Herz-Kreislauf-Risiko durch vegane Ernährung senken
Die Zahl der Menschen, die keine tierischen Produkte mehr auf ihrem Speiseplan haben wollen, steigt und steigt. Vegane Ernährung trägt nicht nur zum Tier- und Umweltschutz bei, sondern auch zur allgemeinen Gesundheit. Denn die pflanzliche Kost wirkt sich äußerst positiv auf den menschlichen Körper aus. Unter anderem kann sie dabei helfen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.
Immer mehr Menschen hierzulande ernähren sich vegan. Wer auf pflanzliche Kost setzt, tut nicht nur Gutes für die Umwelt und das Tierwohl, sondern auch für die eigene Gesundheit. Zu diesem Schluss kommen auch wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass vegane Ernährung das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verringern kann.
Gestiegener Energieverbrauch
Wie die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) In ihrem Online-Magazin „HerzFitmacher“ berichtet, fanden Forschende in einer randomisierten Studie heraus, dass eine vegane Ernährung mehrere positive Effekte auf eine Gewichtsreduktion sowie den Stoffwechsel haben kann.
Die in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlichte Arbeit wurde mit 240 übergewichtigen und adipösen Teilnehmenden durchgeführt – eine Gruppe ernährte sich fettarm und vegan, die Kontrollgruppe behielt ihre bisherigen Essgewohnheiten bei.
Das Ergebnis nach 16 Wochen: Während die Personen der sich vegan ernährenden Gruppe im Schnitt sechs Kilogramm an Körpergewicht verlor, veränderte sich das Gewicht der Kontrollgruppe, die ihr gewohntes Essverhalten beibehielt, nicht.
Doch die vegane Ernährungsweise wirkte sich nicht nur auf das Gewicht der Probandinnen und Probanden aus, sondern hatte darüber hinaus auch positive Effekte auf den Stoffwechsel.
So stieg der Energieverbrauch nach einer Mahlzeit bei der veganen Gruppe im Schnitt um mehr als 14 Prozent, während er sich in der Kontrollgruppe nicht veränderte. Das wurde durch eine indirekte Kalorimetrie, also eine Messung des Energieumsatzes, über drei Stunden nach einem Standardfrühstück mit 720 Kalorien gemessen.
Positive Auswirkungen auf den Lipidspiegel
Die durchschnittliche Kohlenhydrat- und Ballaststoffaufnahme stieg bei der veganen Gruppe während des Studienverlaufs an. Fette, Proteine und Cholesterin nahmen diese Teilnehmenden jedoch weniger zu sich.
Obwohl sie so viel zu sich nehmen durften, wie sie wollten, reduzierten sie ihre Gesamtenergiezufuhr. Dieser Effekt wurde bereits in früheren Studien mit veganer Ernährung beobachtet.
Des Weiteren wirkte sich die vegane Ernährung laut den Fachleuten auch positiv auf den Lipidspiegel im Körper, also dem Fettgehalt, aus.
Vor allem die hepato- und intramyozellulären Lipidwerte, die eine große Rolle bei der Insulinresistenz und letztendlich auch bei der Entstehung von Diabetes Typ-2 spielen, sanken um rund 34 Prozent und gut zehn Prozent.
Faktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen minimieren
Der Studie zufolge lassen sich durch eine vegane Ernährung also Faktoren minimieren, die kardiovaskuläre Erkrankungen hervorrufen können, wie zum Beispiel Übergewicht oder auch Typ-2-Diabetes. Vegane Kost kann so dabei unterstützen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die von diesen beiden Faktoren ausgelöst werden, vorzubeugen.
Doch ist Veganismus die gesündeste Ernährungsform für Herzpatientinnen und -patienten? Laut der DGK lässt sich allgemein festhalten, dass ungesunde Ernährung – wie zu wenig Obst und Gemüse und zu viel rotes und verarbeitetes Fleisch – für Millionen Todesfälle weltweit mitverantwortlich ist. Eine pflanzenbetonte Ernährungsweise, wie sie etwa die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, ist hingegen vorteilhaft.
Ob sich Veganerinnen und Veganer aber letztendlich gesundheitsfördernd ernähren, hängt vor allem von deren Lebensmittelauswahl ab. Beinhaltet diese zum Beispiel vor allem eine vielfältige und abwechslungsreiche Auswahl an Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Getreide-/Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und Pflanzenölen, ist dies durchaus eine ernährungsphysiologisch günstige und gesundheitsfördernde Ernährungsweise.
Wichtig ist jedoch, dass bei der veganen Ernährung auf Nährstoffpräparate (beispielsweise Vitamin D) beziehungsweise angereicherte Lebensmittel zurückgegriffen wird, um eine ausreichende Versorgung mit den sogenannten kritischen Nährstoffen zu gewährleisten, schreibt die DGK.
Ballaststoffreiche Produkte, Gemüse und Obst
Wie in dem Online-Magazin „HerzFitmacher“ weiter erklärt wird, konnte in Beobachtungsstudien gezeigt werden, dass eine hohe Zufuhr von ballaststoffreichen Getreideprodukten sowie Gemüse und Obst viele Krankheitsrisiken senken kann, wie zum Beispiel das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Diabetes mellitus Typ 2.
Die vegane Ernährungsform hat hinsichtlich dieser genannten Lebensmittel oft eine günstigere Zusammensetzung in Bezug auf die Zufuhr von Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen als die in Deutschland übliche Mischkost, so dass sie eine positive Wirkung auf die kardiovaskuläre Gesundheit haben kann.
Allerdings zeigt die aktuelle Datenlage derzeit keinen eindeutigen Vorteil der veganen Ernährung gegenüber der Mischkost – vorausgesetzt der Fleischanteil ist gering.
Hinzuzufügen ist, dass mit dem Veganismus oft ein genereller gesundheitsfördernder Lebensstil einhergeht. So rauchen viele Veganerinnen und Veganer nicht, konsumieren wenig Alkohol und bewegen sich viel – der Effekt der Ernährung auf die Gesundheit allein ist daher schwer zu identifizieren. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: Vegane Ernährung: Ein Fitmacher für’s Herz?, (Abruf: 04.10.2021), HerzFitmacher
- Kahleova H et al.: Effect of a Low-Fat Vegan Diet on Body Weight, Insulin Sensitivity, Postprandial Metabolism, and Intramyocellular and Hepatocellular Lipid Levels in Overweight Adults: A Randomized Clinical Trial; in: JAMA Network Open, (veröffentlicht: 02.11.2020), JAMA Network Open
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.