Auswirkungen täglich verzehrter lebender Mikroorganismen
Lebensmittel wie beispielsweise Joghurt, frisches Obst und Gemüse enthalten lebende Mikroorganismen. Hier stellt sich die Frage, inwiefern diese zur einer Verbesserung der Gesundheit beitragen können und ob eine tägliche Einnahme zu empfehlen ist.
Probiotische Lebensmittel scheinen verschiedene positive Gesundheitseffekte zu entfalten, aber auch andere lebende Mikroben, ohne einen Sonderstatus als Probiotika, können durchaus vorteilhaft sein, so das Ergebnis der Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der University of California, Davis. Um eindeutige Empfehlungen aussprechen zu können, bedürfe es jedoch dringend einer umfassende Auswertung der bisher verfügbarer wissenschaftlichen Daten und einer Analyse der einzelnen Arten.
Die Studie wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Journal of Nutrition“ publiziert.
Mikroorganismen sollten besser untersucht werden
Von Lebensmitteln mit Mikroorganismen wird häufig behauptet, dass sie gesundheitsfördernd sind. Die entahltenen sicheren und potenziell nützlichen Mikroorganismen sind bereits seit Jahrtausenden Bestandteil der täglichen Ernährung des Menschen. Trotzdem wurde diesen gesunden Mikroorganismen bisher viel weniger Aufmerksamkeit geschenkt als anderen Bestandteilen der Ernährung.
Bedeutung für die Gesundheit
Bisher war es Fachleuten dank mangelnder Forschung nicht wirklich möglich, Richtlinien zu erstellen, wie viele lebende Mikroorganismen bei einer gesunden Ernährung täglich aufgenommen werden sollten. Das Team erklärt dazu, dass nur schwache Beweise den Zusammenhang zwischen lebenden Mikroben und einer besseren Gesundheit des Menschen bestätigen. Es gebe außerdem zahlreiche Lücken in der Forschung.
Ziel der Forschenden war es, einen Plan zur Quantifizierung des Verhältnisses zwischen dem Verzehr lebender Mikroben und den gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung aufzustellen. In ihrer aktuellen Veröffentlichung wird allerdings deutlich, warum dieses wissenschaftliche Unterfangen alles andere als einfach umsetzbar ist.
Mikrobielle Gesundheitsvorteile lassen sich schwer identifizieren
Zu den besonderen Herausforderungen gehören die spärlichen Aufzeichnungen über den Verzehr von Mikroben in früheren menschlichen Populationen, berichtet das Forschungsteam. Auch die komplexe Biologie des Verdauungstrakt erschwere es, die mikrobiellen Gesundheitsvorteile einzelner Mikroorganismen zu identifizieren. Hinzu kommen weitere Faktoren, die eine Bewertung bisher nur in sehr eingeschränktem Maß zulassen.
Wissenschaftliche Evidenz muss verbessert werden
„Generell wird Menschen häufig geraten, dass sie ihrem Darmmikrobiom regelmäßig gesunde Mikroben hinzufügen sollten“, so Studienautorin Dr. Mary Ellen Sanders von der International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics (ISAPP) in einer Pressemitteilung. Dies mag zwar intuitiv Sinn zu machen, allerdings sei es wichtig, die wissenschaftliche Evidenz für diese Vorstellung aufzubauen, anstatt sie einfach als wahr zu betrachten.
Die aktuelle Forschungsarbeit könne als eine Art Aufruf für Forschende auf der ganzen Welt dienen, um mit dem Aufbau der Evidenzbasis zu beginnen, erklärt das Team. Gegenwärtig wird zwar noch nicht empfohlen, tägliche bestimmte Mikroorganismen aufzunehmen, doch könnte sich hiermit eine Gelegenheit bieten, die Gesundheit der breiten Bevölkerung zu fördern, hoffen die Forschenden. Weitere randomisierte kontrollierte Studien zur Aufnahme lebender Mikroorganismen seien nun erforderlich, um zu überprüfen, ob die Ernährungsempfehlungen entsprechend angepasst werden können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Maria L Marco, Colin Hill, Robert Hutkins, Joanne Slavin, Daniel J Tancredi et al.: Should There Be a Recommended Daily Intake of Microbes?, in Journal of Nutrition (veröffentlicht 13.11.2020), JN
- International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics: New ISAPP-led paper calls for investigation of evidence for links between live dietary microbes and health (veröffentlicht 04.12.2020), ISAPP
Wichtiger Hinweis:
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