Schützt die richtige Ernährung vor Osteoarthritis und rheumatoider Arthritis?
Wenn es um das Fortschreiten von Osteoarthritis und rheumatoider Arthritis geht, scheint es laut Fachleuten sehr unwahrscheinlich, dass die Ernährung einen Einfluss hat. Die Einhaltung einer gesunden Ernährung kann demnach die Entwicklung dieser Erkrankungen weder verlangsamen noch aufhalten.
In einer neuen Forschungsarbeit unter Beteiligung von Fachleuten der Division of Musculoskeletal & Dermatological Sciences wurden verschiedene systematische Übersichten und Meta-Analysen von Studien zur Ernährung und zum Krankheitsverlauf bei sieben unterschiedlichen rheumatischen Erkrankungen durchgeführt.
Einfluss der Ernährung auf die allgemeine Gesundheit
Laut den Forschenden ist es zwar bekannt, dass Ernährung Auswirkungen auf die kardiovaskuläre und psychische Gesundheit hat, dagegen war aber nicht wirklich klar, ob die Ernährung auch die Symptome und das Fortschreiten rheumatischer und muskuloskelettaler Erkrankungen beeinflussen kann. Die neue Studie sollte dies klären.
Dafür untersuchte die Forschenden die möglichen Auswirkungen von Ernährung, Bewegung, Gewicht, Alkohol, Rauchen und Arbeit auf den Krankheitsverlauf von rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen, berichtet das Fachmagazin BMJ in einer aktuellen Pressemitteilung
Auswirkungen der Ernährung auf Schmerzen und Gelenkschäden
Im Bezug auf die Ernährung suchte das Team speziell nach Studien zur Auswertung, welche sich mit den Auswirkungen von Nahrungsbestandteilen/Ergänzungsmitteln auf Schmerzen, Gelenkschäden und körperliche Funktionen für sieben häufig auftretende rheumatische und muskuloskelettale Erkrankungen befassten.
Dabei handelte es sich um Osteoarthritis, rheumatoide Arthritis, systemischen Lupus erythematodes, axiale Spondyloarthritis, Psoriasis-Arthritis, systemische Sklerose und Gicht, berichten die Fachleute der University of Manchester in einer Zusammenfassung der Studie.
Die Forschenden verwendeten in ihrer neuen Studie letztendlich 24 systematische Übersichtsarbeiten, welche zwischen dem Jahr 2013 und dem Jahr 2018 publiziert wurden. Zusätzlich wurden noch 150 Originalforschungsartikel ohne Einschränkung des Veröffentlichungsdatums in die gepoolte Datenanalyse miteinbezogen.
Die meisten der Untersuchungen betrafen Osteoarthritis und rheumatoide Arthritis und befassten sich mit einer Vielzahl von Nahrungsmitteln/Ergänzungsmitteln. Darunter tierische Produkte, experimentelle Ernährungsformen, Nahrungsbestandteile, Obst und Gemüse sowie andere pflanzliche Interventionen, Mineralstoffe und Ergänzungsmittel und Vitamine, so die Fachleute.
Etwaige Auswirkungen einer gesunden Ernährung auf rheumatische Erkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats fallen lediglich gering und klinisch nicht aussagekräftig aus, berichten die Forschenden weiter. Ein Grund hierfür könnte sein, dass es nicht genügend qualitativ hochwertige Ernährungsstudien zu diesem Thema gibt.
Die Fachleute betonen, dass speziell für Osteoarthritis relativ wenige Ernährungsstudien vorlagen, so dass die Evidenz für diese als schlecht oder sehr schlecht eingestuft wurde.
Ernährung bei Osteoarthritis klinisch nicht bedeutsam
Die Analyse der gepoolten Daten zeigte letztendlich, dass die Auswirkungen von Ernährungsmaßnahmen mit mäßiger Evidenz (Fischöl, Chondroitin, Glucosamin, Vitamin D, Avocado und Sojabohnen) auf das Fortschreiten von Osteoarthritis im Allgemeinen gering und klinisch nicht bedeutsam ausfielen.
Auswirkungen der Ernährung auf rheumatoide Arthritis
Die Evidenz für die meisten auf die Ernährung bezogenen Interventionen bei rheumatoider Arthritis wurde von den Fachleuten ebenfalls als schlecht oder sogar sehr schlecht eingestuft, vor allem aufgrund der geringen Anzahl von Studien und Teilnehmenden.
Es gab zwar Belege für Auswirkungen von Probiotika, Vitamin D und Fischöl/Omega-3 auf rheumatische Erkrankungen, diese waren laut den Fachleuten jedoch vernachlässigbar oder zu gering, um einen großen Unterschied zu machen.
Keine Schutz durch einzelne Ernährungsmaßnahme festgestellt
Auf der Grundlage der derzeitigen Evidenz gibt es daher keine einzelne Ernährungsmaßnahme, die einen wesentlichen Nutzen für die Ergebnisse von Menschen mit Osteoarthritis und rheumatoider Arthritis hat, schlussfolgern der Fachleute.
Nach Aussage des Teams wurden für die anderen einbezogenen rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen noch wesentlich weniger Studien veröffentlicht. Diese lieferten ebenfalls keine konsistenten Belege dafür, dass die Ernährung die Ergebnisse bei diesen Erkrankungen wesentlich verbessert.
Laut den Forschenden, deutet die aktuelle Literatur zu diesem Thema darauf hin, dass es zwar mäßige Hinweise auf einen geringen Nutzen von bestimmten Nahrungsbestandteilen gibt, allerdings fehlen belastbare Belege für klinisch bedeutsame Wirkungen einzelner Nahrungsmittelbestandteile auf den Krankheitsverlauf.
Auf Ernährung und gesundes Körpergewicht achten
Der Verzehr bestimmter Nahrungsbestandteile hat demnach wahrscheinlich keinerlei oder kaum Einfluss auf das Fortschreiten von Osteoarthritis und rheumatoider Arthritis. Trotzdem ist es für die allgemeine Gesundheit wichtig, sich gesund zu ernähren und auf ein gesundes Gewicht zu achten, da dies vor anderen Erkrankungen und gesundheitlichen Problemen schützt. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Manchester: Effects of diet on the outcomes of rheumatic and musculoskeletal diseases (RMDs): systematic review and meta-analyses informing the 2021 EULAR recommendations for lifestyle improvements in people with RMDs (abgefragt 01.06.2022), University of Manchester
- BMJ: Diet unlikely to ease progression of osteoarthritis, rheumatoid arthritis (veröffentlicht 31.05.2022), BMJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.