrungsergänzungsmittel
Allerdings konnten die Forschenden feststellen, dass eine Einnahme in Kapselform mit einer Dosis von 0,5 bis drei Gramm Ingwer pro Tag über einen Zeitraum von drei Monaten in den Studien durchweg als wirksam dokumentiert wurde.
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Schlussfolgerung: Wie wirksam ist Ingwer?
„Der diätetische Verzehr von Ingwer scheint sicher zu sein und kann sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen auswirken“, resümieren die Forschenden.
Die größte Evidenz bestehe in der antiemetischen Wirkung bei Schwangeren, in der schmerzlindernden Wirkung bei Osteoarthritis sowie bei der Kontrolle des Blutzuckerspiegels.
Das Team schlägt vor, die Gabe von Ingwer in randomisierten, kontrollierten und dosisabhängigen Studien mit ausreichender Stichprobengröße und standardisierten Ingwerprodukten zu überprüfen. Erst auf dieser Basis könne eine klinische Routineverschreibung erfolgen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Megan Crichton, Alexandra R Davidson, Celia Innerarity, et al.: Orally consumed ginger and human health: an umbrella review , sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.