Größerer Gewichtsverlust durch normale Diät oder Fasten?
Intermittierendes Fasten wird bislang als eine der effektivsten Maßnahme zur Gewichtsabnahme eingestuft. Neueste Forschungsergebnisse scheinen dem allerdings zu widersprechen. Sie zeigen vielmehr, dass das Fasten im Vergleich zu traditionellen Diäten eher zu einer geringeren Gewichtsabnahme führt.
In den letzten Jahren haben intermittierende Fastenkuren, wie das alternierende Fasten oder die sogenannte 5:2-Diät, stark an Popularität gewonnen. Viele Menschen sehen hierin die effektivsten Maßnahmen zur Gewichtsabnahme. Die bisherigen Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Fastens im Vergleich zu traditionellen Diäten, bei denen die Kalorienzufuhr über längere Zeit hinweg reduziert wird, bleiben bisher allerdings begrenzt.
Die neue Studie eines Teams unter Beteiligung von Fachleuten der University of Bath zeigt nun, dass es eigentlich nichts Besonderes am Fasten gibt, was zu einer wesentlich höheren Gewichtsabnahme beiträgt, verglichen mit anderen Formen von Diäten. Es schien sogar eher das Gegenteil zuzutreffen. Die Teilnehmenden nahmen durch das Fasten weniger Gewicht ab, als es bei einer herkömmlichen Diät der Fall war. Dies galt auch bei gleicher Kalorienzufuhr. Die Untersuchung wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ publiziert.
Drei Gruppen folgten unterschiedlichen Diäten
Die teilnehmenden Personen wurden für die Studie in drei unterschiedliche Gruppe aufgeteilt. Dabei gab es eine Gruppe, welche an abwechselnden Tagen fastete, wobei auf einen Fastentag ein Tag folgte, an dem sie 50 Prozent mehr zu sich nahmen als sonst. Die zweite Gruppe reduzierte die zu sich genommenen Kalorien über alle Mahlzeiten hinweg täglich um 25 Prozent. Die dritte Gruppe fastete abwechselnd (wie die erste Gruppe), mit dem Unterschied, dass auf den Fastentag ein Tag folgte, an dem sie 100 Prozent mehr aßen als sonst, berichtet das Team.
Die Teilnehmenden aller drei Gruppen nahmen zu Beginn der Studie eine typische Ernährung mit durchschnittlich 2000-2500 kcal pro Tag zu sich. Im Laufe des dreiwöchigen Beobachtungszeitraums reduzierten die beiden energiebeschränkten Gruppen diesen Wert auf durchschnittlich 1500-2000 kcal. Während die ersten beiden Gruppen ihre Kalorienzufuhr auf unterschiedliche Weise um den gleichen Betrag reduzierten, wurde in der dritten Gruppe gefastet, ohne die Gesamtkalorien zu reduzieren.
Beste Ergebnisse bei normaler Diät
Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmenden der nicht-fastende Diätgruppe (Gruppe 2) in nur drei Wochen 1,9 kg abnahmen. Sogenannte DEXA-Körperscans ergaben zusätzlich, dass dieser Gewichtsverlust fast ausschließlich auf eine Reduzierung des Körperfettgehalts zurückzuführen war, so die Fachleute.
Mehr Muskelabbau durch Fasten?
Die Teilnehmenden der Fastengruppe (Gruppe 1), die die gleiche reduzierte Kalorienzufuhr erfuhr, indem sie an abwechselnden Tagen fastete und an den Tagen, an denen sie nicht fastete, 50 Prozent mehr aß, verloren fast genauso viel Körpergewicht (1,6 kg). Allerdings war nur die Hälfte dieses Gewichtsverlustes auf den reduzierten Körperfettanteil zurückzuführen, der Rest auf die Muskelmasse, erläutert das Team.
Teilnehmende aus Gruppe 3 fasteten auch, erhöhten gleichzeitig aber an den Nicht-Fastentagen die Energiezufuhr um 100 Prozent. Es fiel auf, dass diese Personen nicht auf die körpereigenen Fettspeicher für Energie zurückgreifen mussten und ihr Gewichtsverlust sei vernachlässigbar gewesen, erläutern die Forschenden.
Intermittierendes Fasten ist keine Wunderwaffe
Viele Menschen glauben, dass Diäten, die auf Fasten basieren, besonders effektiv für die Gewichtsabnahme sind oder Vorteile für die metabolische Gesundheit haben, auch wenn man nicht abnimmt. Aber intermittierendes Fasten ist keine Wunderwaffe und die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass das Fasten keine Vorteile im Vergleich zu traditionelleren, standardmäßigen Diäten bietet, resümiert Studienautor Professor James Betts von der University of Bath in einer Pressemitteilung.
„Vor allem, wenn Sie eine Fastendiät befolgen, lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob längere Fastenperioden es tatsächlich schwieriger machen, die Muskelmasse und das körperliche Aktivitätsniveau zu erhalten, die bekanntermaßen sehr wichtige Faktoren für die langfristige Gesundheit sind“, fügt der Experte hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Iain Templeman, Harry Alex Smith, Enhad Chowdhury, Yung-Chih Chen, Harriet Carroll et al.: A randomized controlled trial to isolate the effects of fasting and energy restriction on weight loss and metabolic health in lean adults, in Science Translational Medicine (veröffentlicht 16.06.2021), Science Translational Medicine
- University of Bath: Intermittent fasting ‘no magic bullet for weight loss’ says new study (veröffentlicht 16.06.2021), University of Bath
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.